Trotzdem ist die öffentliche Kritik groß. In den sozialen Medien hat sich schon der Spitzname „MazeSpin“ etabliert (spin = drehen, d.Red.)
Steiner: Das gehört dazu. Die sozialen Medien sind Fluch und Segen zugleich. Sie können dir helfen, aber auch schaden. Deshalb darf man weder auf positive noch auf negative Reaktionen zu sehr hören, sondern einfach versuchen, einen guten oder besseren Job zu machen. Derzeit sind wir noch in einer Phase, in der wir uns finden müssen.
Mazepin hat sich beschwert, dass Schumacher durch die Ferrari-Akademie und die dazugehörigen Simulator- und Testfahrten einen Vorteil hat…
Steiner: Ich würde nicht sagen, dass er sich beschwert hat. Er hat es gesagt, weil es stimmt. Es ist für Mick bestimmt kein Nachteil, aber ich glaube auch nicht, dass es ein riesiger Vorteil ist, mit einem zwei Jahre alten Auto in Fiorano zu fahren. Es ist immer gut, im Auto zu sitzen. Aber wie viel es wirklich bringt, da sind schon noch Fragen offen.
Sie konnten sich mittlerweile ein Bild von Schumacher machen: Ist er ein zukünftiger Siegfahrer und Weltmeister?
Steiner: Nach zwei Rennen würde ich mich zu diesen Aussagen nicht hinreißen lassen, auch wenn ich eigentlich sagen sollte: Na sicher! Ich möchte ihn noch etwas länger beobachten, kann aber schon sagen: Er hat sicher das Material, ein guter Formel-1-Fahrer zu werden. Um Weltmeister zu werden, musst du auch im richtigen Moment im richtigen Auto sitzen. Und jetzt zu sagen, er wird Weltmeister: Den Druck will und sollte ich nicht aufbauen. Dass er ein guter Rennfahrer ist, hat er bewiesen, auch in der Formel 3 und Formel 2. Ob er ein Champion wird? Zu früh zu sagen. Im Moment sind wir in den Flitterwochen. Alles ist schön und alles ist gut. Ich bin noch vorsichtig, irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen, die den Jungs dann ewig anhaften.
Flitterwochen ist ein gutes Stichwort: Sie sind sowohl mit Ferrari als auch mit Mazepins Sponsor Uralkali liiert. Inwiefern nehmen beide Einfluss auf die Entwicklung und Behandlung Ihrer Schützlinge?
Steiner: Zu managen ist das am einfachsten, wenn man ehrlich ist, beiden die gleichen Voraussetzungen gibt und das auch nachweisen kann. Nachfragen wird es immer geben. Und jeder Fahrer glaubt auch immer, er wird benachteiligt. Und wenn man wirklich mal nur ein neues Teil für einen Fahrer dabeihat, muss man das offen und ehrlich kommunizieren. Das ist mein Weg.
Zuletzt stand erneut ein Verkauf des Teams an Uralkali im Raum. Können Sie dazu etwas sagen?
Steiner: Das sind Gerüchte, die jeglicher Grundlage entbehren. Haas gehört immer noch Herrn Haas und das wird auch so bleiben. Mit den aktuellen Resultaten ist niemand glücklich. Aber Gene Haas kennt den Weg, den wir gehen. Er hat immer noch Freude an der Formel 1, war auch in Portugal. Und so lange wir mittelfristig wieder besser aufgestellt sind, was wir sein werden, ist das okay für ihn.
Das Interview führte Ralf Bach. *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.