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"Der Fußball heißt Messi"

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2012 Lionel Messi (Argentinien)
Lionel Messi mit seiner Trophäe © AP

Zürich - Lionel Messi hat mit der vierten Wahl zum Weltfußballer des Jahres den nächsten Rekord aufgestellt. Die Fachwelt huldigt dem Argentinier, doch der Zauberfuß denkt nicht ans Feiern.

Lionel Messi hatte seinen nächsten Goldenen Ball gerade zärtlich in den Arm geschlossen, da war in der Fußball-Welt die Diskussion schon auf's Neue entbrannt. Messi, der Größte der Fußball-Geschichte! Messi, besser als Pele und Beckenbauer und Maradona! Wer wollte nach einer launigen Gala-Nacht in Zürich diesen Thesen widersprechen? Mit nun vier Titeln als Weltfußballer des Jahres in Serie hat Argentiniens Wunderknabe in jedem Fall eine weitere Rekordmarke gesetzt und ein Ende der Regentschaft ist auf Jahre nicht in Sicht.

„Wenn Messi weiterhin auf diesem Niveau spielt, ist es schwer ihn zu übertreffen“, sagte Spaniens Weltmeister-Trainer Vicente del Bosque mit größtmöglicher Anerkennung. Günter Netzer, als Kind der 70er-Jahre eigentlich kein Freund von Generationsvergleichen und immer noch ein Bewunderer Peles, musste gestehen: „Was wir von Messi sehen, hat es zu keiner Zeit gegeben“, sagte er über den trotz Weltruhms immer noch so schüchternen Star vom FC Barcelona.

Nach Ansicht von Franz Beckenbauer ist Messi hingegen noch nicht an der historischen Spitze angekommen. „Pele war 20 Jahre Weltklasse, so weit ist er noch nicht, weil er auch noch nicht so alt ist“, sagte die deutsche Legende dem Internetportal Sport1. „Deshalb steht Pele noch über ihm.“

Spaniens Presse huldigte dem bewunderten Gastarbeiter im Land des Weltmeisters. „Der Beste der Geschichte“, legte sich die Zeitung „Marca“ fest. „EINZIGARTIG, unerreichbar, MESSI“, lautete die Schlagzeile. Die in Barcelona erscheinende Sportzeitung „Mundo Deportivo“ titelte „GOLDENER MESSI“ und stellte schlicht fest: „Der Fußball heißt Messi“.

In Argentinien ist man ohnehin stolz auf seinen Ausnahmekönner. „Messi ist wieder der Beste von allen und macht Geschichte“, titelte „Clarin“. Mediale Hänseleien musste der 25-Jährige nur wegen seines Outfits ertragen. Der Smoking mit weißen Minipunkten war tatsächlich ein modischer Fehlgriff - immerhin tauchten schnell Fotos auf, die auch den großen Maradona einst in diesem Look zeigten.

Und Messi selbst? Der Triumphator war still und bescheiden wie immer. Auch bei seiner x-ten Dankesrede kam er noch fast ins verbale Stolpern. Das Publikum war dennoch gerührt, als der Ballzauberer von seiner Liebe zu seinem im Vorjahr geborenen Sohn Thiago sprach. „Dieser Titel ist für ihn. Noch kann er es nicht verstehen, aber er wird eines Tages groß sein und es verstehen. Meine Frau und mein Sohn sind das Schönste, was mir je passiert ist.“

Für eine lange Partynacht hatte Messi keine Muße. Als sich die globale Fußball-Prominenz und die gewichtigen Gäste wie Schauspieler und Neu-Russe Gerard Depardieu über den Roten Teppich zum Gala-Tanz im Kongresshaus bewegten, war Messi schon wieder mit den Gedanken beim Fußballspiel selbst. „Ich habe keine Zeit, um viel zu feiern und muss ja an das nächste Spiel denken“, sagte er. Am Donnerstag steht im spanischen Pokal das Duell mit Zweitligist Cordoba an, noch in der Nacht ging es mit den Kollegen zurück nach Barcelona - so tickt Messi eben.

Fußball-Sehnsüchte hat Messi noch genug. Im Vergleich mit den Allergrößten fehlt ihm nach den WM-Enttäuschungen 2006 und 2010 nämlich immer noch ein Triumph mit dem Nationalteam. „Wir müssen uns erst qualifizieren, aber wir sind auf einem guten Weg, wollen die WM erreichen und Erfolg haben“, sagte er mit Blick auf das Turnier 2014 in Brasilien.

Die Konkurrenz wird den Tatendrang des Abonnement-Weltfußballers mit Sorge aufnehmen. Der wieder nur zweitplatzierte Cristiano Ronaldo bewahrte bei der Gala immerhin tapfer Contenance. Messis Barca-Teamkollege Andres Iniesta applaudierte als Dritter brav. „Ronaldo und Iniesta sind Große. Aber Messi ist vom Genie berührt“, schrieb der Londoner „Daily Telegraph“.

Schnell kam der Vorschlag auf, den Preis doch künftig „Messi Award“ zu nennen. Francois Moriniere, Chef der Zeitschrift „France Football“, die die Wahl mit der FIFA organisiert, lehnte schmunzelnd ab, konnte aber auch nicht ausschließen, dass Messi auf Jahre hinaus der Sieger sein wird. „Was sollen wir machen? Er ist einfach zu gut.“

dpa

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