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DFB-Spieler machen sich keine Sorgen: "Italien? Es gibt Schlimmeres"

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Sami Khedira im Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw.
Sami Khedira im Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw. © dpa

Evian - Vor dem EM-Viertelfinale gegen Italien geben sich die Spieler der Deutschen Nationalmannschaft völlig entspannt. Angst oder Aufregung sucht man vergeblich.

Italien? Soll nur kommen! Das tagelange Gerede über Angst und Trauma beendete Jerome Boateng mit nur zwei Sätzen. "Ich mache mir nicht Tag und Nacht Gedanken über Italien", sagte der deutsche Abwehrchef in der ihm eigenen Bierruhe: "Da gibt es Schlimmeres."

Es ist das Selbstvertrauen des Weltmeisters, mit dem Deutschland in den Viertelfinal-Hit gegen Italien am Samstag geht. Die böse Statistik mit keinem Sieg aus acht Turnierspielen ist nicht nur für Joachim Löw "kalter Kaffee". Auch besondere Maßnahmen im Vorfeld traf der Bundestrainer nicht.

"Warum sollte ich ein Italien-Trauma haben?", fragte der bisher bärenstarke Toni Kroos am Donnerstag: "Das muss mir erst mal einer erklären." Beim bitteren 1:2 im EM-Halbfinale 2012 standen zehn der heutigen Spieler auf dem Platz. Mit dem Rest der schwarzen Serie haben sie aber nichts zu tun.

"Ich habe bei einem Turnier nur einmal gegen sie gespielt. 2009 bei der U21-EM haben wir sie geschlagen, und in Testspielen hatten wir zuletzt eine gute Bilanz", rechnete Mats Hummels vor: "In der jüngeren Vergangenheit waren wir auf gutem Niveau. Daraus, dass es eine Mannschaft 1980 nicht geschafft hat, kann ich nichts ziehen."

4:1-Testspielsieg ist noch im Kopf

Es zählt nur die Gegenwart. Das Studium der aber eben auch aktuell so starken Italiener steht im Vordergrund. Das 2:0 im Achtelfinale gegen Titelverteidiger Spanien hat durchaus Eindruck hinterlassen. Doch zu erkennen waren auch Schwächen, die Deutschland schon beim beeindruckenden 4:1 im Test im März genutzt hat.

"Sie spielen es fast perfekt", sagte beispielsweise Sami Khedira dfb.tv: "Aber sie haben ihre Schwächen und sind verwundbar." Von denen wird Khedira Löw ausgiebig berichten: Bei Juventus Turin spielt er mit Italiens kompletter Defensiv-Achse zusammen: mit Torhüter Gianluigi Buffon und den drei Verteidigern Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini.

Alle außer Chiellini standen auf dem Platz, als Juve im März durch ein 2:4 bei Bayern München in der Champions League scheiterte. "Ich habe gute Erfahrungen gemacht", sagte deshalb Bayern-Torjäger Thomas Müller, der bei der EURO immer noch auf sein erstes Tor macht, verschmitzt: "Und ich habe bei der EM bisher auf das italienische Tor schon mehr Torchancen zufliegen sehen als auf das deutsche Tor. Auch mehr Hochkaräter."

Auch Oliver Bierhoff trug am 20. Jahrestag seines Golden Goals zum bisher letzten deutschen EM-Titel Optimismus zur Schau. Die Geschlossenheit im Team sei damals "nicht so groß" gewesen wie heute. Außerdem hat der Teammanager eine gesunde Anspannung bei den Spielern erkannt. "Dieses Spiel lässt bei allen das Herz höher schlagen", berichtete er: "Es herrscht keinerlei Angst, sondern Freude. Respekt, aber keine Furcht." Auch die Gefahr, "dass einer überdreht, verkrampft oder übernervös wird", sehe er nicht.

Pause zwischen Achtelfinale und Viertelfinale zu lang

Dass die Spieler brennen, ist augenscheinlich. Abwehrchef Boateng sind die sechs Tage zwischen dem Achtelfinale gegen die Slowakei (3:0) und dem Spiel am Samstag in Bordeaux zu lang. "Ewig frei und viel Zeit dazwischen, das wollen wir nicht haben", erklärte der 27-Jährige. Dass er als einer von fünf deutschen Spielern neben Mesut Özil, Khedira, Hummels und Joshua Kimmich im Falle einer Gelben Karte für das Halbfinale gesperrt wäre, beeinflusst ihn nach eigener Aussage auch nicht: "Ich werde nicht daran denken, das bringt nichts. Ich werde reingehen wie immer." Zumal das DFB-Team auch in dieser Hinsicht leicht im Vorteil ist: Bei der Squadra Azzurra gehen elf Spieler vorbelastet ins Spiel.

Doch nicht nur Deutschlands Rekordtorschütze Miroslav Klose, nach dem WM-Triumph 2014 aus dem DFB-Team zurückgetreten und in den vergangenen fünf Jahren bei Lazio Rom unter Vertrag, sieht in diesem Viertelfinale das vorweggenommene Endspiel dieser EURO. "So stark wie Deutschland und Italien war keine andere Mannschaft bei dieser EM", sagte er im SID-Interview. Falls Deutschland Italien schlage, "hat es wirklich große Chancen, auch den Titel zu holen".

sid

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