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Vermutlich ist der Platz auf der Bank für die 27-Jährige trotzdem zunächst der bessere. Denn die deutsche Mannschaft hat ohne die „Spiel-Figur“ (Fachmagazin „Kicker“) einen erstaunlichen Emanzipationsprozess hinbekommen. Deutschland gewann zwar keine Schönheitspreise, aber immer ohne Gegentor. Nia Künzer, die im WM-Finale 2003 gegen Schweden (1:0) das Golden Goal köpfelte und als ARD-Expertin auch dieses Turnier intensiv verfolgt, hat einen positiven Abnabelungseffekt beobachtet. „Vorher hat sich alles auf Dzsenifer Marozsan konzentriert, weil sie im Moment auch eine der besten Spielerinnen der Welt ist, jetzt schaffen sie es tatsächlich, das als Team aufzufangen.“
Die Trainerin muss nun abwägen, ob sie bereits im Viertelfinale alles wieder ihre Edeltechnikerin ablädt. Nicht das vor jedem Spiel ausgerufene „Allez maximal“, sondern „alle Bälle zu Maro“ schien das wahres Motto zu lauten. „Gefühlt kann man sie in jeder Situation anspielen. Dass sie mit einer Aktion ein Spiel entscheidet, hat sie schon öfter gezeigt“, sagt Abwehrchefin Marina Hegering. Aber Torhüterin Almuth Schult sieht auch ein Wagnis, wenn jetzt schon wieder zu viel Druck der Nummer zehn laste. „Es ist was anderes, wenn man so lange nicht durchgängig trainieren kann. Wir freuen uns, wenn sie auf dem Platz steht. Aber wir wollen als Mannschaft 90 Minuten eine tolle Leistung zeigen - ob mit Dzseni oder ohne.“
Vielleicht reicht es bei Marozsan sogar, nach 120 strapaziösen Minuten humpelnd im Elfmeterschießen zu verwandeln. Damit hat sie ja schon vor vier Jahren gute Erfahrungen im gewonnenen WM-Viertelfinale gegen Frankreich gemacht. Viel mehr ließ ein malader Fuß damals in Montreal nicht zu.
Von Frank Hellmann
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