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"Heynckes hat Fußball zur Kunst erhoben"

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Bayern-Präsident Uli Hoeneß
Uli Hoeneß © dpa

München - Während sich Bayerns Heimspiel-Gegner derzeit fühlen müssen wie in Punxsutawney, Pennsylvania, schweben die Bosse im siebten Himmel: Uli Hoeneß formulierte ein Riesenlob an Jupp Heynckes.

Fünf Spiele, fünf Siege, 23:0 Tore - so langsam müssen sich die Gegner bei Heimspielen von Bayern München vorkommen, wie Schauspieler Bill Murray in der Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Murray hängt dort in einer Zeitschleife fest und erlebt alptraumhaft immer wieder ein und denselben Tag. Die Gäste der Bayern, beim 0:4 (0:3) am Samstag der 1. FC Nürnberg, gehen nur alle zwei Wochen durch die Hölle - 90 Minuten in München tun aber genauso weh wie 24 Stunden beim Groundhog Day in Punxsutawney, Pennsylvania.

„Wie wir Fußball zelebrieren, macht Spaß“, schwärmte Präsident Uli Hoeneß: „Wir müssen Jupp Heynckes dankbar sein, wie er Fußball zur Kunst erhoben hat. Chapeau! Ich freue mich jedes Mal, ins Stadion zu gehen. Wir Zuschauer haben immer fantastische Unterhaltung.“ Coach Heynckes stimmte ein: „Die Truppe hat wieder gezeigt, dass wir auf den Fußballfeldern der Bundesliga ungewöhnlich guten Fußball spielen, und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vergaß nicht, angesichts des 1:1 von Meister Borussia Dortmund beim VfB Stuttgart anzufügen: „Das war ein guter Spieltag für uns.“

Der Tabellenführer hat nach elf Spieltagen 25 Punkte auf dem Konto - vier mehr als Verfolger Schalke 04 und fünf mehr als der Dritte Dortmund. „Es wird schwer für die Rivalen, uns zu folgen - das ist ja auch der Sinn der Sache“, meinte Sportdirektor Christian Nerlinger.

Im 183. bayerisch-fränkischen Derby führten die Münchner durch Tore von Mario Gomez nach 85 Sekunden, Bastian Schweinsteiger (19.) und Franck Ribery (39.) bereits zur Pause 3:0 - übrigens zum vierten Mal in den zurückliegenden fünf Heimspielen. Nur Leverkusen war mit 0:2 halbwegs glimpflich davongekommen. In der zweiten Halbzeit konnten es sich die Bayern leisten, Kräfte für das vierte Gruppenspiel in der Champions League am Mittwoch gegen den SSC Neapel zu schonen. Mit seinem zwölften Saisontor machte Gomez alles klar (68.).

Einziger Wermutstropfen: Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger zog sich eine Wadenverletzung zu, musste ausgewechselt werden (71.) und steht gegen Neapel womöglich nicht zur Verfügung. Heynckes: „Das ist normalerweise eine sehr hartnäckige Verletzung. Im Moment sieht es nicht so gut aus.“

Hoeneß verließ die Arena dennoch auf Wolke sieben. Was ihm am FC Bayern im Herbst 2011 gefalle, wurde er gefragt. „Alles“, antwortete der Präsident selig lächelnd. Heynckes wurde konkreter, lobte: „Die Mannschaft spielt exzellent, hat eine sehr gute Raumaufteilung, ist sehr ball- und passicher. Man sieht, dass die Spieler Spaß am Fußballspielen haben. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, um erfolgreich zu sein.“

Diese Spielfreude soll gegen Napoli den dritten Sieg in der Königsklasse bringen, “Es ist Pflicht, drei Punkte zu holen. Das wäre eine Vorentscheidung“, sagte Schweinsteiger. Doch Nerlinger warnte: „Ich halte Neapel auswärts für noch stärker, weil sie vorne Spielertypen mit sehr viel individueller Klasse haben. Neapel wird das Spiel nicht offen gestalten, sondern kompakt agieren. Es wird ein schweres Spiel.“ Und auch Rummenigge wollte nicht zu viel Euphorie aufkommen lassen. „Wir sehen derzeit einen guten FC Bayern, und es war wichtig, dass die Mannschaft nach der Niederlage in Hannover die Dinge zurechtgerückt hat. Aber wir haben noch keinen Titel gewonnen“, sagte er. Spielen die Bayern so weiter, ist das mit dem Titel jedoch nur eine Frage der Zeit.

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Nürnberg muss sich nach dem sechsten Spiel in Serie ohne Sieg indes mit dem Abstiegskampf beschäftigen - sobald der Club sich von der Murmeltier-Erfahrung von München erholt hat. „Das war heute lernen, Fußball lernen“, sagte Verteidiger Timm Klose: „Jetzt wissen wir, warum die in Europa so weit vorne stehen. Die Bayern haben immer die Ruhe am Ball und finden immer eine Lösung.“ Nebenmann Philipp Wollscheid sprach von einer „Vorführung“, mit vier Gegentoren sei man noch „gut bedient“ gewesen. Manager Martin Bader sah „eine Lehrstunde“.

Doch gerade weil die Bayern - zumindest bei Heimspielen - für den Rest der Liga so unerreichbar scheinen, kann der Club die Pleite schnell abhaken und sich auf die Begegnung mit dem SC Freiburg am kommenden Samstag konzentrieren. „Das wird hochinteressant, ein Duell auf Augenhöhe“, sagte Bader.

Für Mannschaften wie den Club, die unter den Murmeltier-Bayern leiden, gibt es aber auch eine gute Nachricht. Bill Murray gelingt es im Film irgendwann, den Fluch zu brechen. Er findet die Liebe - und wacht eines morgens neben der bezaubernden Andie MacDowell auf.

sid/dapd

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