Fast provokant kutschierte Frahn seine rechten Freunde im Privatwagen zu dem Spiel. Zwei Tage danach wurde Frahn entlassen, aber erst drei Wochen danach, schreibt Sobotzik, habe er sich von der rechtsradikalen Fanszene distanziert. Gegen die fristlose Kündigung hat der Spieler, der Hausverbot beim Verein hat, inzwischen Klage beim Arbeitsgericht Chemnitz eingereicht.
Danach eskalierte die Situation für Sobotzik, der nicht nur permanent angefeindet wurde, sondern auch kaum Unterstützung von außen erfuhr, weder von der Politik noch von der Stadtgesellschaft. „In Chemnitz und im Umland hatte sich nur die AfD öffentlich geäußert, sonst niemand“, sagte Sobotzik, der sich zunehmend alleingelassen fühlte in seinem Kampf gegen Rechtsaußen. Im Gegenteil: Im ersten Spiel nach der Entlassung des Spielers, im Pokalspiel gegen den HSV, hielten Chemnitzer Fans Schilder mit Frahns Nummer 11 hoch und forderten „Sobotzik raus“. Mit Sobotzik, selbst jahrelange Bundesligaprofi unter anderem bei Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Kaiserslautern, warf übrigens auch Trainer David Bergner das Handtuch, spätestens seit dem 9. März „ging es leider nicht mehr um Fußball in Chemnitz“, sagte der Aufstiegstrainer. Sponsoren sprangen in Scharen ab, mit dem Klub mit dem rechten Image will sich keiner gerne sehen lassen.
Dabei, sagt Ex-Manager Sobotzik, sei der Klub auf einem richtigen Weg. Es ist nämlich gelungen, den Chemnitzer FC trotz eines laufenden Insolvenzverfahrens (seit April 2018) sportlich nach oben zu führen und finanziell zu sanieren. Der Aufstieg in die Dritte Liga, der Gewinn des sächsischen Landespokals, das Erreichen des DFB-Pokals sowie die vorangekommene finanzielle Konsolidierung mit der Ausgliederung der Profiabteilung waren beachtliche Erfolge. „Das gab es noch nie im deutschen Fußball, dass ein Verein in der Insolvenz aufsteigt.“ Der Ex-Profi und Insolvenzverwalter Klaus Siemon aus Düsseldorf hielten den Klub stabil über Wasser.
„Ich habe hervorragende Perspektiven gesehen“, so Sobotzik, der es insgesamt keineswegs bedauert, sich im Mai 2018 in Chemnitz engagiert zu haben. „Ich würde es wieder so machen.“ Und auch den Kampf gegen rechtsradikale Anhänger wieder aufnehmen. „Generell ist Zivilcourage und damit das klare Eintreten für demokratische Werte in unserer Gesellschaft heute wichtiger den je“, schreibt der 44 Jahre alte Sobotzik. Die 16 Monate hätten ihn geprägt, sie werde „ich auf jeden Fall nicht vergessen“.
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