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Freistoß-Spray: FIFA plant Regelkatalog

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Freistoß-Spray
Das Freistoß-Spray soll in Deutschland verboten werden. © picture alliance / dpa

Köln - Das Freistoß-Spray darf nach einem Gutachten des TÜV Rheinland in Deutschland nicht eingesetzt werden. Die FIFA will bald ein eigenes Gütesiegel vergeben.

Die Einführung des von der Fußball-WM bekannten Freistoß-Sprays in der Bundesliga könnte sich verzögern. Nach Ansicht des TÜV Rheinland darf es wegen einer möglichen gesundheitlichen Gefährdung in der Bundesrepublik nicht benutzt werden. Der Weltverband FIFA will angesichts der Diskussionen um die Verträglichkeit für Mensch und Natur eigene Richtlinien aufstellen. Es sollen „Mindestvoraussetzungen für derartige Sprays definiert werden“, wie ein Sprecher am Freitag auf dpa-Anfrage erklärte. Ziel sei es, „qualitativ hochwertige und sichere Fabrikate“, etwa mit Blick auf Umweltfragen, „vom Rest unterscheidbar zu machen“.

Demnächst sollen Informationsveranstaltungen für Produzenten von Freistoß-Sprays angeboten werden. Anschließend sollen die Hersteller ihre Produkte bei unabhängigen Testinstituten nach definierten Anforderungen testen lassen können. Erfolgreich geprüfte Produkte erhalten ein IFAB/FIFA-Gütesiegel und „werden entsprechend vom IFAB und der FIFA empfohlen“, wie es in der FIFA-Stellungnahme hieß.

Der TÜV Rheinland bemängelte auch, dass der Treibgasanteil so hoch sei, dass eine Gefahrstoffkennzeichnung für hochentzündliche Produkte zwingend sei. Das dafür vorgeschriebene Flammensymbol fehle auf der Dose allerdings. „Das Produkt ist in seiner derzeitigen Form in Deutschland und der EU nicht verkehrsfähig“, sagte TÜV-Sprecher Ralf Diekmann am Freitag in Köln und bestätigte damit einen Bericht der „Bild“-Zeitung, die das Gutachten in Auftrag gegeben hatte.

Ergebnisse werden respektiert

Man respektiere die Ergebnisse „in aller Form“, erklärte der FIFA-Sprecher. Nach bisherigen Planungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) soll das weiße Spray, mit dem der Schiedsrichter die Freistoßlinie kennzeichnet, vom 8. Spieltag (18./19. Oktober) an in der Bundesliga benutzt werden. Auch in der 2. Runde des DFB-Pokals Ende Oktober sollen die Referees schon sprühen dürfen.

Der DFB reagierte gelassen auf das Gutachten. „Dieser Sachverhalt ist uns neu und wird geprüft. Unabhängig davon sind wir bereits seit Wochen mit anderen Anbietern in Gesprächen, um nach Alternativen zu dem kostenintensiven Import aus Argentinien zu schauen“, sagte Lutz Michael Fröhlich, DFB-Abteilungsleiter Schiedsrichter. Die Europäische Fußball-Union UEFA wollte sich zunächst nicht äußern.

„Wir sind zuversichtlich, eine Lösung ohne Mängel zu finden, schließlich haben wir Schiedsrichter mit der Dekra die besten Sachverständigen an unserer Seite“, kommentierte Fröhlich weiter. Die Prüfgesellschaft Dekra ist Sponsor der deutschen Spitzenreferees.

„Wir haben unter anderem Parabene gefunden, die im Verdacht stehen, hormonell wirksam zu sein“, sagte indes TÜV-Sprecher Diekmann. Deshalb seien diese Stoffe zum Beispiel in kosmetischen Mitteln verboten. „Außerdem sind die Aufschriften auf dem Produkt mangelhaft, unvollständig und nicht in deutscher Sprache.“

Spray wurde positiv bewertet

Das Spray wurde bei der WM in Brasilien weltweit bekannt und insgesamt positiv bewertet. Mit einem sich auflösenden Schaum können die Unparteiischen den Abstand von der Freistoßmauer zum Ball markieren. Wie „Bild“ berichtete, darf das Spray nicht nur in Deutschland, sondern auch EU-weit nicht eingesetzt werden, da es nicht zugelassen sei.

Seit dieser Saison wird der Schaum auch in Europapokal- und EM-Qualifikationsspielen eingesetzt. „Nach einem erfolgreichen Test bei der U17-EM in Malta freut es mich, dass der Schiedsrichter-Ausschuss beschlossen hat, die Benutzung des Sprays in den Senioren-Wettbewerben zu genehmigen“, hatte UEFA-Präsident Michel Platini in einer UEFA-Mitteilung Anfang August betont.

Auch die Verbände von England, Frankreich, Italien und Spanien haben das Spray bereits eingeführt. Der DFB und die Deutsche Fußball Liga sprachen sich im August für die Neuerung aus. Es gibt aber auch kritische Experten-Stimmen: „Das Freistoßspray kommt nicht durch den TÜV - bei mir ist es schon lange durchgefallen. Es ist nicht nur unpraktisch, sondern auch völlig unnötig“, schrieb der bekannte Schweizer Ex-Referee Urs Meier bei Focus online.

dpa

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