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Hertha-Fan-Randale: Polizei warnt vor verheerenden Folgen

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Hinter ihrem Banner brennen Fans von Hertha BSC exzessiv Feuerwerkskörper ab, was ein Einschreiten der Polizei bewirkt. Foto: Bernd Thissen
Hinter ihrem Banner brennen Fans von Hertha BSC exzessiv Feuerwerkskörper ab, was ein Einschreiten der Polizei bewirkt. Foto: Bernd Thissen © Bernd Thissen

Die Randale von Hertha-Fans beim Spiel in Dortmund hat ein Nachspiel - nicht nur bei der Staatsanwaltschaft. Auch der DFB-Vorstand wird sich mit dem Thema Fan-Gewalt beschäftigen. Die Aussetzung der Kollektivstrafe steht auf dem Prüfstand.

Frankfurt/Main (dpa) - Die massiven Ausschreitungen von Hertha-Fans beim Spiel in Dortmund werden den Fußball noch einige Zeit beschäftigen.

Der DFB-Vorstand will sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am 7. Dezember mit dem Thema Fan-Gewalt beschäftigen und auf eine gemeinsame Linie verständigen. In diesem Gremium sitzen nicht nur die Präsidiumsmitglieder des Deutschen Fußball-Bundes, sondern auch die Landes- und Regionalchefs sowie Vertreter der Deutschen Fußball Liga beziehungsweise der Vereine. Derweil hat der DFB-Kontrollausschuss erwartungsgemäß Ermittlungen eingeleitet.

Sowohl Borussia Dortmund als auch Hertha BSC seien zu einer Stellungnahme aufgefordert worden. Nach Vorliegen und Auswertung der Stellungnahmen sowie weiterer Materialien wie Fernseh- und Videoaufnahmen oder Sicherheitsberichte entscheidet dann der DFB-Kontrollausschuss über den weiteren Fortgang der Verfahren. Dies könnte allerdings einige Wochen dauern.

Die heftige Prügelei von Berliner Ultras mit der Polizei wenige Minuten nach Anpfiff der Partie zwischen Bundesliga-Tabellenführer BVB und Hertha BSC (2:2) hat die Debatte um Fanverhalten, Pyrotechnik und Sicherheit im deutschen Fußball erneut angeheizt.

Hertha-Anhänger hatten hinter einem Choreo-Spruchband mit der Aufschrift «15 Jahre Hauptstadtmafia» gezündelt. Daraufhin schritt die Polizei ein. Die Herthaner lieferten sich dann eine wilde Prügelei mit den Polizisten. Das Banner war bei Borussia Dortmund regulär angemeldet worden. Der Sachschaden im Dortmunder Stadion, wo auch sanitäre Anlagen beschädigt wurde, beträgt nach Informationen des Fachmagazins «Kicker» rund 50.000 Euro.

Die Polizei wurde nach eigenen Angaben von den massiven Ausschreitungen überrascht. «Wir haben ein Spiel mit geringem Risiko erwartet», sagte zwei Tage nach der Partie der Leiter des Polizeieinsatzes im Stadion, Edzard Freyhoff. Es seien deshalb nicht genügend Polizisten im Einsatz gewesen, um mögliche Täter festzusetzen.

Die Beamten seien unter anderem mit Abwasserrohren geschlagen und mit Pyrotechnik beworfen worden, sagte Freyhoff. Sechs Polizisten seien leicht verletzt worden. Außerdem seien 45 Stadionbesucher aus Berlin verletzt worden, darunter zehn durch das Vorgehen der Polizisten. Unbeteiligte seien nicht betroffen.

Kritik an der Fanhilfen beider Clubs am Vorgehen der Polizei wies der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange zurück. «Der Einsatz war geradezu zwingend - Abwarten wäre verheerend für alle folgenden Begegnungen gewesen. Es ging um die Verhinderung von Straftaten.» Der Rechtsstaat könne nicht zulassen, dass Ultras in Stadien ihre eigenen Regeln durchsetzen wollten.

Ähnlich deutlich äußerte sich Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz zur Kritik der Fanhilfen: «Abenteuerlich, ich finde es abenteuerlich. Ich kann dazu nichts anderes sagen. Einen möglicherweise unverhältnismäßigen Einsatz der Polizei mit Gewalt zu rechtfertigen, das muss mir mal einer erklären. Wir machen uns intensiv Gedanken, wie wir damit umgehen.»

Sowohl bei Hertha BSC als auch beim DFB ist man optimistisch, aufgrund von zahlreichen Foto- und Videoaufnahmen möglichst viele Einzeltäter ermitteln zu können. Dennoch steht nach der Randale möglicherweise auch die Aussetzung der Kollektivstrafe wieder auf dem Prüfstand. Damit war der DFB den Fan-Organisationen entgegengekommen.

Zuvor hatte das Sportgericht bei massiven Ausschreitungen immer wieder Zuschauer-Teilausschlüsse, so genannte Geisterspiele und wie im Fall von Dynamo Dresden 2011 sogar einen einjährigen Ausschluss aus dem DFB-Pokal verhängt. Hertha musste erst vor einem Jahr 100.000 Euro Strafe zahlen, weil die Fans im Pokalspiel gegen Rostock Pyros gezündet hatten.

Die Fan-Organisation «Unsere Kurve» sprach sich auch nach den Vorfällen von Dortmund vehement gegen Kollektivstrafen aus. «Ich halte nach wie vor nichts davon. Das würde an der Stelle viele Falsche treffen, schließlich waren auch hier Tausende im Block, die damit nichts zu tun hatten. Erwiesenermaßen bringt die Kollektivstrafe auch nichts», sagte Sprecher Jochen Grotepaß am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Auch der BVB war bereits einmal von einer Kollektivstrafe betroffen. Nach massiven Beleidigungen der Fans beim Bundesligaspiel gegen RB Leipzig wurde die knapp 25.000 Zuschauer fassende Südtribüne für die Partie gegen den VfL Wolfsburg im Februar 2017 gesperrt.

Am Freitag wird vor dem DFB-Sportgericht eine andere Sache verhandelt, die den BVB ebenfalls betrifft: Dabei geht es um das riesige Hass-Plakat von Borussia-Fans gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Die Anwälte des Milliardärs fordern nach einem «Bild»-Bericht Sanktionen bis zu Punktabzügen. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke sagte im «Sportstudio»des ZDF: «Punkte abziehen? Das ist ja unfassbar. Ich habe bis heute nicht verstanden, wie so ein Riesenplakat in den Block kommen kann.»

Trotz der Ausschreitungen von Hertha-Fans sieht man beim SV Darmstadt 98 vor dem Pokalspiel gegen die Berliner kein erhöhtes Risiko. «Wir stehen da wie vor jedem Spiel im Austausch mit dem Gastverein und mit der Polizeibehörden und sind daher auf alle Abläufe gut vorbereitet», sagte Vereinssprecher Jan Bergholz. Die Polizei stufte die Zweitrunden-Partie am Dienstag (18.30 Uhr) nicht als Hochsicherheitsspiel ein.

Auch nach dem Spiel des 1. FC Kölns gegen die TSG Hoffenheim kam es zu üblen Fan-Randalen. Zudem stürzte ien Mann über die Balustrade.

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