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Fünf für den Titel: Die Formel 1 sucht Rosberg-Nachfolger

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Formel 1 - Lewis Hamilton
Lewis Hamilton will den WM-Titel unbedingt gewinnen. © dpa

Melbourne - Der König der Formel 1 hat abgedankt, ein neuer Weltmeister wird gesucht. Nach dem Rücktritt von Nico Rosberg erhebt ein Quintett mehr oder weniger laut Anspruch auf den Thron.

"Ein bisschen komisch" werde es wohl sein für ihn, räumte Nico Rosberg ein, wenn die früheren Fahrerkollegen die Jagd auf seinen WM-Titel eröffnen. 119 Tage nach seiner Krönung und 114 Tage nach dem überraschenden Rücktritt wird der Weltmeister am kommenden Sonntag (7 Uhr MESZ/RTL und Sky) als normaler Fan vor dem heimischen Fernseher verfolgen, wie die Formel 1 in Melbourne in eine neue Ära startet.

Ein bisschen komisch wird es aber auch für die Anhänger und Mitglieder der Königsklasse sein, denn erstmals seit dem 16. Oktober 2005 wird Rosberg in der Startaufstellung fehlen.

Durch den Rücktritt des Champions fällt die Rolle des WM-Favoriten ausgerechnet seinem früheren Mercedes-Teamkollegen und Erzrivalen Lewis Hamilton zu. Der exzentrische Brite macht nach dem knapp verlorenen Titelkampf 2016 keinen Hehl aus seinen Ambitionen - nach dem 20. Saisonrennen will er am 26. November beim Finale in Abu Dhabi die Nase vorn haben. "Ich will diesen Titel so sehr für euch alle gewinnen", twitterte der dreimalige Champion an die Adresse seiner Abermillionen Fans.

Bottas schon ein Titelkandidat?

Unter der Voraussetzung, dass Mercedes auch nach den umfangreichen Änderungen im Reifen- und Aerodynamik-Reglement das stärkste Auto stellt, käme Hamiltons größter Rivale automatisch aus den eigenen Reihen. Am Potenzial von Valtteri Bottas scheiden sich aber die Geister. Die einen halten den 27-jährigen Finnen für einen kommenden Weltmeister, dem bislang allein ein titelfähiges Auto fehlte. Die anderen sehen in ihm eine solide Übergangslösung, die 2018 einem Top-Star weichen muss.

"Ich kann liefern", beteuerte der Rosberg-Nachfolger zuletzt in Sport Bild: "Ab dem ersten Rennen muss ich voll da sein. Ich gehe davon aus, dass meine Lernkurve steil verläuft." Dies dürfte auch notwendig sein, um den hohen Ansprüchen beim Weltmeisterteam gerecht zu werden. "Er muss sich im Longrun noch entwickeln", forderte Silberpfeil-Aufsichtsratsboss Niki Lauda bereits und setzte hinzu: "Der zweite Fahrer muss Lewis einheizen, damit der weiterhin auf Top-Level fährt."

Fragezeichen ranken sich auch um das Potenzial des W08. "Jeder sagt natürlich, dass Mercedes wieder gewinnen muss. Aber das sind die naiven Menschen. Ich glaube, es liegt ein hartes Jahr vor uns", sagte Lauda.

Über jeden Zweifel erhaben ist die fahrerische Klasse von Sebastian Vettel, der nach Rosbergs Rücktritt der einzige deutsche Sieganwärter ist. Nach der Ferrari-Horrorsaison 2016 beeindruckte der viermalige Weltmeister bei den Testfahrten in Barcelona mit dem neuen SF70-H die Konkurrenz. "Das Auto liegt wie ein Brett", sagte Lauda anerkennend. "Ich glaube, dass Ferrari blufft und dass sie noch viel schneller sind", erklärte Hamilton.

Vettel schürt keine großen Erwartungen

Im Vorjahr klang das zu diesem Zeitpunkt allerdings ähnlich, ehe sich die Sorgen bei Mercedes und auch Red Bull relativierten. Wohl auch deswegen stapelt Vettel, dessen Vertrag bei der Scuderia ausläuft, zunächst tief. "Mercedes ist weiter das Maß aller Dinge", erklärte der Hesse. Klarheit über die Machtverhältnisse werde man seiner Meinung nach allerdings erst erhalten, "wenn alle ihre Weiterentwicklungen aufs Auto gepackt haben".

Beim Thema Weiterentwicklungen denkt man fast automatisch an Adrian Newey. Nicht wenige trauen dem Design-Superhirn von Red Bull sogar den Mut zu, einen Dummy des neuen RB13 nach Barcelona geschickt zu haben und erst in Melbourne das Wettkampfauto zu präsentieren.

So oder so sollte man die Piloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen auf dem Zettel haben. Anders als bei Mercedes und auch bei Ferrari, wo Bottas beziehungsweise Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen (Finnland) mit dem Stempel des Nummer-2-Fahrers in die Saison gehen, sind der australische Dauergrinser und der 19-jährige Niederländer annähernd gleich schnell und zudem von der Teamleitung mit allen Freiheiten ausgestattet.

Das birgt die Chance, mit einer Doppelspitze um beide Titel zu kämpfen - zugleich aber das Risiko einer Eskalation. "Bisher verstehen sie sich gut", beteuerte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko: "Aber man weiß natürlich nicht, wie sich das entwickelt."

Kleinere Brötchen backen wohl die weiteren Deutschen: Der Emmericher Nico Hülkenberg muss nach seinem Wechsel von Force India zu Renault zunächst Aufbauarbeit leisten. Das ehrgeizige Ziel der Franzosen ist der Titelgewinn 2020. Pascal Wehrlein muss sich noch weiter hinten anstellen: Nachdem Bottas dem Mercedes-Junior bei der Besetzung der Rosberg-Nachfolge vorgezogen wurde, muss sich der Worndorfer beim Hinterbänkler-Team Sauber für höhere Weihen empfehlen.

sid

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