"Fakt und grundsätzlich ist auf jeden Fall eines: Unser Weg, den wir eingeschlagen haben, der stimmt. Es gibt keinen Grund, von diesem Konzept abzuweichen", hatte der Bundestrainer vor sechs Jahren erklärt. Die Entscheidung weiterzumachen, erwies sich als richtig: 2014 feierten Löw und sein Team in Brasilien den Weltmeistertitel.
Dieses Mal erwarten die Fans und auch die Verantwortlichen im DFB andere Konsequenzen von Löw als 2012, auch wenn ihm das komplette DFB-Präsidium den erforderlichen Neuaufbau zutraut. «Umbruch heißt ja auf der Ebene der Nationalmanschaft vor allem, junge Spieler heranzuführen», sagte Verbandschef Grindel. Und Löw habe schon immer bewiesen, dass er junge Spieler integrieren und voranbringen kann.
Alle Präsidiumsmitglieder wünschen sich, dass Löw weitermacht. «Da gibt es keine andere Meinung - ein klarer Vertrauensbeweis», hieß es nach der Telefonkonferenz aus dem DFB. Inwieweit das die Entscheidung des Südbadeners beeinflusst, bleibt allerdings offen. Auch welchen Einfluss Vertraute wie sein Berater Harun Arslan oder Chefscout Urs Siegenthaler auf Löw haben, ist schwer abzuschätzen.
Der ehemalige Nationalspieler Christoph Metzelder wies in Sky auf ein großes Problem hin, das der DFB bei einem Rücktritt von Löw habe: «Wer wäre ein potenzieller Nachfolger? Da bin ich relativ blank, so wie wahrscheinlich alle anderen auch.»
Erst nach Löws Ja- oder Nein-Wort werden auch Entscheidungen seiner kritisierten WM-Spieler erwartet, was die Zukunft im Nationaltrikot angeht. Mesut Özil, der von vielen nach der Erdogan-Krise als eine Symbolfigur des deutschen Scheiterns in Russland angesehen wird, meldete sich über seinen Twitter-Kanal erstmals nach dem WM-Aus zu Wort. «Die Weltmeisterschaft bereits nach der Gruppenphase verlassen zu müssen, schmerzt so sehr», schrieb der 29-Jährige.
«Wir waren einfach nicht gut genug. Ich werde einige Zeit brauchen, um darüber hinweg zu kommen», ergänzte Özil. Zu dem umstrittenen Treffen und den Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan äußerte sich der 92-malige Nationalspieler wieder nicht.
dpa