Bei Eintracht Frankfurt hatte er alles unter Kontrolle. Gegenwind verspürte er erst rund um den ungeschickt vollzogenen Wechsel nach München. Beim FC Bayern muss er komplexere Aufgaben bewältigen. Ihm haben die Bosse einen schwierigen Umbruch des Teams aufgetragen, Härtefälle inklusive. Der Unterschied zur Eintracht sei, «dass es hier eine Anhäufung von Weltstars gibt, die viel erreicht haben, sprich viele Titel geholt haben», schilderte Kovac.
In München ist der Umgang mit Stars und Diven eine permanente Kraftanstrengung für einen Trainer. Und das unter dem Brennglas der ständigen öffentlichen Beobachtung und Kommentierung. «Man kann Gegenwind haben, aber alles muss sachlich und oberhalb der Gürtellinie bleiben», beklagte Kovac in einem ZDF-Interview.
Interna aus der Kabine drangen nach außen. Angebliche Zerwürfnisse mit Teilen des Kaders wurden beschrieben. Kovac reagierte mit einer klareren Ansprache ans Team. Er verfügte einen Rotationsstopp. Er änderte - auch auf Drängen der Führungsspieler - das System. «Als Trainer muss man sich immer wieder selbst überprüfen und den Status quo, um Veränderungen vorzunehmen», sagte er. Das sei in der Zeit der großen Ergebniskrise mit «punktuellen Nadelstichen» gelungen.
Die Bosse reagierten erleichtert auf den positiven Endspurt 2018 mit fünf Siegen nacheinander in der Liga. Platz zwei hinter Herbstmeister Borussia Dortmund ist für sie als Momentaufnahme erträglich. In der Champions League und im DFB-Pokal (Achtelfinalgegner Hertha BSC) wurden die Halbjahresziele erreicht. «Niko und die Mannschaft sind wieder eine Einheit», stellte Vorstandschef Rummenigge fest. «Ich spüre, dass die Mannschaft immer mehr den Trainer versteht - und umgekehrt», erklärte auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic.
Kovac hat die Phase des Zauderns und Haderns verlassen. Er musste viel Kritik ein- und wegstecken. Er gibt sich vor dem Start ins neue Jahr kämpferischer denn je. Er will 2019 in allen drei Wettbewerben angreifen. Die Jagd auf den BVB motiviere ihn und seine Mannschaft. «Wir wollten bis Weihnachten verkürzen. Wir sind von neun auf sechs Punkte rangekommen. Das war der FC Bayern, wie wir ihn kennen.» Mit einem Niko Kovac, der als Trainer wieder eine Zukunft in München hat.
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