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HSV-Frust: "Hoffmann raus"-Rufe und Schlägereien

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London - Erst skandierten die gefrusteten Anhänger des Hamburger SV “Hoffmann raus“, dann entlud sich ihre Enttäuschung in Straßenschlägereien mit Fulham-Fans.

Zé Roberto & Co. saßen nach dem verpassten Heimfinale der Fußball-Europa-League wie geprügelte Hunde im Craven Cottage fest, weil der Mannschaftsbus wegen der nächtlichen Raufereien nicht zu ihnen durchkam. Noch im Flieger am Freitagmorgen hatte keiner der HSV-Profis das 1:2 in London und das wohl besiegelte europäische Aus für das kommende Jahr verkraftet.

“Das ist ein Schock“, sagte Vorstandschef Bernd Hoffmann, der nun Gastgeber des Endspiels am 12. Mai zwischen dem FC Fulham und Atletico Madrid ist. “Ein Traum, den wir zwei Jahre gehabt haben, ist zerplatzt“, gab Hoffmann zu, dem in den nächsten Wochen mächtiger Wind entgegenwehen wird.

Persönliche Konsequenzen aus der Talfahrt in der Bundesliga mit derzeit Rang sieben, fünf Punkten Rückstand auf den VfB Stuttgart und nach der sechsten Trainer-Entlassung in seiner Amtszeit will der Wirtschaftsfachmann nicht ziehen: “Die Frage stellt sich nicht, die Arbeit macht mir Spaß.“ Auch wenn der bitterste Moment seiner sieben Jahre beim Traditionsclub große Konsequenzen nach sich ziehe. Wirtschaftlich muss der Gürtel enger geschnallt werden, Millionen- Einnahmen im zweistelligen Bereich fallen weg. Und einen renommierten Trainer als Nachfolger von Bruno Labbadia zu finden, dürfte schwer werden ohne internationale Beteiligung.

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“Jetzt ist alles weg, das passt zur Saison, in der wir oft geführt und dann alles verspielt haben. Aber der Vorstand schießt keine Tore“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Horst Becker, der für die Partie direkt aus Florida eingeflogen war und ernüchtert am Freitag die Rückreise mit antrat. “Sicherlich wird man mit Bernd Hoffmann kritisch umgehen“, meinte Becker. Bei der nächsten Sitzung am 10. Mai werden die Gegner im zwölfköpfigen Rat den Kurs des allmächtigen Vorstandschefs hinterfragen. “Die Situation ist nicht einfach“, gab Becker zu, der Hoffmann aber weiterhin stützt.

Dabei starteten die Norddeutschen so furios in die Saison. Doch mit dem jungen Labbadia und ohne einen Sportdirektor an seiner Seite drehte sich nach vielen Verletzungsproblemen im Winter die Situation; Dietmar Beiersdorfer als Unterstützung des Trainers wurde immer schmerzlicher vermisst. Zudem entpuppten sich die Last-Minute- Einkäufe Marcus Berg (zehn Millionen Euro) und David Rozenahl (fünf Millionen), die Hoffmann zu verantworten hat, als Flops.

Mit dem erst nach der Weltmeisterschaft im August vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum HSV stoßenden Urs Siegenthaler kommt nun zwar ein ausgewiesener Fußball-Fachmann, doch der versteht sich eher als Chefscout und nicht als Gegengewicht zu Hoffmann. Zudem wird er im Gegensatz zu Beiersdorfer keinen Sitz im Vorstand bekommen.

Zwei Spieltage vor Saisonende geht es für die im zweiten Jahr nacheinander im Halbfinale ausgeschiedenen Hanseaten nur noch darum, ihr Gesicht zu wahren. “Wir werden mit aller Hingabe spielen, die nach so einem Ausscheiden möglich ist“, versprach Hoffmann. Für die Gegner hat das Saisonfinale mehr Gewicht: Für den 1. FC Nürnberg geht es Samstag gegen den Abstieg, für Werder Bremen in der Woche darauf um die Champions-League-Teilnahme.

“Es ist ein Drama, alles ist weg“, sagte Interimscoach Ricardo Moniz, “aber wir werden alles versuchen, was möglich ist, und jeder Spieler hat jetzt eine Verpflichtung den Fans gegenüber“. Der Einsatz von Dennis Aogo (Magen-Darm) und Ruud van Nistelrooy (Muskelprobleme) ist fraglich, Robert Tesche (Oberschenkelprobleme) fällt aus.

Ob Moniz am Saisonende das Angebot von Red Bull Salzburg annimmt, wollte er noch nicht sagen. “Wir haben noch zwei wichtige Spiele, weiter will ich noch nicht denken“, sagte der Niederländer, für den zwei individuelle Abwehrfehler von Guy Demel hauptverantwortlich für die Gegentore durch Simon Davies (69. Minute) und Zoltan Gera (76.) waren. HSV-Torschütze Mladen Petric (22.) sprach ein grundsätzliches Problem an: “Ich glaube nicht, dass es am Druck lag, uns fehlt einfach der letzte entscheidende Pass“. Besonders krass zeigte sich das an van Nistelrooy, dessen Strafraumstärken beim HSV eigentlich verschenkt sind - er bekommt einfach keine Bälle.

dpa

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