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Schwarze Woche für die Bundesliga: Scheitern droht

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Wie die Kölner verloren auch die weiteren deutschen Teams in dieser Europapokalwoche. Foto: Federico Gambarini
Wie die Kölner verloren auch die weiteren deutschen Teams in dieser Europapokalwoche. Foto: Federico Gambarini © Federico Gambarini

Alle sechs deutschen Teilnehmer haben in dieser Woche ihre Europacup-Spiele verloren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine grundsätzliche Krise des deutschen Fußballs sehen die meisten Insider nicht. Sie sehen sogar seine Stärke als eines der Probleme an.

Düsseldorf (dpa) - Sechs Niederlagen, viele Gründe: Die Fußball-Bundesliga hat in den beiden Europapokalen eine ganz schwarze Woche erlebt. Alle deutschen Teilnehmer verloren in dieser Woche, insgesamt holten sie an zwei Spieltagen nur fünf von 36 möglichen Punkten.

In der Saison-Wertung liegt die Bundesliga als 27. hinter Zypern oder Kasachstan. Sechs Niederlagen in Folge in drei Tagen unterliefen noch keinem Teilnehmerland in europäischen Wettbewerben.

Kürzlich wähnte sich die deutsche Eliteklasse auf dem Weg zur besten Liga der Welt, nun kämpft sie erstmal um ihren Ruf und gegen ein Scheitern auf breiter Basis. Die Gründe für die erschreckend schlechte Ausbeute sind vielfältig. Finanzstarke und europacuperfahrene Clubs wie der FC Schalke 04, Bayer Leverkusen oder der VfL Wolfsburg verpassten die Teilnahme. Dafür sind Neulinge wie RB Leipzig und 1899 Hoffenheim sowie Rückkehrer mit unerfahrenen Mannschaften wie Hertha BSC oder der 1. FC Köln dabei. Die Konstanten Bayern München (0:3 bei Paris Saint-Germain) und Borussia Dortmund (1:3 gegen Real Madrid) erwischten an diesem Spieltag zudem hochklassige Gegner.

Auf diesem Niveau fällt das Mithalten schwer, weil sich die deutschen Top-Clubs im Wettbieten größtenteils zurückhalten und nicht bereit sind, Ablösesummen jenseits der 100 Millionen Euro für die absoluten Top-Spieler auszugeben. Der Einstieg von Investoren ist durch die 50+1-Regel erschwert. Dass sich die fast schon obszönen Investitionen lohnen können, zeigten im letzten Bayern-Spiel unter Trainer Carlo Ancelotti 222-Millionen-Mann Neymar und Ausnahme-Talent Kylian Mbappé (18/180 Millionen) mit PSG. Die in Deutschland großzügig unterstützten Leipziger bewegen sich noch in anderen Dimensionen und zahlten beim 0:2 bei Besiktas Istanbul Lehrgeld.

Daran, dass am Donnerstag auch die drei Europa-League-Starter Köln (0:1 gegen Roter Stern Belgrad), Hertha BSC (0:1 bei Östersunds FK) und 1899 Hoffenheim (1:2 bei Ludogorez Rasgrad) gegen keineswegs übermächtige Gegner durchweg Niederlagen kassierten, ist laut Frankfurts Trainer Niko Kovac sogar die Stärke oder zumindest Ausgeglichenheit der Bundesliga schuld. «Bis auf drei, vier Mannschaften an der Spitze müssen alle zusehen, dass sie sich schnell die nötigen Punkte zusammenhamstern», erklärt er: «Mannschaften wie Köln oder Hertha haben deshalb vielleicht die Priorität, erst einmal die nötigen Punkte in der Bundesliga zu holen. Es geht jedes Mal ums Überleben. Mannschaften wie Roter Stern Belgrad oder Rasgrad wollen sich dagegen international unbedingt beweisen.»

Max Eberl sieht es ähnlich. «Man muss zusehen, dass ich in der Liga die Punkte hole. Das ist momentan ein wenig das Problem, was wir haben. Die Qualität ist nicht schlechter geworden, aber das Denken an die Bundesliga steht über dem Europapokal», sagte der Manager von Borussia Mönchengladbach. Er prangert diese Einstellung aber an. «Das sollte nicht sein», sagte er: «Denn wenn sich ein Verein für den internationalen Wettbewerb qualifiziert, dann vertritt er seinen Club, aber eben auch die Bundesliga. Und sollte versuchen, größtmöglichen Erfolg zu haben.»

Hertha-Manager Michael Preetz sieht derweil kein grundlegendes Problem und hält die Bilanz dieser Woche für einen Ausrutscher. «Ich glaube, dass wir das nicht mehr so schnell erleben werden», sagte er: «Ich setze darauf, dass das eine Ausnahme war und dass das am nächsten Spieltag in Champions League und Europa League dann deutlich anders aussehen wird.»

Auch aus Sicht von Augsburgs Manuel Baum steckt der deutsche Fußball nicht in einer Krise. «Weil dann müsste man auch die Nationalmannschaft heranziehen: Wenn man die sieht, ist das teilweise wirklich überragend», sagte Baum: «Es gibt immer wieder Phasen, wo es nicht so läuft und es ist Zufall, wenn das dann kumuliert. Es wird sich wieder einstellen, davon bin ich überzeugt.»

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