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Heute ist ein ganz besonderer Tag für Jupp Heynckes

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Bayern München - Eintracht Frankfurt
Jupp Heynckes. © dpa / Matthias Balk

Der 29. April könnte bei Jupp Heynckes als besonderer Tag seiner Karriere im Kalender angestrichen sein. Wissen Sie auch, warum?

Mönchengladbach - Jupp Heynckes hatte es beim Frühstück irgendwie geahnt. "Eher schießen wir ein Dutzend Tore, als dass Köln bei St. Pauli verliert", sagte der Torjäger von Borussia Mönchengladbach am Morgen jenes 29. April 1978, der in die Bundesliga-Geschichte eingehen sollte. Wenige Stunden später demütigten die Fohlen am letzten Spieltag die hilflose Borussia aus Dortmund tatsächlich mit 12:0 (6:0). Zur Meisterschaft fehlten zwar drei Tore, doch der Rekord des höchsten Ligasieges steht auch genau 40 Jahre später noch.

Heynckes trifft fünfmal im letzten Spiel seiner Karriere

Alleine fünf Treffer gingen auf das Konto von Heynckes, der das letzte Spiel seiner Karriere bestritt. Die Partie wurde zu seinem kuriosen Wettrennen mit dem punktgleichen Rivalen 1. FC Köln um die bessere Tordifferenz. "Von der Ersatzbank rief man uns ständig zu, wie viel Tore wir noch machen mussten. Als es 9:0 stand und sie riefen 'noch drei', habe ich geantwortet: 'Habt Ihr sie nicht mehr alle?'", erzählte Heynckes einmal der Rheinischen Post. Doch weil der FC bei Schlusslicht St. Pauli mit 5:0 gewann, ging die Meisterschale in die Domstadt.

Kölns Trainer Hennes Weisweiler, bis 1975 noch Gladbach-Coach, war die Freude über den Titel im ersten Moment gründlich vergangenen. "Kein Kommentar", raunzte Weisweiler nach Schlusspfiff in die Mikrofone, die Gladbacher Torflut hatte seine Nerven arg strapaziert. Borussia traf in der 1., 12., 13., 22., 32., 38., 59., 61., 66., 77., 87. und 90. Minute - mehr Namen hätten auf die Anzeigetafel des Düsseldorfer Rheinstadions, wohin die Borussia wegen des Umbaus des Bökelbergs gezogen war, nicht gepasst.

Einen Tag nach dem Spiel wurde BVB-Trainer Otto Rehhagel gefeuert, der Spitzname "Otto Torhagel" war geboren. Zudem brummte Dortmund den Spielern eine Strafe von je 2000 DM auf, wegen Manipulationsverdacht musste jeder Akteur beim DFB antreten. Belege für eine Schiebung fanden sich jedoch keine, die Borussia war an diesem Tag wohl schlicht zu gut - und Dortmund zu schlecht. "In diesem Spiel war jeder froh, wenn er den Ball nicht hatte", sagte BVB-Kapitän Manfred Burgsmüller später.

Nicht einmal die Bälle wollten die Dortmunder am Ende aus dem Tor holen, das übernahm Schiedsrichter Ferdinand Biwersi. Mehrere BVB-Spieler verweigerten die Einwechslung, für Torhüter Peter Endrulat war es das letzte Erstligaspiel seiner Karriere. In der Pause hatte Rehhagel ihm eine Auswechslung angeboten, doch Endrulat blieb im Kasten. "Heute weiß ich: Ich hätte rausgehen sollen", sagte er 2010 dem Magazin 11Freunde.

Jene Zeitschrift führt das Torfestival in der Liste der "Besten Spiele aller Zeiten" auf Rang 43. Heute tragen sowohl eine Loge im Borussia-Park als auch ein Gladbach-Fanclub den Namen "12:0". Und nicht nur das. Anfang 2017 lud der Gladbach-Fanclub Spreeborussen aus Berlin dazu ein, das Spiel in voller Länge in seiner Kneipe zu schauen, bei jedem Tor war ein Schnaps fällig. Die klare Ansage: "Wer bei allen zwölf Treffern mitzieht und noch stehen kann, bekommt einen Überraschungspreis."

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sid

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