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HSV: Jatta oder Daffeh? HSV-Ultras greifen Bild-Zeitung an

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Jetzt droht der Skandal um die Identität von HSV-Star Bakery Jatta zu eskalieren. Hamburgs Ultras gehen auf die Bild-Zeitung los. Ärger ist garantiert.

Hamburg – Nachdem kürzlich neue Untersuchungen im Fall Bakery Jatta bekannt wurden, droht der Streit um die Berichterstattungen jetzt endgültig zu eskalieren. Denn nun mischen sich auch die HSV-Ultras in das Geschehen ein. Vorher hatten sich schon einige Anhänger und Fanklubs auf Instagram kritisch zu den neuen Berichten geäußert. Dabei wurde vor allem die Bild ordentlich in die Mangel genommen. Die Ultras des Hamburger SVs* gehen jetzt noch einen Schritt weiter. In einem neuen Statement spricht die Ultravereinigung von einer Schmierkampagne, Hetze und Rassismus.

Fußballspieler:Bakery Jatta
Geboren:6. Juni 1998, Gambia
Größe:1,84 m
Aktuelle Teams:Hamburger SV (#18 / Mittelfeld), Gambische Fußballnationalmannschaft (Mittelfeld)

Berichte um Identität von Bakery Jatta: HSV-Ultras von „Nordtribüne“ sauer

Nur wenige Tage nach den neuen Berichterstattungen über die Untersuchung der Identität von HSV-Spieler Bakery Jatta, melden sich auch die Ultras des Hamburger SV zu Wort. Die Gruppierung „Nordtribüne“ gab auf ihrer Webseite und über den Social-Media-Kanal „Mövenschiss“ ein umfassendes Meinungsbild ab. Wie schon einige Fanklubs zuvor auf Instagram, kritisierten nun auch die Ultras die Berichterstattungen der Bild. Hetze und Alltagsrassismus lägen laut Nordtribüne im Wesen der Zeitung.

Im Vordergrund HSV-Spieler Bakery Jatta, dahinter die Ultras von „Nordtribüne“.
Bakery Jatta oder Daffeh? Die Unterstützung der HSV-Ultras hat er sicher. (24hamburg.de-Montage) © Jan Huebner/imago images & Jonas Walzberg/imago images

Von Anfang an seien die Vorwürfe, die 2019 von der Bild in die Welt gesetzt wurden, nichts weiter als ein „hoffnungsloser Versuch, Bakery Jatta eine Schein-Identität anzudichten“, heißt es in dem Text. Zu keinem Zeitpunkt habe es handfeste Beweise dafür geben, dass Jatta in Wahrheit Daffeh sei. In der Tat hatte das Bezirksamt Hamburg-Nord die Ermittlungen gegen Jatta 2019 zügig eingestellt, nachdem keine Beweise für Falschangaben seitens Jatta gefunden werden konnten. Auch die Staatsanwaltsschaft konnte nach den Hausdurchsuchungen im Sommer 2020 keinen gegenteiligen Hinweis erbringen.

Identität von Bakery Jatta: HSV-Ultras zweifeln Seriosität von Institut an

Besonders auf die Palme bringen die Anhänger von „Nordtribüne“ die neuen Untersuchungen des Universitätsklinikums Freiburg. Das Institut für Biologische Anthropologie soll jetzt nämlich Gesichtsmuster und Bewegungsabläufe anhand von Videos analysieren. So soll festgestellt werden, ob es sich bei Jatta in Wahrheit um Daffeh handelt, wie 24hamburg.de/hsv berichtete. In ihrem Text kritisiert die Gruppe die Mitarbeit des Instituts an der Untersuchung Bakery Jattas, da diese nur auf „bloßen Behauptungen einer Boulevardzeitung“ fuße, so „Nordtribüne“.

Dass das renommierte Institut seine Expertise für solch eine Untersuchung überhaupt zur Verfügung stelle, ließe sie sogar an der Seriosität des Instituts zweifeln. Noch einmal erinnerte die Gruppe daran, dass selbst die Staatsanwaltschaft innerhalb von zwei Jahren keinen einzigen „stichhaltigen Beweis“ erbringen konnte. Darüber hinaus fragen sich die Autoren, wie der Umstand, „einem geflüchteten Menschen anhand einfachster Bewegungsabläufe der Lüge und des Betrugs zu bezichtigen“, mit den humanistischen Werten des Instituts vereinbar sein kann.

Fall Bakery Jatta: HSV-Ultras sprechen von Rassismus

Bei der Analyse der Gesichtsmuster soll auch auf sogenannte Gesichtserkennungs-Software zurückgegriffen werden. Diese sei laut der Ultra-Gruppierung aber äußerst fehleranfällig. Dabei stützt sich „Nordtribüne“ auf verschiedene Quellen. So habe eine Studie der Londoner Polizei ergeben, dass die Gesichtserkennung eine Fehlerquote von 80 Prozent aufweise, in San Francisco sei die Anwendung solcher Technik aus diesem Grund sogar bereits wieder verboten. Weiter heißt es in dem Text, dass die Fehlerhäufigkeit bei nicht-weißen Personen besonders hoch sei. Und damit wäre man dann auch schon beim Thema Rassismus.

Racial Profiling und Alltagsrassismus sei damit auch in Algorithmen und Software angekommen, schreiben die Autoren des Textes. Daher sei es ratsam, wenn Behörden und Forschende ihre eigenen Methoden hinterfragen und auf rassistische Muster überprüfen würden. Es könne wohl kaum im Sinne der „steuerzahlenden Allgemeinheit“ sein, wenn ein weißes Institut rassistische Technik benutze, um „nicht-weiße Menschen zu analysieren“, so die Gruppe.

HSV-Ultras wittern BILD-Kampagne hinter Jatta-Untersuchungen

Wohl aber liege eine solche Untersuchung im Sinne der Bild-Zeitung. In dem Text heißt es dazu: „Vielmehr liegt diese Arbeit im Interesse der Bild-Gruppe, die einmal mehr Skandale schaffen will, wo keine sind und dabei in Kauf nimmt, dass Menschen öffentlich angeprangert und psychisch verletzt werden“. Außerdem wirft die Gruppierung der Bild vor, Behörden durch die Berichterstattungen zu rassistischer Arbeit angestachelt zu haben.

Darüber hinaus vermute „Nordtribüne“ schon lange, dass die Behörden mit der Bild-Zeitung zusammen arbeiten. In dem Text spricht die Gruppierung daher von „der Allianz aus Bild und Staatsanwaltsschaft“. Ein bisschen seltsam ist es schon, dass die Polizei bei der Razzia in Jattas Wohnräumen im Sommer 2020 von einem Bild-Paparazzo begleitet wurde. Auch der Umstand, dass es immer wieder die Bild-Zeitung ist, die als allererstes über neue Informationen im Fall Jatta verfügt, lässt den neutralen Beobachter aufhorchen.

HSV-Ultras fordern das Ende der „elendigen Schmierkampagne“ und halten zu Bakery Jatta

Mit den Worten „Bakery - No matter what, wo got your back“ schließen die Autoren von „Nordtribüne“ den Text ab und fordern alle Beteiligten auf, diese „elendige Schmierkampagne“ ein für alle Mal zu beenden. Sieht so aus, als würden die Hamburger* Ultras zu ihrem Spieler halten, ganz egal welche Enthüllungen die Bild in Zukunft noch zu präsentieren vermag. Auch HSV-Fan und Reporter Marcus „Scholle“ Scholz hatte Bakery Jatta in seinem Blog Moin Volkspark den Rücken gestärkt.

In seinem Text machte „Scholle“ ebenfalls deutlich, dass Unrecht zwar immer Unrecht bleiben würde, man aber immer auch die Verhältnismäßigkeit im Auge behalten solle. So habe Jatta durch die Umstände seines Lebens und der derzeitigen Berichterstattungen doch schon genug Leid ertragen müssen. Selbst, wenn sich die Vorwürfe irgendwann als wahr herausstellen sollten. Fußballerisch überzeugt Bakery Jatta aktuell übrigens alle. Kürzlich freute sich auch HSV-Trainer Daniel Thioune* über seinen „geilen“ Flügelstürmer. * 24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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