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Lothar Matthäus wettert gegen Schiedsrichter: „... dann sollen alle an der Konsole spielen“

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Tobias Stieler schickte Alassane Pléa vom Platz: Fans wüten über die strenge Regelauslegung.
Tobias Stieler schickte Alassane Pléa vom Platz: Fans wüten über die strenge Regelauslegung. © dpa / Robert Michael

Bundesliga-Schiedsrichter sind immer schneller an der Karte. Grund dafür ist eine Regelanpassung des DFB. Nun wettert Sky-Experte Matthäus.

Update vom 03. Februar 2020: Die neue Regelanpassung des DFB, die vor allem dem Meckern und Protestieren der Bundesliga-Spieler entgegenwirken soll, war das Gesprächsthema des Spieltags. Die aus der Regel resultierende Gelb-Rote Karte für Gladbachs Alassane Plea, der unter anderem für eine abwinkende Geste bestraft wurde, entfachte eine große Debatte bei Fans, Spielern, Verantwortlichen und Medien (siehe Erstmeldung). 

Regeländerung in der Bundesliga: Matthäus wütet gegen Schiri Stieler - „Müsste  sich auch Gelb geben“

Nach dem Topspiel am Samstagabend machte Sky-Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus seinem Ärger über die Entscheidung von Schiedsrichter Tobias Stieler gehörig Luft. Der 58-jährige Ex-Profi wetterte: „Die Gelb-Rote Karte ist komplett überzogen. Außerdem hat der Schiedsrichter auch einen Spieler weggeschubst, Elvedi, da müsste er sich ja auch Gelb geben.“

Gegenüber der Bild führte Matthäus seine Argumentation noch weiter aus. „Abwinken gehört einfach dazu, wenn man unzufrieden ist – im Sport und im Leben“, so der Experte mit Hang zur Dramatik. „Wo kämen wir hin, wenn wir jede Geste bestrafen? Wenn ich im Straßenverkehr abwinke: Darf ich dann nicht mehr Auto fahren? Wenn ich zu Hause abwinke: Werde ich dann ausgesperrt?“ 

Neue Mecker-Regel in der Bundesliga: Experte Matthäus rechtfertigt Pleas Verhalten

Experte Matthäus betrachtet in seinen Aussagen lediglich die Seite des Spielers, in die er sich aufgrund seiner Vergangenheit leicht hineinversetzen kann. „Wo soll man die Emotionen verstecken? Wir wollen doch Emotionen auf dem Platz sehen. Dann sollen alle an der Konsole spielen, dann lassen wir die Emotionen“, so Matthäus. Doch ein respektloses Verhalten oder gar eine Beleidigung eines Schiedsrichters mit Emotionen zu rechtfertigen, wird der Sache nicht gerecht. Zumal die Schiedsrichter vom Verband angehalten sind, die Regelanpassung durchzusetzen.

Regeländerung in der Bundesliga: Gladbachs Vize-Präsident Bonhof unterstellt Stieler Absicht

Mindestens genauso emotional wie Matthäus reagierte auch Gladbachs Führungsriege. Diese kritisierte Tobias Stieler scharf. „Herr Stieler sieht erst ein Foul an Plea nicht und gibt dann in der Folge dreimal Gelb gegen uns. Da fehlt jedes Fingerspitzengefühl!“, monierte Manager Max Eberl nach dem Spiel. Besonders Vize-Präsident Rainer Bonhof ließ kein gutes Haar an Schiedsrichter Stieler, dem er nach Bild-Berichten Absicht unterstellte. „Der hat 34 Sachen gegen uns nicht gesehen. Anscheinend war sein Auftrag, das Spiel noch irgendwie 2:2 ausgehen zu lassen“, soll der 67-Jährige gepoltert haben. 

Bundesliga: Regeländerung und Gelb-Rot für Plea sorgt für Diskussionen

Erstmeldung vom 02. Februar 2020: München - Es war der Aufreger am Bundesliga-Samstag. Gladbachs Alassane Pléa flog im Topspiel gegen RB Leipzig mit einer Blitz-Ampelkarte vom Platz. In der 61. Minute empörte sich der Franzose kurz, als er keinen Freistoß für ein vermeintliches Foul von Marcel Sabitzer an ihm bekam.

Karten-Zoff in der Bundesliga: Pléa meckert und fliegt vom Platz

Schiedsrichter Tobias Stieler ließ sich das nicht bieten und zeigte dem Torschützen zunächst Gelb. Was Pléa allerdings noch mehr auf die Palme brachte. Mit seiner abfälligen Geste als Reaktion auf die Verwarnung handelte er sich direkt die gelb-rote Karte ein. 

Rot wegen Meckern: Bundesliga-Fans stocksauer auf Schiedsrichter-Entscheidung

Nicht nur Fans der Fohlen können die strenge Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehen und laufen Sturm gegen die Regelanpassung, die den Schiedsrichtern den schnellen Griff zur Karte nahe legt. 

Regeländerung in der Bundesliga: Viele befürchten Emtotions-Verlust

Gehen der Bundesliga tatsächlich die Emotionen verloren? Das beklagen viele Fans und Verantwortliche schon seit der Einführung des VAR, vor allem in der Premier League. Der Videobeweis mache es unmöglich, sich ehrlich über einen Treffer zu freuen, der häufige Vorwurf. Nun raubt die neue Regelanpassung also auch noch die negativen Emotionen. Ist das ein tatsächliches Problem? Was ist Ihre Meinung?

Für manche User ist das eine klare Sache. „Zu viel des Guten“, sei es mittlerweile. Jüngst bekam schon Bremens Niklas Moisander die neue Strenge zu spüren.

Regeländerung geschah nicht ohne Grund: Bundesliga reagiert auf Vorfälle bei den Amateuren

Allerdings entstand die Regelanpassung nicht ohne Grund. Als Reaktion auf mehrere gewalttätige Eskalationen im Amateurfußball hatte der DFB die Verschärfung beschlossen. Die Bundesliga-Profis sollen ihrer Vorbildfunktion für Kinder und Amateurfußballer bewusst werden, so die Hoffnung des Verbands. 

Genau darauf beruft sich auch Schiedsrichter Tobias Stieler, der Pléa am Samstag vom Platz und sich selbst nach der Partie den Kameras stellte. Die Referees sind dazu nicht angehalten, man kann also davon ausgehen, dass dem Juristen etwas auf dem Herzen lag. 

Bundesliga-Schiedsrichter erklärt seine Entscheidung: Direkte Folge der strengeren Auslegung

Grundsätzlich gebe es nicht viel zu diskutieren, stellte er gegenüber den Sky-Mikrofonen klar, „ich kann nicht nachvollziehen, wenn ein Spieler eine Gelbe Karte bekommt, dass er danach immer noch abfällige Gesten macht.“ 

Auch für einige Fans ist die Sache klar. Pléa hätte sich zusammenreißen müssen. Außerdem muss man kein Lippenleser sein, um an den Mundbewegungen des Franzosen das Wort „Putain“ zu erkennen. Eine gängige Beleidigung im französischen Raum, die wörtliche Übersetzung ersparen wir Ihnen an dieser Stelle. 

Trotzdem hat die Bundesliga sicherlich schon heftigere Ausraster erlebt. Das weiß auch Tobias Stieler, der allerdings einordnet: „Die Klubs wurden informiert, sie haben eine Vorbildfunktion - genauso wie die Spieler. Wir Schiedsrichter sind angehalten, zur Rückrunde diese Unsportlichkeiten konsequent zu ahnden. Solch ein Verhalten ist inakzeptabel, das hat absolut keine Vorbildfunktion für den Fußball - und insbesondere für den Amateurbereich nicht.“ So beschreibt er die Ampelkarte als direkte Folge der strengeren Auslegung in der Winterpause

Entscheidungen zu hart? Debatte währt in der Bundesliga schon lange

War die Entscheidung zu hart? War das Verhalten von Pléa respektlos? Viele Fragen, die man aus verschiedenen Standpunkten beleuchten muss. Sicherlich freut sich kein Spieler über eine Fehlentscheidung gegen ihn und die meisten Fans sehen am liebsten ein Spiel elf gegen elf.

Aber ein Schiedsrichter lässt sich ganz bestimmt nicht gerne beleidigen. Wir erinnern uns daran, dass die Debatte um gelb-rote Karten nicht erst in der jüngsten Regeländerung gebar. Nach einer irrwitzig kuriosen Ampelkarte für den damaligen Hannoveraner Szabolcs Huszti wurde schon 2012 über eine grüne Karte diskutiert. 

Beim Spiel des FC Bayern München* in Mainz kam es zu einem Streit der anderen Art. Spieler und Trainer gerieten aneinander. Bei der Schuldfrage herrscht hier allerdings wohl mehr Einigkeit. 

*tz.de ist Teil des bundesweiten Redaktionsnetzwerks von Ippen-Digital.

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