Dies wäre ein klares Zeichen und ein starkes Signal in Zeiten von Coronavirus-Sars-CoV-2, das finanzielle Einschnitte im Grunde unumgänglich macht. Boldts Ankündigung, von der die „Sport Bild“ zu berichten weiß, ist aber noch nicht spruchreif und wirft zugleich eine weitergehende Frage auf: Wie wird zukünftig mit dem Gehalt der bereits vorhandenen HSV-Spielern verfahren? Bobby Wood* beispielsweise, Teilzeit-Offensivkraft der Rothosen mit akuten Ladehemmungen, erhält aktuell ein Jahres-Salär von 2,1 Millionen Euro. Eine fürstliche Entlohnung, wird berücksichtigt, dass „nur“ von der zweiten Liga gesprochen wird und der 27-Jährige in der Saison 2019/2020 auf lediglich sechs Einsätze für den HSV kam - mit gerade einmal 152 Minuten Spielzeit.
Wären die Hamburger doch noch ins Fußball-Oberhaus aufgestiegen, was durch die desolate 1:5-Niederlage gegen Sandhausen* schnell in weite Ferne geriet, hätte Bobby Wood gar mit einem Jahresgehalt von 3,5 Millionen Euro planen können. Auch vermeintliche Leistungsträger wie Kapitän Aaron Hunt*, der eine Werder Bremen*-Vergangenheit aufweist, fallen aus dem Raster. Der 33-Jährige soll beim HSV mehr als eine Million Euro Fixgehalt bekommen - plus nicht konkret bezifferte Prämien.
Dies könnte auf Dauer nicht mehr tragbar sein, da neben Gjasula weitere neue Spieler verpflichtet werden sollen, für die es das nötige „Kleingeld“ bedarf. Einer dieser Kicker könnte Sturm-Granate Manuel Schäffler* sein, die mit dem SV Wehen Wiesbaden aus der zweiten Liga abgestiegen war. Weitere Offensivpower würden ein „Paris-Schreck“ und das „dänische Dynamit“ Gytkjaer* versprechen. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass all diese Namen dazu bereits sind, keine Gehälter in Millionenhöhe zu verdienen. Ein möglicher Wechsel von Filip Kostic nach Mailand* könnte die finanzielle Situation unerwartet entspannen.
Die zunächst noch theoretische Überlegung von HSV-Sportvorstand Jonas Boldt, der mit einem Wechsel zur AS Rom in Verbindung gebracht wird*, bedarf auf jeden Fall eine Überprüfung hinsichtlich ihrer Tauglichkeit in der Praxis. Schon der Bundestag hatte 2019 eine Gehaltsobergrenze für Manager beschlossen. Dementsprechend müssen börsennotierte Unternehmen den Verdienst ihrer Top-Leute künftig begrenzen. Ist dies aber auch im bezahlten Fußball möglich? Karl-Heinz Rummenigge, Boss vom FC Bayern München*, hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach darauf verwiesen, dass solche eine Gehaltsobergrenze nicht mit dem gelten EU-Recht zu vereinbaren wäre.
Ein Problem, das auch von Martin Schimke erkannt wurde. Der Anwalt für Sportrecht sieht in einer eventuellen Gehaltsobergrenze eine Einschränkung mehrerer europäischer Grundrechte. Denn in diesem Fall käme es zu Beschneidungen der Vertragsfreiheit sowie der Berufs- bzw. Arbeitnehmerfreiheit. Alternativ könnte über einen Tarifvertrag nachgedacht werden. In diesem würden Gehaltsgrenzen festgeschrieben werden, sowohl nach oben als auch nach unten. Dafür setzt sich die Spielergewerkschaft VdV (Vereinigung der Vertragsfußballspieler) seit mehreren Jahren ein.
„Eine für die Clubs verbindliche Salary-Cap-Lösung ließe sich gegenwärtig nur auf tarifvertraglicher Grundlage umsetzen“, heißt es von VdV-Geschäftsführer Ulf Baranowsky. Um solch einen Vertrag um- bzw. durchzusetzen benötigt es allerdings eine starke, sozialmächtige Spielergewerkschaft. Zudem müsste eindeutig geklärt werden, wer der Vertreter der Arbeitgeber-Seite ist. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) scheidet schon mal aus, da für die 36 Profivereine aus Liga eins und Liga zwei die Mitgliedschaft in dieser verpflichtend ist. Und Freiwilligkeit ist letztendlich die elementare Basis und Vorraussetzung für einen Arbeitgeberverband.
Deswegen deutet derzeit alles auf nur eine Lösung hin: Die Clubs, die eine Gehaltsobergrenze anvisieren, müssen nach eigenem Gusto handeln und sich hinsichtlich der Bezahlung ihrer Spieler selbst beschränken. Mit gutem Beispiel vorangegangen ist bereits der FC Schalke 04, der seine Spielergehälter laut offiziellen Aussagen auf 2,5 Millionen Euro gedeckelt hat*. Zwar immer noch rund viermal so hoch, wie es der Hamburger SV anstrebt, doch zumindest ein Anfang. Die (nähere) Zukunft wird zeigen, ob weitere Vereine nachziehen und dem Wahnsinn um zum Teil exorbitant hohe Millionenbeträge im Profi-Fußball ein Ende bereiten. Zwar hat der HSV so drei erfahrene Profis holen können, doch die Aufstellung bereitet Daniel Thioune, dem Trainer des Hamburger SV, trotzdem Sorgen*. * 24hamburg.de, deichstube.de, merkur.de und wa.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.