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Effenbergs harte Trainerlehre - «Herausforderung»

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Trainer Stefan Effenberg muss jetzt in Paderborn «liefern». Foto: Friso Gentsch
Trainer Stefan Effenberg muss jetzt in Paderborn «liefern». Foto: Friso Gentsch © Friso Gentsch

Die Proschwitz-Affäre und sportlicher Misserfolg bringen auch Effenberg in Zugzwang. Der Trainernovize muss beim SC Paderborn schnellstmöglich positive Ergebnisse liefern. Vereinspräsident Finke spricht schon jetzt von einem möglichen «Reiterwechsel».

Paderborn (dpa) - Gleich bei seiner ersten Station muss Stefan Effenberg die knallharten Regeln des Trainergeschäfts lernen.

Vom Hype im Oktober, als der «Tiger» zum Chefcoach beim SC Paderborn ernannt wurde, ist nach einer sportlichen Talfahrt, Personalquerelen im Dezember und der Nick-Proschwitz-Affäre um angebliche Entgleisungen im Trainingslager nichts mehr übrig. Aber Effe will fighten.

«Ich bin dafür bekannt, dass ich vor der Verantwortung, gerade auch in Drucksituationen, nicht weglaufe. Vor allem auch im Sinne meiner Mannschaft stelle ich mich dieser Herausforderung», ließ der Coach des Tabellen-16. der 2. Liga wissen. Dabei will er es mit dem Vereinsmotto halten: «Helden geben nie auf.»

Allerdings begleitet ihn ein Ultimatum des Paderborner Möbelunternehmers Wilfried Finke: Effenberg müsse klar sein, «dass er jetzt liefern muss. Denn wenn er nicht liefert, steigen wir ab», machte Finke als Vereinspräsident des ostwestfälischen Clubs öffentlich. Finke benannte die Branchenmechanismen unmissverständlich: «Der Monat Februar ist ganz entscheidend. Wenn der völlig in die Hose geht, muss man sich Gedanken über einen Reiterwechsel machen.» Effenberg, selten um klare Worte verlegen, muss in der Fußballprovinz diese Botschaft seines Chefs schlucken.

Der Trainernovize lieferte beim Zweitligisten bislang eindeutig zu wenig. Da sorgen Berichte über ungebührliches Verhalten seiner Spieler für zusätzlichen Zündstoff. Seit seinem Amtsantritt am 13. Oktober verbuchte der Bundesligaabsteiger unter Effenberg in neun Ligaspielen lediglich zehn Punkte. Der Status quo: Relegationsplatz 16. Mittlerweile geht in Paderborn die Angst um, in die Drittklassigkeit abzustürzen.

Der 64-jährige Finke gestand freimütig ein, dass er von der aktuellen Entwicklung des Effenberg-Teams, das vor dem Pflichtspielauftakt des EM-Jahres am 5. Februar (18.30 Uhr) in Sandhausen in sieben Partien nicht mehr gewann, «beunruhigt und verunsichert» sei. Finke: «Die beste Verbesserung sind Siege und Punkte. Wir müssen jetzt die Kurve kriegen und den Fokus voll auf die nächsten vier Monate richten.»

Zwischendurch versuchte es Effenberg mit Härte. Nach der 0:4-Pleite am 18. Spieltag in Bochum suspendierte der 47-Jährige seine Profis Daniel Brückner, Mahir Saglik und Srdjan Lakic. Schon damals konstatierte Finke, man habe «die Gesamtsituation nicht ernst genug genommen». Effenberg schrieb der SCP-Boss zu jenem Zeitpunkt noch den starken Willen zu, nahezu unmögliche Dinge möglich zu machen.

Nun indes braucht Effenberg die «Nerven aus Stahl», die ihm Finke unlängst in der «Sport Bild» attestierte. Und Effenberg muss seinem Team endlich beibringen, vorn zu treffen und hinten dicht zu machen. Der Erstligaabsteiger hat eine Minusbilanz von 16 Treffern und ist bei 33 Gegentoren genauso schlecht wie der Tabellenletzte Duisburg.

Das sind wahrlich keine guten Voraussetzungen, in den bevorstehenden Spielen in Sandhausen, gegen Kaiserslautern (12. Februar), beim Nachbarn Arminia Bielefeld (21. Februar) und gegen Aufstiegsaspirant Leipzig am 26. Februar Punkte zu sammeln und die Zone der extrem Gefährdeten verlassen zu können.

Eines immerhin darf Effenberg in die kommenden Wochen mitnehmen. Im Trainingslager in Belek (Türkei) habe es von seiner Person weder arbeitsrechtlich noch arbeitstechnisch etwas zu bemängeln gegeben, betonte Finke nach dem Eklat um Proschwitz und anderen Undiszipliniertheiten der Paderborner Profis. Einen Freifahrtschein für den prominenten Trainer gibt es aber nicht mehr, obwohl der am Dienstag kräftig auszuteilen versuchte: Für «teilweise überzogene Schlagzeilen» macht er nun «einzelne Spieler, die den Ruf unserer Mannschaft mit vielen einwandfreien Charakteren beschädigt haben», verantwortlich.

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