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Bierhoff: Zum Glück nicht in der Todesgruppe

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Daumen hoch von Oliver Bierhoff
Daumen hoch von Oliver Bierhoff © AP

Rio de Janeiro - Als der mollige Ronaldo Deutschland als Kopf der Gruppe C gezogen hatte, huschte ein Lächeln über das Gesicht von Löw-Vertreter Oliver Bierhoff.

“Ich bin froh, dass wir nicht in einer Todesgruppe sind wie Frankreich und Spanien“, sagte der DFB-Teammanager nach der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die Fußball-WM 2014 in Brasilien.

Bei der Zeremonie im malerischen Jachthafen Marina da Gloria von Rio de Janeiro hatte es der frühere Weltstar und WM-Rekordtorschütze Ronaldo gut gemeint mit der deutschen Nationalmannschaft. Die Gruppengegner Schweden, Österreich, Irland, Färöer und Kasachstan dürften auch Bundestrainer Joachim Löw vor dem heimischen Fernseher nicht weiter beunruhigt haben. “Das ist okay“, meinte Bierhoff.

Zur Einstimmung: Streifzug durch Brasilien

Der 51-jährige Löw hatte sich den strapaziösen Flug nach Südamerika erspart, um sich auf das Länderspiel gegen Brasilien am 10. August in Stuttgart vorzubereiten und am Nachmittag das Pokal-Spiel zwischen dem FC Teningen und dem FC Schalke 04 in Freiburg im Stadion anzuschauen.

Bundestrainer Joachim Löw hat davor gewarnt, die deutschen Gegner in der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 auf die leichte Schulter zu nehmen. “Die Aufgaben sind nicht zu unterschätzen. Sicherlich sind Schweden und Irland die härtesten Gegner in der Gruppe, aber auch Österreich ist gegen uns immer topmotiviert. Kasachstan und die Färöer werden gegen uns ebenfalls mit großem Ehrgeiz antreten“, sagte der 51-Jährige am Sonntag einen Tag nach der Auslosung in Rio de Janeiro. Man habe aber genügend Zeit, die Gegner zu studieren und sich darauf vorzubereiten, ergänzte Löw.

Die Quali-Spiele beginnen erst nach der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine am 7. September 2012. Abgeschlossen wird die Qualifikation am 19. November 2013.

“Wir haben jetzt natürlich den klaren Fokus auf der EM-Qualifikation“, gab auch Bierhoff zu, der in der recht chaotischen Mixed Zone einer der gefragtesten Interviewpartner war, auch auf italienisch und englisch sämtliche Fragen beantwortete und seinen “Chef“ Löw prächtig vertrat. Man werde “jetzt schon mal ein bisschen zu den Gegnern rüberschielen und rechtzeitig entsprechend Material sammeln“, erläuterte Bierhoff. “So dass wir dann nach der EM direkt mit der WM-Vorbereitung anfangen können.“

Die 20 besten deutschen Fußballer seit der Wiedervereinigung

Die Ersten der neun europäischen Gruppen qualifizieren sich direkt für die Endrunde in drei Jahren. Die besten acht Gruppenzweiten ermitteln in einer Relegationsrunde vier weitere Starter für das zweite Weltturnier in Brasilien nach 1950. In einer der spannendsten Gruppen bekommt es Welt- und Europameister Spanien mit Frankreich, Weißrussland, Georgien und Finnland zu tun.

Für die Deutschen dagegen gibt es mit Österreich und Kasachstan ein schnelles Wiedersehen. Beide Länder zählen bereits in der laufenden Qualifikation zur EURO 2012 zu den deutschen Gegnern. Gegen die Kasachen gelangen mit 3:0 und 4:0 zwei Siege. Die Österreicher wurden in Wien 2:1 bezwungen, das Rückspiel findet am 2. September in Gelsenkirchen statt. Gegen das Austria-Team hat Deutschland seit fast 25 Jahren nicht verloren. “Da muss alles passen“, sagte auch Österreichs Teamchef Dietmar Constantini. “Ein Sieg gegen Deutschland ist den Leuten bei uns fast wichtiger als die Qualifikation.“

Auch gegen die übrigen Gruppengegner weist die DFB-Auswahl eine positive Bilanz auf. Mit den Färöer Inseln gab es in der Qualifikation zur EM 2004 die beiden einzigen Vergleiche, die Deutschland 2:1 und 2:0 gewann. Schweden war am 17. November letzten Jahres in Göteborg letztmals deutscher Gegner: Bei winterlichen Bedingungen trennte man sich 0:0. Insgesamt ist die DFB-Bilanz gegen den WM-Zweiten von 1958 in 34 Spielen knapp positiv. Gegen das vom Italiener Giovanni Trapattoni trainierte Irland gab es in 16 Vergleichen sieben deutsche Siege bei fünf Niederlagen.

Aber natürlich war es auch Bierhoffs protokollarische Pflicht, vor Übermut zu warnen. “Man kann sich nicht darauf ausruhen, dass man Favorit ist. Die anderen Nationen holen auf, wir müssen alle Spiele hochkonzentriert angehen“, sagte er, ehe es schon am Sonntagabend über Sao Paulo wieder zurück nach Frankfurt gehen sollte.

dpa

Bierhoff: "Schon mal zu den Gegnern rüberschielen"

Wie schätzen Sie die Gruppe mit Schweden, Österreich, Irland, den Färöer Inseln und Kasachstan ein?

Oliver Bierhoff: “Das ist okay, wir sind zufrieden. Es ist zwar keine leichte Gruppe, aber ich bin froh, dass wir nicht in einer Todesgruppe sind wie Frankreich und Spanien. In Europa sind die Qualifikationsgruppen mittlerweile immer schwer. Wir haben interessante, namhafte Gegner wie Irland und Schweden. Wir müssen konzentriert zur Sache gehen, sind aber Favorit.“

Und schon wieder geht es gegen Österreich...

Bierhoff: “Wir freuen uns drauf. Das sind immer interessante Spiele. Die Österreicher werden wieder hochmotiviert gegen uns spielen. Gegen die ist es immer schwer. Da herrscht natürlich auch eine besondere Stimmung. Ich sehe aber auch Irland sehr stark. Die werden es uns nicht leicht machen, die haben immer so eine tolle Atmosphäre, großen Enthusiasmus und Begeisterung. Das wird kein leichter Gang.“

Es gibt ja nur einen Favoriten in dieser Gruppe, oder?

Bierhoff: “Das haben wir uns erarbeitet, aber man hat ja auch bei der Copa America gesehen, dass man sich nicht darauf ausruhen kann, dass man Favorit ist. Die anderen Nationen holen auf, und deshalb müssen wir alle Spiele hochkonzentriert angehen.“

Wie kann man Schweden aktuell einschätzen?

Bierhoff: “Schwer zu sagen, es ist eine Mannschaft, die im Umbruch ist. Sie haben mit Zlatan Ibrahimovic einen absoluten Ausnahmespieler. Es ist eine unangenehme Mannschaft, die physisch immer sehr stark ist.“

Und wie sieht es mit den sogenannten Kleinen aus?

Bierhoff: “Da ist es immer wieder die Pflicht, dort zu gewinnen. Aber gerade an Färöer haben wir besondere Erinnerungen. Es ist auswärts ein unangenehmer Gegner, aber da muss man natürlich immer mit drei Punkten rechnen.“

Ab wann beginnt denn konkret die WM-Vorbereitung? Ist das nicht alles noch recht weit weg?

Bierhoff: “Wir haben jetzt natürlich den klaren Fokus auf der EM-Qualifikation. Die wollen wir so schnell wie möglich schaffen und beenden. Und dann konzentrieren wir uns auf das eigentliche EM-Turnier. Aber man wird jetzt schon mal ein bisschen zu den Gegnern rüberschielen und rechtzeitig entsprechend Material sammeln. So dass wir dann nach der EM direkt damit anfangen können.“

Was erwarten Sie von der WM in Brasilien?

Bierhoff: “Man freut sich schon jetzt auf diese WM, das wird eine ganz besondere WM. Das spürt man auch schon in Deutschland, wenn man mit Fans oder Freunden spricht. Das ist ein Fußball-Land. Hier leben 190 Millionen Menschen den Fußball. Wir denken jetzt natürlich an das EM-Turnier, aber man kann sich auch schon auf Brasilien freuen.“

Wieso ist Bundestrainer Joachim Löw nicht gekommen?

Bierhoff: “Das ist hier ja eher eine administrative Aufgabe. Da haben wir gesagt, dass sich der Jogi lieber mit der Mannschaft für das Brasilien-Spiel beschäftigen soll und ich darf hierher.“

Einer wäre heute fast auch gekommen: Jürgen Klinsmann. Der ist jetzt Nationaltrainer der USA. Was sagen Sie dazu?

Bierhoff: “Ich freue mich riesig für Jürgen. Ich freue mich auch für die USA. Ich denke, Jürgen wird den amerikanischen Fußball und die Nationalmannschaft weiter voranbringen, neue Akzente setzen. Ich drücke ihm die Daumen und hoffe, ihn dann 2014 hier zu sehen.“

Aufgezeichnet von Wolfgang Müller und Helmut Reuter, dpa

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