Eine ähnliche Meinung vertrat Woidke im RBB-Inforadio: «Spielplätze sind zu, Kitas sind zu, Bundesliga spielt wieder - das passt nicht wirklich zusammen». Dies werde auch, «glaube ich, in der Masse der Bevölkerung auf wenig Zustimmung stoßen».
Zurückhaltender äußerte sich SPD-Chef Norbert Walter-Borjans. «Die Botschaft, die hinter dem Start der Bundesliga steckt, ist zwiespältig: Viele freuen sich über die Abwechslung am Wochenende. Ich auch», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Aber es entsteht auch der Eindruck, dass der Staat Geschäftsinteressen nachgibt und Dinge erlaubt, die er anderswo noch nicht zulässt. Das wirft die Frage auf, was mit den vielen Jugendmannschaften und anderen Teamsportarten ist, die genauso wichtig sind.»
Begleitet von der anhaltenden Ungewissheit und einer kontroversen Diskussion in der Öffentlichkeit bereiten sich die 36 Profivereine unterdessen weiter auf den Tag X vor. Seit Donnerstag werden alle Spieler regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Dies bestätigte die DFL. Zuvor hatte der «Kicker» darüber berichtet.
Die Tests gehören zum Sicherheits- und Hygienekonzept, das die DFL für die erhoffte Fortsetzung des Spielbetriebs erstellt hat und in der Vorwoche präsentierte. Vor einer Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings sollen zwei Tests erfolgen. Damit soll eine Ansteckung im Training verhindert werden.
Zudem gibt es nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» Pläne, wonach nicht nur Spieler, Trainer und Betreuer getestet werden sollen, sondern auch deren Familienmitglieder. Dafür bedürfe es der Zustimmung der betreffenden Personen. Ferner soll sich dieser große Personenkreis noch stärker von der Außenwelt abschotten, um das Infektionsrisiko auf ein Minimum zu reduzieren.
Für den Fall, dass die Bundesligasaison ohne Zuschauer zu Ende gespielt werden kann, sprach sich Walter-Borjans für eine Übertragung der 82 ausstehenden Partien im Free-TV aus. «Wenn es wieder losgehen sollte, dann wäre ich sehr dafür, dass die Fans für Geisterspiele nicht auch noch bezahlen müssen», sagte der SPD-Chef. DFL-Boss Christian Seifert hatte zuletzt jedoch darauf verwiesen, dass dies aus Vertragsgründen mit den verschiedenen Medienpartnern nicht umsetzbar sei.
Bis auf eine Ausnahme hatte die DFL mit allen Rechteinhabern in der Vorwoche eine Einigung über die Auszahlung der letzten TV-Tranche für die laufende Saison erzielt. Nur Eurosport will nach Informationen der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag) seinen TV-Vertrag noch in dieser Woche kündigen. Betroffen davon wären die derzeit wegen der Corona-Krise noch unterbrochene und die kommende Saison.
Damit könne sich ein Millionen-Rechtsstreit anbahnen und den Vereinen in der für viele aktuell schwierigen Finanzsituation ein größerer finanzieller Verlust drohen. Eurosport wollte den Bericht auf dpa-Anfrage nicht kommentieren.