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Rettig wird 50: Immer noch Krawatten-Allergie

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Andreas Rettig trägt ungern Krawatte
Andreas Rettig trägt ungern Krawatte © dpa

Frankfurt am Main - Der ehemalige FCA-Erfolgsmanager Andreas Rettig wird 50 Jahre alt. Trotz seines kometenhaften Aufstiegs hat er immer noch eine Krawatten-Allergie.

So ganz angefreundet hat sich Andreas Rettig offenbar noch nicht mit den Frankfurter Gewohnheiten. Statt in eine „Ebbelwoi“-Kneipe irgendwo zwischen den Wolkenkratzern zieht es den Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) an seinem 50. Geburtstag zurück in die rheinische Heimat.

In einer urigen Kölner Kneipe feiert Rettig am Donnerstag (25. April) mit alten Weggefährten wie Rudi Völler, Wolfgang Overath, Volker Finke und Reiner Calmund - und einem Glas Kölsch. Auch nach 30 Jahren im Fußball und fast vier Monaten an der DFL-Spitze ist der gebürtige Leverkusener vor allem eines: auf dem Boden geblieben.

Gut angekommen ist Rettig, der selbst mal angab, eine „Krawatten-Allergie“ zu haben, damit schon während seiner Zeit als Manager des SC Freiburg, 1. FC Köln und FC Augsburg. Bei der DFL wurde er sogar deshalb äußerst dringend und schon viel früher als geplant gebraucht.

Zwei Monate vor seiner offiziellen Vorstellung als „Geschäftsführer Spielbetrieb und Lizenzierung“ reiste Rettig im vergangenen Herbst zum großen Fan-Gipfel nach Berlin - und glättete auf Anhieb die Wogen in der gerade eskalierenden Sicherheitsdiskussion, die die Liga noch bis Dezember in Atem halten sollte.

Rettig gab der DFL, die von den Fans zu diesem Zeitpunkt zum großen Feindbild erklärt wurde, plötzlich ein Gesicht in der hitzig geführten Debatte. Der ehemalige Amateurfußballer gestand Fehler ein, mahnte die Politik zur Sachlichkeit - und blieb seiner Linie auch nach dem einstimmigen aber weiterhin umstrittenen Beschluss des Sicherheitspapiers am 12. Dezember 2012 treu. Der Dialog mit den beruhigten Fans findet auch dank Rettig längst „ohne viel Brimborium“ statt.

„Wir wollen mehr wahrgenommen werden - nicht nur als Vermarktungsverband“, sagte er bei seiner offiziellen Vorstellung im Januar. Die „da oben“ würden eben nicht nur „an Medien und Vermarktung“ denken. Für ihn, der als Manager in Freiburg den Einzug in den Europacup feierte, gehöre ohnehin „die Bratwurst und der Pappbecher Bier genauso zum Stadionerlebnis“.

„Gelernt“ hat der Rheinländer das irgendwo in den Niederungen der Amateurligen. Schmunzelnd, aber auch ein wenig stolz zeigte Rettig zuletzt in einer Journalistenrunde das Video zum Tor des Monats von Klaus-Dieter Nuyken. Die Nummer sieben, die den Treffer für den Wuppertaler SV da vor 28 Jahren von links kunstvoll mit dem rechten Außenrist vorbereitete, war Rettig - er sei halt nicht immer „ein Schreibtischtäter“ gewesen, wie er betonte.

Der große Sprung zu einem Profi-Klub gelang dem „Fußballer mit bescheidenem Talent“ (Rettig) aber dennoch nur im Anzug, wenn auch ohne Krawatte. Drei Jahre lang ließ sich Rettig bei der Bayer AG zum Industrie-Kaufmann ausbilden (1984 bis 1987), ehe er nach erfolgreich abgeschlossenem Fußballlehrer-Lehrgang 1989 erst Jugendleiter und anschließend Vorstandsmitglied beim Werksklub wurde. Als Spezi von Manager-Legende Calmund, ein „Toplehrmeister“, reifte er zum absoluten Fachmann. „Nur die Essgewohnheiten habe ich mir nicht angewöhnt“, sagte Rettig augenzwinkernd.

Nach seiner Zeit als Manager in Freiburg (1998 bis 2002), Köln (bis 2005) und Augsburg (2006 bis 2011), zog es Rettig vollends auf die Funktionärsebene. Langweilig wird es für den Leverkusener aber auch in der edlen DFL-Zentrale in der Guiollettstraße nicht.

Neben zukünftigen Aufgaben rund um Financial Fairplay und den möglichen Sommer-Spielplan vor der WM 2022 in Katar will sich Rettig mit der DFL (noch) mehr auf sozialer Ebene engagieren. Nachbessern will er unter anderem im Jugendbereich, wo der „Rucksack“ der Nachwuchsfußballer zu schwer zu werden droht, und im Schulsport. An der Basis eben.

sid

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