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Stimmen nach WM-Aus: Löw, Hummels und Neuer fällen vernichtende Urteile

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Fußball-WM 2018, Südkorea gegen Deutschland, Bilder und Noten
Mesut Özil und Mats Hummels (r.) nach dem Aus bei der Fußball-WM. © dpa / Christian Charisius

Fußball-Fans in ganz Deutschland stehen unter Schock, das DFB-Team ist als Weltmeister in der Vorrunde bei der WM 2018 gescheitert. Wir sammeln die Reaktionen.

Kasan - Historische Schmach statt fünfter Stern: Weltmeister Deutschland hat nach einem peinlichen 0:2 (0:0) gegen Südkorea den WM-Totalschaden erlitten und muss als Tabellenletzter der Gruppe F die Heimreise antreten (der Spielverlauf im Live-Ticker zum Nachlesen). Es ist das erste Vorrunden-Aus einer DFB-Elf in deren 84-jährigen WM-Geschichte - die Mission Titelverteidigung endete nach einem leidenschaftslosen Auftritt im Desaster. Nach dem Debakel stellt sich nun auch die Frage, ob Joachim Löw trotz seines bis 2022 laufenden Vertrages als Bundestrainer zurücktritt. Seine Zukunft erscheint auch wegen des Auftretens der Mannschaft fraglich. Die Stimmen zum Debakel.

Joachim Löw lässt nach WM-Aus Zukunft offen: „Ich muss das alles verarbeiten“

Löw über die Atmosphäre nach dem Abpfiff: „Es herrscht eine riesige Enttäuschung, kaum jemand ist in der Lage, irgendetwas zu sagen. Wir müssen schauen, dass wir das jetzt annehmen. Gratulation an die Schweden und die Mexikaner. Wir haben es auch nicht verdient, weiterzukommen.“

Löw über die Schwächen des Teams: „Wir haben es nicht geschafft, ein Tor zu erzielen, mal in Führung zu gehen. Das hat sich durch das Turnier gezogen. Wir haben in der Vorbereitung versucht, alles zu tun. Wir konnten kaum spielerische Akzente setzen. Jetzt muss man sagen, dass wir zurecht aus dieser Gruppe ausgeschieden sind. Wir haben es nicht auf den Platz gebracht. Wir waren in den Spielen verkrampft, wir haben nicht mit der Dynamik gespielt, so dass wir den Gegner zu Fehlern zwingen. Am Ende muss man sagen, wir hatten schon viele Tormöglichkeiten, die letzte Konsequenz war aber nicht da. Der Plan war da. Wir konnten es aber nicht umsetzen.“

Löw über den Druck des Titelverteidigers: „Es ist wahnsinnig schwer, so einen großen Erfolg zu wiederholen. Woran es gelegen hat, kann ich nicht sagen. Ich habe das Gefühl gehabt, dass bei uns vielleicht so etwas wie Selbstherrlichkeit herrschte vor dem Mexiko-Spiel. An den letzten Tagen war aber Konzentration da. Auf dem Platz haben wir davon aber nichts gesehen.“

Löw über die Umstellungen gegen Südkorea: „Wir haben gewusst, dass die Schweden in Führung sind. Es war geplant, dass Thomas Müller reinkommt, wenn wir was machen müssen. Wir mussten alles riskieren. Wir konnten nicht noch zehn Minuten warten. Dadurch entstehen natürlich Löcher. Wir waren teilweise gezwungen, so viele Spieler bei der WM einzusetzen. Ich muss aber auch die Verantwortung dafür auf mich nehmen.

Löw über die vielen Wechsel in den Startformationen: „Wir waren gezwungen Wechsel vorzunehmen. Eine Mannschaft findet sich erst im Laufe des Turniers. Heute waren es nicht nur der Mesut Özil, sondern auch andere Spieler, die das normalerweise können. Aber klar, ich trage die Verantwortung. Goretzka war im Training gut, Müller unglücklich in den ersten beiden Spielen.“

Löw über seine Zukunft: „Wir alle haben verloren. Das ist nicht nur ein Spiel, sondern vieles, das wir in den letzten Jahren aufgebaut haben. Wir können uns dafür nur entschuldigen. Ich bin der erste, der sich hinterfragen muss. Das liegt in meiner Verantwortung. Da muss ich aber auch eine Nacht drüber schlafen. So kurz nach dem Spiel bin ich brutal enttäuscht, das ist klar. Ich habe aber die Verantwortung für die Mannschaft. Es ist zu früh für mich, die Frage nach der Zukunft zu beantworten. Bei mir ist die Enttäuschung tief in mir drin. Das hätte ich mir nicht vorstellen können, dass wir auch gegen Südkorea verlieren. Ich muss das alles verarbeiten.“

Mats Hummels: „Das letzte überzeugende Spiel war im Herbst 2017“

Hummels über das WM-Aus: „Es ist schwierig, das in Worte zu fassen. Wir haben bis zum Schluss gekämpft, selbst nach dem 0:1. Wir hatten genug Gelegenheiten. Ich selber in der 87. Minute, den muss ich machen. Das hat uns heute das Genick gebrochen. Ich glaube gegen Mexiko war es offensichtlich, heute war es nicht einfach. Man sieht bei der WM, dass keine Mannschaft leicht durchkommt. In dem Mexiko-Spiel haben wir uns in eine schlechte Situation gebracht. Das Gegentor ist symptomatisch.“

Hummels über die Dinge, die sich jetzt verändern müssen: „Wir haben einige Punkte, an denen wir ansetzen müssen. Das letzte überzeugende Spiel, das wir abgeliefert haben, war im Herbst 2017. Wir haben die Dinge, die ich angesprochen habe, auch verbessert, das war gegen Schweden viel besser. Wir sind ab der 65. Minute unglaublich hektisch geworden, sind in Konter gelaufen, die wir echt noch gut verteidigt haben. Da haben wir die Struktur verloren. Ganz bitterer Abend für die deutschen Fußballfans.“

Sami Khedira nach WM-Aus: „Dass da mal ein Schiffbruch kommt, war klar“

Khedira über das WM-Aus: „Jetzt ist einer der schwersten Momente für die Mannschaft, für das Team und auch für mich persönlich. Es war nicht einfach mit mehreren jungen Spielern. Wenn man dann in der Vorrunde ausscheidet, auch so bitter, dann muss man die Verantwortung auf sich nehmen. Das tun wir. Ich bin der erste, der da die Verantwortung übernimmt. Jetzt müssen wir mit den Konsequenzen leben.

Khedira über die Ausmaße des Ausscheidens: „Die letzten zehn Jahre waren sensationell. Dass da mal ein Schiffbruch kommt, war klar. Wir haben das ehrlich analysiert. Der Anspruch von dieser Mannschaft war nicht, 2:1 gegen Saudi-Arabien zu gewinnen oder gegen Österreich zu gewinnen. Wir müssen die Verantwortung dafür übernehmen, als komplettes Team. Die Führungsspieler müssen da als erstes an die eigene Nase fassen.“

Manuel Neuer nach Pleite gegen Südkorea: „Das ist erbärmlich“

Neuer über das WM-Aus: „Ich denke, dass jeder für sich sehr enttäuscht ist, dass wir diese große Chance heute verpasst haben. Wir hatten es in der eigenen Hand. Wir haben es auch in diesem Spiel nicht geschafft, eine gute Leistung zu zeigen. Von uns allen war die Bereitschaft nicht groß genug, dieser unbedingte Wille. Selbst wenn es heute geklappt hätte, wäre in der K.o.-Phase halt gewesen. Wir haben es nicht verdient gehabt, das muss man klar sagen. Wir haben gegen Schweden erst in der 95. Minute das 2:1 gemacht, haben gegen Mexiko nicht gewonnen. Das ist natürlich sehr enttäuschend.“

Neuer über das Ausmaß des Ausscheidens: „Wir sind dafür verantwortlich. Das ist erbärmlich. Wir wissen, wie schön das ist, bei einer Weltmeisterschaft Fußball zu spielen. Man wartet vier Jahre darauf. Wir haben hier die Möglichkeit gehabt, Geschichte zu schreiben. Das haben wir nicht angenommen. Das ist der ausschlaggebende Punkt, dass das nicht auf dem Platz gebracht wurde. Das ist sehr bitter und wirklich enttäuschend.“

Teammanager Oliver Bierhoff: „Gehe fest davon aus, dass Jogi Löw weiter macht“

Bierhoff über die Atmosphäre nach dem Abpfiff: „In der Kabine ist jeder in sich gesunken, enttäuscht. Gegen Ende machen wir natürlich auf. Es herrscht einfach großer Frust und eine riesige Enttäuschung. Am Ende hat es nicht gereicht, das müssen wir akzeptieren.“

Bierhoff über die Fehler der Nationalmannschaft: „Wir wollten vor allem dumme Fehlpässe vermeiden. Wir wollten mit der Zeit Korea müde spielen. Immer, wenn wir es schnell gemacht haben, haben wir auch Chancen kreiert. Es hat aber nicht gereicht. Dass es alle Mannschaften hier bei der WM schwer haben, sieht man. Ich denke, wir haben bei dem Turnier viele Torchancen herausgespielt. Wir sind aber nie in Führung gegangen und konnten nie unser Spiel aufziehen.

Bierhoff über die Zukunft von Joachim Löw: „Ich gehe fest davon aus, dass Jogi Löw seinen Vertrag erfüllt und weiter macht. Wir müssen das aufarbeiten und weiter machen.“

DFB-Präsident Reinhard Grindel nach Aus bei WM: „Wir trauen es Joachim Löw zu“

Grindel über die Atmosphäre im DFB nach dem WM-Aus: „Wir in der Delegation, im Präsidium spüren eine grenzenlose Enttäuschung. Es ist nicht die Aufgabe des Präsidenten, das Spiel zu analysieren.“

Grindel über den anstehenden Umbruch in der Nationalmannschaft: „Ich kann sagen, wir haben vor diesem Turnier sehr genau gewusst, dass es nach dem Turnier einen Umbruch geben wird. Wir haben uns die Frage gestellt, wer kann diesen Umbruch gestalten. Da war für uns vor allem der Confed Cup entscheidend. Deswegen haben wir gesagt, wir trauen es Joachim Löw zu. Die Überlegungen, die uns dazu gebracht haben, diesen Vertrag zu verlängern, bestehen immer noch.“

Wir sammeln an dieser Stelle die Stimmen zum Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft aus der Fußball-WM 2018 in Russland und aktualisieren diesen Artikel laufend.

fw mit SID

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