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Bierhoff: Mit Wertekodex zur EM - Drei Grundprinzipien

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Oliver Bierhoff macht sich Gedanken um die Außendarstellung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Foto: Federico Gambarini/dpa
Oliver Bierhoff macht sich Gedanken um die Außendarstellung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Foto: Federico Gambarini/dpa © Federico Gambarini

An der Qualifikation der Nationalmannschaft für die EM hat keiner mehr ernsthafte Zweifel. Nach einem schwierigen Jahr des personellen Neuanfangs fordert DFB-Direktor Oliver Bierhoff auch Justierungen in der Außendarstellung. Für 2020 nennt er drei Grundprinzipien.

Düsseldorf - Der letzte Schritt zur EM 2020 ist für Manuel Neuer und Oliver Bierhoff nur noch Formsache. Nach dem Umbruchjahr 2019 sehen der Kapitän und der DFB-Direktor die Nationalmannschaft neben den sportlichen Herausforderungen vor allem bei der Außendarstellung noch vor großen Aufgaben.

Die Imagefrage geriet angesichts von längst nicht ausverkauften Stadien in den letzten Qualifikationsspielen am Samstag in Mönchengladbach gegen Weißrussland und am Dienstag (beide 20.45 Uhr/RTL) in Frankfurt/Main gegen Nordirland plötzlich wieder in den Vordergrund. «Das Wichtigste ist, dass man sich auf die Nationalmannschaft freut. Wir müssen versuchen, 90 Minuten mit Power zu spielen», forderte Bierhoff.

Abseits des Platzes will der 51-Jährige für das Turnierjahr 2020 den schon vor 15 Jahren noch unter dem damaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann entworfenen und im Vorjahr unter der Regie von Joachim Löw neu definierten Wertekodex besonders in Erinnerung rufen. «Toleranz, Verantwortung, Respekt», nannte Bierhoff als die drei von ihm postulierte Grundsäulen für alle DFB-Auswahlmannschaften.

Aufgeschreckt durch den Social-Media-Fauxpas von Ilkay Gündogan und Emre Can um die Instagram-Likes für den türkischen Salut-Jubel im Oktober machte Bierhoff nochmals deutlich: «Jeder weiß, wenn ihr was mit Social Media durchführt, das hat eine Wirkung, wenn ihr bei uns seid, und Nationalspieler bist du 365 Tage im Jahr, das ist ein Anspruchsdenken. Auch darauf haben wir hingewiesen.» Genau diese Botschaft habe auch Löw den Nationalspielern nochmals eingebläut.

Der schleppende Kartenvorverkauf macht den DFB-Verantwortlichen auch deutlich, dass die Fans mit der jungen Nationalmannschaft und vielen neuen Gesichtern offenbar noch fremdeln. 30.000 von 44.715 Tickets sind für das Spiel am Samstag im Borussia Park verkauft. Für Dienstag sind 37.000 von 49.000 Tickets veräußert. Die Preise reichen von 10 Euro für Kinderkarten bis 80 Euro für die Kategorie 1. Bierhoff sprach von 90 Prozent Stadionauslastung in diesem Jahr und einem Vorsprung beim Zuschauerzuspruch im Vergleich zu Spanien und England - allerdings wurde 2019 auch in den kleinen Stadien von Wolfsburg und Mainz gespielt.

Der für seine Reife bei schwierigen Themen bekannte Leon Goretzka sagte: «Man muss zusehen, dass der Fußball immer das bleibt, was er war, ein Volkssport für alle». Neuer wollte als Grund für das relativ mäßige Interesse auch die Jahreszeit und die «bei allem Respekt» wenig attraktiven Gegner aus Weißrussland und Nordirland ausmachen.

Ex-Weltmeister Matthias Ginter, der von Bierhoff nach den Ausfällen von Niklas Süle und Antonio Rüdiger ob seiner Erfahrungen bei der Frage nach dem neuen Abwehrchef als erster genannt wurde, sagte vor seinem Heimspiel in Gladbach: «Wir wollen auch die Fans mitnehmen. Wir wollen deutlich und souverän gewinnen.»

Einen Widerspruch gibt es offenbar zwischen Außendarstellung und interne Stimmungswahrnehmung. «Der Umgang ist nett, mit Toleranz und hoher Professionalität», sagte Bierhoff. Goretzka drückte es blumiger aus: «Wir sind ein kunterbunter Haufen mit richtig geilen Typen. Und sicher wird dann am Abend auch mal geflachst und Karten gespielt.»

Der sportliche Vorlauf auf das Weißrussland-Spiel geriet fast in den Hintergrund. Das EM-Ticket, so hofft Bierhoff, soll bereits in Mönchengladbach gelöst werden. «Es ist prinzipiell gut, dass wir die Qualifikation klar machen können im ersten Spiel, das ist das Ziel.» Dafür ist allerdings noch Hilfe der Holländer notwendig. Nur wenn Oranje zeitgleich gegen Nordirland nicht verliert, kann die deutsche Turnierteilnahme am Samstag schon fix sein. Ansonsten kommt es drei Tage später zu einem K.o.-Spiel gegen die Briten.

An ein Scheitern will Neuer gar nicht denken. «Wir möchten natürlich die nächsten beiden Pflichtspiele gewinnen. Wir haben Aufgaben, die ernsthaft sind, aber wir möchten gewinnen und die sechs Punkte holen», sagte der Bayern-Schlussmann. Von Löw hat er noch keine Aussage bekommen, ob er nach dem Job-Sharing mit Konkurrent Marc-André ter Stegen im Oktober diesmal in beiden Spielen zum Einsatz kommen wird. «Da gab es noch keinen Austausch, ich bereite mich so vor, dass ich immer spiele», sagte Neuer.

Heute setzte Löw mit 21 Spielern die Vorbereitung auf die letzten beiden Spiele in der EM-Qualifikation fort. Lediglich Niklas Stark fehlte bei der Übungseinheit in Düsseldorf. Der Berliner Innenverteidiger absolvierte nach seinem Nasenbeinbruch Kraft- und Koordinationsübungen im Hotel. Ob Stark gegen Weißrussland seine Länderspielpremiere geben kann, ist weiterhin offen.

Jonathan Tah und Suat Serdar absolvierten wegen leichter muskulärer Probleme ein Lauftraining auf dem Rasen der Arena von Fußball-Bundesligist Fortuna Düsseldorf. Ein möglicher Einsatz des Duos steht derzeit aber nicht infrage, wie der Deutsche Fußball-Bund mitteilte. Nieselregen und niedrige Temperaturen beeinflussten das Training nicht, da das Dach der Arena geschlossen war.

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