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Führungskrise beim HSV

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Horst Becker (r.) mit Bernd Hoffmann
Horst Becker (r.) mit Bernd Hoffmann © Getty

Hamburg - Der HSV ist mit dem drittteuersten Kader in die Saison gestartet. Zum Ende der Hinrunde steckt die Truppe von Armin Veh aber im Mittelmaß fest. Nun hat auch noch der Aufsichtsratschef hingeschmissen.

Nach der sportlichen kommt nun eine Führungskrise beim Hamburger SV dazu. Der 70-jährige Horst Becker gab am Montagabend bekannt, nicht mehr als Vorsitzender des Aufsichtsrates seinen Kopf hinhalten zu wollen. Zu viel Kritik hatte der Banker im vergangenen Jahr einstecken müssen, als der zwölfköpfige Rat bei der Suche nach einem Nachfolger für Dietmar Beiersdorfer einen hilflosen Eindruck vermittelte. “Es sind Fehler gemacht worden, vor allem bei der Sportchef-Suche“, gab Becker nach vier Jahren an der Spitze zu: “Ich möchte Platz machen für einen Neuanfang.“

Nach einem Jahr beförderte man Notlösung Bastian Reinhardt im Sommer zum Sportvorstand - ein kritischer Gegenspieler zu Clubchef Bernd Hoffmann wurde gar nicht gesucht. Der Vorwurf der Kritiker: Der Aufsichtsrat tanzt nur nach Hoffmanns Pfeife. Und genau das ist das Problem des Traditionsvereins: Wieder einmal präsentierte der versierte Kaufmann Hoffmann in der vergangenen Woche wunderbare Umsatzzahlen, die Merchandising-Abteilungen boomen und die Arena wird trotz schlechter Leistungen erstaunlicherweise auch noch voll. Doch echten Fußball-Verstand vermisst man in der Führungsriege, die dennoch fortwährend von einem Titel spricht.

Die von Hoffmann geholten teuren David Rozehnal und Marcus Berg sind längst wieder weggeschickt - der zuletzt verpflichtete Lenker Armin Veh hat trotz der schlechten Leistungen noch viel Kredit. Der Trainer verteidigt denn auch seinen Vorgesetzten: “In Hamburg ist immer Hoffmann Schuld. Aber für die Niederlage gegen Leverkusen kann er nun gar nichts.“

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Dennoch wird der Vorstand für die Talfahrt und die vielen Trainerwechsel verantwortlich gemacht - allein sieben Übungsleiter stellte Hoffmann in seiner sieben Jahren langen Amtszeit ein. Ein vom Verein aufgestelltes Konzept für die nächsten Jahre fehlt - zuletzt setzte man auf Oldies wie Zé Roberto und Ruud van Nistelrooy - ein Fehler, wie jetzt mehr als deutlich wird.

Ob Hoffmann den Gegenwind übersteht und sein Vertrag über Dezember 2011 hinaus verlängert wird, hängt von der Mitgliederversammlung am 9. Januar ab. Dort müssen vier neue Aufsichtsräte gewählt werden. Sieben Mitglieder gelten derzeit als Hoffmann-nah, einer müsste nur hinzukommen, dann scheint ein Verbleib wahrscheinlich.

Ungemütlich wird die Versammlung allemal. Ein Antrag befasst sich mit den Investoren, die in Zukunft nicht mehr Anteile von Spielern aufkaufen sollen. Der Deal des Milliardärs Klaus-Michael Kühne brachte im Sommer nur Unruhe und Streit - vorangebracht haben seine Millionen den Club bisher nicht. Ein letzter Hinrundensieg am Freitag in Mönchengladbach könnte die Mitglieder ein wenig milder stimmen vor der Versammlung in der Winterpause - kritische Fragen werden sie allemal stellen.

dpa

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