Update vom 12. November 2019, 11.36 Uhr: Die Entscheidung ist gefallen. Hasan Salihamidzic soll nach der laufenden Saison in den Vorstand des FC Bayern München berufen werden. Doch was bedeutet das eigentlich? Bekommt Brazzo als Vorstand andere Aufgaben als als Sportdirektor?
Die Antwort lautet im Grunde nein. Salihamidzic würde wohl seine bisherigen Aufgaben behalten: Dazu gehört die Kaderplanung, der Übergang zwischen Profi- und Jugendbereich und ganz allgemein Transfers. Allerdings zeichnet Brazzo für diese wichtigen Bereiche meist nicht allein verantwortlich. Bei der Kaderplanung muss er sich unter anderem mit Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge abstimmen.
Durch die Beförderung verändert sich allerdings wahrscheinlich einiges daran, wie viel Gewicht Salihamidzics Meinung bei FCB-Entscheidungen hat. Aktuell ist Brazzo schließlich noch ein klassischer Angestellter. Ab Juli 2020 würde er dies nicht mehr sein, sondern auf einer Stufe mit Jan-Christian Dreesen (Finanzen und Controlling), Andreas Jung (Marketing, Sponsoring und Events) und Jörg Wacker (Internationalisierung und Strategie). Salihamidzic trägt die sportliche Verantwortung in Absprache mit Rummenigge und künftig Kahn.
Durch die Beförderung steigt er in der internen Bayern-Hierarchie auf und sein Wort wird auch in der Wirkung nach Außen wesentlich bedeutender werden. Das heißt: Der ehemalige Spieler könnte sich etwa bei anstehenden Transferentscheidungen wesentlich besser durchsetzen, als dies aktuell der Fall ist.
Bevor es zur Beförderung kommt, muss allerdings erst einmal die Trainerfrage geklärt werden. Und hier scheint sich dieser Coach als Favorit herauskristallisiert zu haben.
Update vom 11. November 2019, 21.06 Uhr: Der Aufsichtsrat des FC Bayern hat getagt und entschieden. Am Montagabend befasste sich das Gremium mit der Zukunft von Hasan Salihamidzic. Das Ergebnis: Es möchte den früheren Bundesliga-Spieler befördern. Der wohl wichtigste Fürsprecher „Brazzos“ war zuletzt der scheidende Präsident und Aufsichtsratschef Uli Hoeneß.
In einer Presseerklärung stellte der Rekordmeister seinem Sportdirektor ein durchweg gutes Zeugnis aus und legte sich fest: „Der Aufsichtsrat beabsichtigt daher, die Zusammenarbeit mit Hasan Salihamidzic fortzusetzen und ihn zum 1. Juli 2020 in den Vorstand zu berufen.“
Erstmeldung vom 11. November 2019, 10.08 Uhr: Die Abschiedswoche von Uli Hoeneß hat begonnen. Am Freitag wird der 67-Jährige bei der Jahreshauptversammlung zum letzten Mal als Präsident des FC Bayern ans Rednerpult treten. Und bereits am Montag, den 11. November, steht ein letzter Termin an. Am Abend tritt der neunköpfige Aufsichtsrat der FC Bayern München AG zusammen, und Hoeneß wird diese Sitzung zum letzten Mal als Vorsitzender leiten.
Ein wichtiges Anliegen hat er jedoch noch. Seinen Kollegen will der scheidende Präsident vorschlagen, Hasan Salihamidzic vom Sportdirektor zum Sportvorstand zu befördern. Mehr noch, der FCB-Patriarch will ihnen „Brazzo“ nachdrücklich empfehlen. So wie er es bereits am Sonntag tat, als er beim Sport1-„Doppelpass“ angerufen hatte.
„Hasan hat einen guten Job in diesem Jahr gemacht“, sagte Hoeneß, der sich darüber echauffierte, dass die Talk-Runde zu schlecht über Salihamidzic sprach. Als Beispiele für die gute Arbeit des Sportdirektors nannte er die Transfers von Benjamin Pavard, Lucas Hernández und Alphonso Davies, die „allein auf seinem Mist gewachsen“ seien. Einen Wunsch äußerte er am anderen Ende der Leitung: "Ich habe Folgendes auf dem Herzen: Dass große Teile der Runde sich total despektierlich über Hasan Salihamidzic hier äußern.“ Auch wenn Hoeneß bald nicht mehr in Amt und Würden ist, wolle er „den Verein wie eine Glucke bewachen“, sollte er Unsachliches über den Verein hören, wie er laut tz.de* sagte.
Aber reicht das, um die Aufsichtsratskollegen überzeugen zu können? Einen prominenten Fürsprecher haben Hoeneß und auch Salihamidzic allemal. Herbert Hainer, früherer Adidas-Chef und designierter Bayern-Boss, sieht Salihamidzic künftig ebenfalls im von Karl-Heinz Rummenigge geführten Vorstand.
Der Sportdirektor selbst äußerte sich im kicker zurückhaltend. Die Entscheidung des Rats „liegt nicht in meiner Macht". Das beeindruckende 4:0 der Bayern gegen Dortmund dürfte die Chancen für eine Beförderung Salihamidzics steigern. Er selbst sieht das Spiel als „gute Bestätigung“ seiner Arbeit. Eine Entscheidung, ob „Brazzo“ beim FC Bayern aufsteigt, soll noch am Abend nach der Sitzung verkündet werden.
Nach seiner letzten Sitzung als Aufsichtsrats-Vorsitzender folgt dann am Freitag sein allerletzter Auftritt als Präsident. Bei der auch live im Stream gezeigten Jahreshauptversammlung, die nicht wie sonst im Audi Dome, sondern aufgrund des zu erwartenden Andrangs in der Olympiahalle stattfinden wird, übergibt Hoeneß das Zepter an Herbert Hainer.
Natürlich müssen die Mitglieder Hainer wählen. Nachdem es allerdings Hoeneß‘ ausdrücklicher Wunsch ist, ist davon auszugehen. Alles, was man zur Jahreshauptversammlung wissen muss, kann man hier nachlesen. Aber Hoeneß wäre nicht Hoeneß, würde er sich nach der Amtsübergabe komplett aus dem Tagesgeschäft beim FC Bayern raushalten. Wie hatte er bei der JHV 2007 gesagt? Er werde dem Verein so lange dienen, bis er nicht mehr atmen könne.
Und auch wenn Hoeneß im Vorfeld seines Rückzugs am Freitag im Gespräch mit dem kicker sagte, „das war‘s“, darf an der Endgültigkeit gezweifelt werden. Sein Büro an der Säbener Straße hat er noch nicht geräumt. Er hat die Garantie, dass er bei Abwesenheit des künftigen Präsidenten, den Raum benutzen darf.
„Hasan Salihamidzic hat schon zu viel Zeit verschenkt“, meint unser Autor in einem Kommentar zu den Leistungen des FCB-Sportdirektors.