Bis 2005 trug der deutsche Rekordmeister seine Heimspiele hier aus - und errang so manchen Titel. Die Kapazität beträgt heute (theoretisch) 69.250 Zuschauer.
Um die Jahrtausendwende hatten die Bayern und Nachbar TSV 1860 eine Vision: Sie wollten eine reine Fußball-Arena bauen, nachdem andere Städte wie Amsterdam oder Hamburg mit ihren Arenen neue Maßstäbe gesetzt hatten.
„Fußball schauen soll allen Spaß machen und ein tolles Erlebnis sein“, sagte der damalige Bayern-Präsident Franz Beckenbauer im März 1997. Im Herbst stimmte der Verwaltungsbeirat dem Bau eines eigenen Stadions für 500 Millionen Euro zu. Die Stadt München warb seinerzeit noch für einen Umbau des Olympiastadions.
Nach langen Diskussionen taten sich der FC Bayern und der TSV 1860 2001 zusammen und beschlossen einen gemeinsamen Neubau in Fröttmaning. In einem demokratischen Bürgerentscheid stimmten die Münchner im Oktober desselben Jahres dem Vorhaben mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit zu.
346 Millionen Euro kostete der Neubau der Allianz Arena letztlich, im Herbst 2002 rollten die Baumaschinen an, im Mai 2005 eröffneten die Münchner Klubs das Stadion mit Freundschaftsspielen. Spektakulär: Bereits Ende 2014 hatte der Rekordmeister die Kosten für die Allianz Arena „komplett abbezahlt“, wie der damalige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erklärte, und damit 16 Jahre früher als ursprünglich geplant.
Anfangs sahen die Pläne für die Allianz Arena eine Kapazität von 66.000 Zuschauern vor. Bereits in der ersten Saison stellte der FC Bayern bei der Stadt München jedoch einen Antrag, das Fassungsvermögen um 3.901 Plätze zu erhöhen, was genehmigt wurde.
Im August 2012 stieg die Kapazität durch Einbau zusätzlicher Sitze in der letzten Reihe des Oberranges auf 71.137 Zuschauer an (international: 67.812).
Das war es aber noch nicht mit Kapazitätserweiterungen: Im Januar 2015 erfolgte die Genehmigung, das Fassungsvermögen auf 75.000 Zuschauer zu erhöhen (international: 70.000). Nachvollziehbar.
Der Ansturm auf die Tickets ist bis heute ungebremst. Ein Beleg: Schon weit vor der Saison 2019/20 waren alle 17 Heimspiele der Münchner in der Bundesliga ausverkauft.
Im Volksmund gibt es etliche bildliche Vergleiche für die Allianz Arena. Diese ist in ihrem Design einzigartig im internationalen Fußball. Am auffälligsten sind freilich die wabenförmigen Luftkissen, die das Äußere des Stadions prägen - und abends sowie nachts durch unzählige LED-Leuchten beleuchtet werden.
Die technischen Daten sind ebenso spektakulär wie der Anblick. Die Waben sind bis zu acht Meter lang, die Folien aus Ethylen-Tetrafluorethylen aber nur 0,2 Millimeter dick (oder eher dünn).
Die LED-Technik ermöglicht (theoretisch) 16 Millionen Farben - an Spieltagen des FC Bayern ist die Arena, wie die Fans das Stadion rufen, schon von Weitem in markantem Rot zu sehen. Ebenso interessant: Die Kissen an der Außenwand werden permanent durch riesige Ventilatoren mit Luft gefüllt.
Nicht nur der FC Bayern, sondern auch das DFB-Team trägt Heimspiele in der Allianz Arena aus. Unvergessen ist vielen deutschen Fußball-Fans sicher der Führungstreffer durch Bayerns Philipp Lahm im Eröffnungsspiel der WM 2006 gegen Costa Rica (4:2). Es folgte das sogenannte Sommermärchen.
Es war das erste Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft in der Arena. Bei der Heim-WM war die damalige Mannschaft von Jürgen Klinsmann und Joachim Löw nochmal beim WM-Achtelfinale gegen Schweden (2:0) in Fröttmaning zu Gast. Bis September 2018 folgten fünf Länderspiele.
Doch damit nicht genug: München wurde als EM-Spielort bei der paneuropäischen Fußball-EM 2020 ausgewählt. Das Turnier wurde auf insgesamt zwölf europäische Städte zwischen Kopenhagen und Rom, zwischen Bilbao und Bukarest verteilt.
Drei Vorrundenspiele (16., 20. und 24. Juni) sowie ein EM-Viertelfinale (3. Juli) hat München bekommen. Auch bei der Fußball-EM 2024 ist München - und damit die Arena - einer der zehn deutschen Spielorte.
Zuallererst ist die Allianz Arena freilich die Heimstätte des FC Bayern. Und das Lebenswerk von Uli Hoeneß, über Jahre Manager, Präsident und Aufsichtsratsboss des Rekordmeisters.
„Für mich ist es eine ganz besondere Angelegenheit, weil ich das Gefühl habe, dass wir unseren Fans mit diesem Stadion einen Traum erfüllt haben. Mit der Allianz Arena ist es uns gelungen, unseren Fans eine Heimat zu geben - so ist sie auch akzeptiert worden“, sagte der Vereinspatron einmal gewohnt emotional.
Hoeneß betonte: „Das ist keine private Sache von Uli Hoeneß. Unsere Fans sind das Herz des Vereins, und für die machen wir das.“ Wie sehr die Anhänger das Stadion annehmen, beweisen beeindruckende Choreographien in Bundesliga und Champions League, inszeniert durch die „Südkurve“.
Eine Choreo gab es auch beim „Finale dahoam“, das schließlich im „Drama dahoam“ endete. Nachdem der FC Bayern den Zuschlag für das Champions-League-Finale 2012 erhalten hatte, war das große Ziel des Klubs, das Endspiel der Königsklasse im eigenen „Wohnzimmer“ auch zu erreichen.
Und tatsächlich: Durch ein dramatisches 3:1 im Elfmeterschießen bei Real Madrid zogen die Bayern ins Finale ein - und waren gegen den FC Chelsea Favorit. Dann die Ernüchterung: Nach spätem Ausgleich der Londoner in der regulären Spielzeit verloren die Münchner die Partie erst im Elfmeterschießen.
Ausgerechnet Bastian Schweinsteiger, der aus Kolbermoor bei Rosenheim rund 60 Kilometer südöstlich von München stammt, verschoss den entscheidenden Elfmeter. Der Bekanntheitsgrad der Allianz Arena wuchs indes durch dieses Spiel weiter.
Motivation genug für die Bayern, ihr Schmuckstück immer wieder zu modernisieren und mit neuen Special Effects zu versehen.
Das ambitionierteste Projekt war die Umgestaltung des Innenraums, begonnen in der Sommerpause 2018. Konkret: Im Mittelrang wurden rote Stühle montiert, in der Nordkurve aus Sitzen das Vereinslogo gestaltet.
Auf der Haupttribüne der Allianz Arena im Westen ist seither auf dem Unterrang unterhalb der Medientribüne der Schriftzug „Mia san mia“ zu sehen, auf der Gegentribüne prangt FC Bayern München.
Treppen und Außenwände der Kioske wurden rot angestrichen, zudem sind rund um die Imbissstände Szenen aus der Vereinsgeschichte abgebildet.
Im Sommer 2019 tauschten die Münchner schließlich die Stadionbeschallung komplett aus, die Bayern gestalteten den Spielertunnel um und der innere Dachbereich bekam eine umfangreiche Deckenbeleuchtung für Lichtershows, zum Beispiel, wenn die Aufstellung verkündet wird.
Riesen-Aufwand für das nächste Riesen-Spiel: das Champions-League-Finale 2022. Im September 2019 bekam München den Zuschlag durch den Europäischen Fußballverband Uefa.
Der Stadtrat bewilligte für das Event (vorerst) 8,6 Millionen Euro. Dafür bekommen Bürger und Fans zum Beispiel ein viertägiges Event im Olympiapark, mit Fußball-Kleinfeld, Ausstellungen und DJ-Konzerten.
"München ist eine Sportstadt, viele Bürgerinnen und Bürger sind unglaublich fußballbegeistert. Es freut mich deshalb sehr, dass wir 2022 schon zum vierten Mal Gastgeberin des Champions-League-Finales sein dürfen und mit Fußballfans aus ganz Europa ein tolles Fußballfest feiern dürfen", erklärte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), selbst großer Fan des FC Bayern.
An Tickets für Spiele des FC Bayern München in der Allianz Arena ranzukommen, ist gar nicht so einfach. Diese sind schlicht sehr begehrt. Laut statista verkaufte der Rekordmeister vor der Saison bereits 38.000 Dauerkarten.
Und: Mehr Saisontickets müssen die Münchner gar nicht absetzen, weil sie ihr Stadion auch so voll bekommen. Tageskarten müssen derweil im Vorfeld online angefragt werden. Schon auf der Ticketing-Seite der Bayern wird darauf hingewiesen, dass die Vergabe nach Losverfahren erfolgt.
Über einen Warenkorb können Karten angefragt werden. Meist sind die Heimspiele jedoch schon mit einem „überbucht“ gekennzeichnet. Die Allianz Arena - sie zieht eben Fans weit über München hinaus an!
Patrick Mayer