Auch im Umgang mit dem Ex-Schalker soll es Probleme gegeben haben. Er sagte im vergangenen Jahr den Confed-Cup ab wegen einer Nasenscheidwand-Operation, die nicht unbedingt nötig gewesen sein soll, und leistete sich Fehltritte wie 2017 beim Spiel gegen England. Dort zeigte Sané in den Katakomben seinen Teamkollegen wohl den Mittelfinger, nachdem diese ihn aufforderten mit den Medien zu sprechen, wie die BILD berichtet.
Löw ist auch bekannt dafür, auf die interne Struktur und den Teamgeist wert zu legen. Schon bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien steckte er die ärgsten Konkurrenten zusammen in ein Zimmer. Schalker, Dortmunder und Münchner wurden gemischt und wurden so „gezwungen“ miteinander Zeit zu verbringen. Das förderte den Zusammenhalt so stark, dass es mit ein Grund für den Titel gewesen sein soll. Kurz gesagt: Wer Unruhe stiftet, hat schlechte Karten.
Und Löw ist bei den Turnieren auch darauf bedacht, die Unruhe von außen möglichst minimal zu halten. Während es bei der Vergabe um den letzten Kaderplatz um Julian Brandt oder Sané ging, hat sich Löw für die einfache Lösung entschieden. Niemand wird meckern, falls Brandt bei der WM keine Minute spielen sollte. Um Sané hätte es immer wieder Wind gegeben. Löw beugt nun der Unruhe mit einem einmaligen großen Sturm vor. Der Wirbel um Sané wird täglich weniger werden, je näher das Turnier rückt.
Außerdem hat der Bundestrainer einige Spieler, auf die er setzt und die auch besser in sein System passen. Julian Draxler und Marco Reus sind heiße Kandidaten auf einen Platz in der Startelf. Diese beiden Akteure hätten wahrscheinlich eh den Vorzug vor Sané bekommen. Draxler, der in Paris mehr Ergänzungsspieler als Stammkraft war, steht beim DFB-Trainer hoch im Kurs, spätestens seitdem er 2017 als Kapitän das DFB-Team zum Sieg beim Confed-Cup führte.
Irritierend ist es jedoch schon, dass jahrelang dieser eine Ausnahme-Kicker gesucht wird, der auch im Eins-gegen-Eins brilliert. Sané ist genau solch ein Typ Spieler, anscheinend aber niemand für Löw. Noch nicht. Denn wenn der Linksfuß weiter seine Leistung zeigt, wird der Bundestrainer nicht mehr drumherum kommen, auf den dribbelstarken Mann zu setzen. Denn mit der Extra-Klasse, die Sané mitbringt, ist er eigentlich unverzichtbar.
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ank/md