Die Website war Stand Sonntagnachmittag, 1. März, nicht mehr zu erreichen. Klar ist in der chaotischen Gemengelage, dass sich der Kulturkampf in der Bundesliga zwischen sozialromantischen Ultra-Gruppierungen auf der einen und der Deutschen Fußball Liga (DFL) sowie einflussreichen Investoren (zum Beispiel Hopp und RB Leipzigs Dietrich Mateschitz) auf der anderen Seite offen Bahn bricht.
Der FC Bayern steht in diesem Szenario vor einem Riesen-Problem, das auch der offensiv spektakuläre Fußball unter Trainer Hansi Flick nicht wettmachen kann.
Denn: Diejenigen, die nun bestraft werden sollen, sind mutmaßlich deckungsgleich mit jenen, die bei Heimspielen in der Südkurve der Allianz Arena* überhaupt für Stimmung sorgen.
Das Stadion im Münchner Norden ist zwar bei jedem Heimspiel mit 75.000 Zuschauern ausverkauft, 38.000 Dauerkarten wurden abgesetzt.
Bei üblichen Bundesliga-Heimspielen ist es in der Arena aber teils regelrecht leise, Fangesänge kommen ausschließlich aus eben jener Südkurve, wo die nun so scharf kritisierte Fangruppierung Schickeria über 90 Minuten Vollgas gibt - und ihre Mannschaft auch dann unterstützt, wenn es mal nicht läuft, während das restliche Stadion gerne mal pfeift.
Die Mitglieder der Schickeria sind auch jene Fans, die die Bayern zu Auswärtsspielen begleiten und sei es über tausende Kilometer in der Champions League.
Wie die Bild vorrechnet, beträgt die durchschnittliche Anreise von Anhängern in die Allianz Arena zu Heimspielen dagegen 337 Kilometer. Vielen von ihnen geht es vor allem darum, einmal in der Arena gewesen zu sein.
Zu München haben viele von ihnen - bis auf den obligatorischen Hofbräuhaus-Besuch - einen überschaubaren Bezug.
In der U-Bahn auf dem Weg nach Fröttmaning wird oft Schwäbisch, Fränkisch, Sächsisch oder Schweizerdeutsch gesprochen, viele Anhänger kommen aus Südtirol, Thüringen oder NRW.
Das gestaltet sich bei den Ultras ganz anders, die in der Kurve auch mal gegen sozialpolitische Missstände in der bayerischen Landeshauptstadt protestieren.
Sie treffen sich in Kneipen in Schwabing, wo der Klub einst gegründet wurde, oder pilgern zu Hunderten zu Heimspielen der zweiten Mannschaft ins altehrwürdige Grünwalder Stadion in Giesing, also im Herzen Münchens.
Ergo: Der FC Bayern hat jetzt mit genau denen Stress, die die Mannschaft - alle Verfehlungen wie Pyro-Exzesse ausgeklammert - im Stadion am meisten unterstützen. Es wird mit Spannung zu erwarten sein, wie die Münchner das lösen wollen.
pm
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