Platini erwähnte anschließend in einer kurzen schriftlichen Stellungnahme den Namen Blatters überhaupt nicht, Niersbach sprach dem Wahlsieger vor den Kameras jedes Reformpotenzial ab: «Auch das, was Sepp Blatter heute gesagt hat, hat sich nicht unterschieden von dem, was er vor vier Jahren gesagt hat. Er hat auch vor vier Jahren gesagt, dass er das Schiff aus der schweren See rausführen wird, und jetzt ist die See noch ein bisschen rauer.»
Das frühere FIFA-Exko-Mitglied Franz Beckenbauer kritisierte hingegen die UEFA für ihre Strategie. «Die UEFA hat ja noch nicht einmal einen eigenen Kandidaten vorzuweisen», sagte Beckenbauer der «Thüringer Allgemeinen» und forderte: «Wenn ich etwas ändern will, dann muss ich eine Alternative anbieten.»
Ungeachtet des weltweiten Sturms der Entrüstung nach dem jüngsten Korruptionsskandal präsentierte sich Blatter am Wahlabend «glückselig, wie ein Kind, das weiterspielen darf («NZZ»). Zwar bleibt der kleine Makel, dass er sich nach mit dem 133:73 in der Abstimmung gegen al-Hussein nicht direkt im ersten Wahlgang durchsetzen konnte. Doch spätestens als der Jordanier seinen Verzicht auf das zweite Votum der 209 Mitgliedsverbände erklärte, fiel die Anspannung bei Blatter ab.
In einer zeitweisen konfusen Ansprache sagte der Walliser, dass «Gott, Allah und alle Mächte, an die wir glauben, uns helfen sollen, die FIFA dorthin zurückzubringen, wo sie hingehört». Ein Großteil der europäischen Medien sah das ganz anders. «Das wunderschöne Spiel ist noch hässlicher geworden», titelte der «Daily Mirror» neben einem Bild von Blatter in Jubelpose. Und die spanische «AS» sieht den größten Kampf für den Schweizer erst noch gekommen: «Er wird seinen Titel nun gegen das FBI verteidigen.»
Ein derartiges Szenario erscheint derzeit aber noch Wunschdenken von den Blatter-Gegnern. Diesen schickte der Schweizer noch eine vergiftete Aufmunterung hinterher: «Diejenigen, die verloren haben, können ja morgen wieder gewinnen. Das ist wie im Fußball auch.»
Informationen zu Präsident Blatter auf FIFA-Homepage
Porträt Prinz Ali bin al-Hussein auf FIFA-Homepage
Beckenbauer-Interview Thüringer Allgemeine
Blatter-Interview bei RTS, französisch