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Bundesliga-Trend: Fans machen mobil

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Koan Neuer
So machten die Bayern-Fans gegen Manuel Neuer mobil © dpa

Berlin - Felix Magath in die Knie gezwungen, Bernd Hoffmann vor die Tür gesetzt, Manuel Neuer zum Teufel gewünscht: Die deutschen Fußballfans machen mobil und proben den Aufstand.

In den vergangenen Wochen haben sie ihre neue Macht demonstriert und unbestritten die Vereinspolitik einiger Bundesligisten maßgeblich beeinflusst.

„Die Anhänger sind keine kleinen Kinder, die man bevormunden kann. Das mussten schon viele Vereine erfahren“, sagte Wilko Zicht vom Bündnis Aktiver Fußball-Fans (BAFF) dem SID. Die von der Fankurve ausgelöste Trainerdiskussion bei Schalke 04 beweise diesen Trend: „Die Schalker Fans waren über Jahre hinweg in gewisse Vereinsbelange miteinbezogen. Aber Felix Magath hat das als lästig empfunden. Jetzt bekommt er dafür wohl die Quittung.“

Heiner Tümmers vom Schalker „Supporters Club“, der die Interessen von 80.000 Knappen-Fans vertritt und maßgeblich an den Protestkundgebungen gegen Magath beteiligt ist, meint: „Der Einfluss der Fans ist gewachsen. Jeder Verein gut beraten ist, die Meinungen der Anhänger ernst zu nehmen.“

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Die neue Macht der Fans ist auch ein Ergebnis der neuen Medien. „Das Internet macht es natürlich einfacher, sich zu organisieren und Oppositionsgruppen zu bilden“, erklärte Zicht.

Diese Macht wollte auch Magath für sich nutzen - wohl zu spät. Trotz seiner Charmeoffensive auf seiner Facebook-Seite, die zumindest nominell über 160.000 Menschen gefällt, konnte er das Gros der Anhänger nicht hinter sich bringen. „Auf Schalke muss man die Fans mitnehmen. Das hat er versäumt. So ist er selbstverschuldet in die Kritik gekommen“, hatte FC-Aufsichtsratschef Tönnies jüngst betont.

Noch deutlicher ist die Macht aus der Kurve beim krisengeplagten Hamburger SV. Hier hat der einflussreiche „Supporters Club“ unter anderem durch konkrete Aufrufe im Internet dafür gesorgt, dass der zwölfköpfige HSV-Aufsichtsrat mit Personen besetzt ist, die sich gegen die Vertragsverlängerung von Vorstandsboss Bernd Hoffmann aussprechen sollten. Der Plan ging auf, Hoffmann und seine Vorstandskollegin Katja Kraus müssen gehen.

Doch ist dadurch alles besser? Der Bundesliga-Dino ist de facto führungslos, es herrscht großes Chaos. Jetzt will sogar eine Pro-Hoffmann-Gruppe einen Antrag auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung erwirken, um den Aufsichtsrat neu zu besetzen und die Entscheidung rückgängig zu machen.

Angesichts dieser Zustände bezeichnen manche den HSV als basisdemokratischten Klub der Bundesliga, andere als rückständig. Die Bemühungen, die Profiabteilung wie andernorts vom Gesamtverein auszugliedern, sind gescheitert - am Veto der Fans. Trainer Armin Veh will sich das Chaos nicht länger antun und hört am Saisonende auf. „Der Verein steht sich selbst im Weg“, sagte Veh und meinte damit sicher auch die Anhänger.

Auch bei Rekordmeister Bayern München haben die Fans ihre Muskeln spielen lassen. Die aufsehenerregende Plakat-Aktion gegen die angedachte Verpflichtung von Nationaltorhüter Manuel Neuer („Koan Neuer“) dürfte beim Spieler Spuren hinterlassen haben. Auch die Vereinsbosse dürften sich zweimal überlegen, ob sie einen Profi gegen den Willen der Anhängerschaft verpflichten sollten.

Bei Liga-Präsident Reinhard Rauball stieß die Aktion der Bayern-Fans, die von üblen Beschimpfungen begleitet wurden, auf Unverständnis. „Wir können nicht Jahr für Jahr tagaus, tagein Aktionen in Richtung Fair Play und Toleranz machen - und in unseren eigenen Stadien werden diese Tugenden nicht gezeigt“, sagte Rauball der Sport Bild.

sid

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