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HSV-News: Zu viel Rassismus! – Jan Gyamerah löscht alle Social-Media-Kanäle

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Die HSV-Zeit von Jan Gyamerah ist vorbei. Der Verein will ihn verkaufen. Vorerst sorgt der HSV-Spieler anderweitig für News: Er spricht über Rassismus-Erlebnisse.

Hamburg – Die letzte Konsequenz ist nur eine kleine. Aber sie zeigt, wo es enden kann. Vor rund zwei Monaten hat Jan Gyamerah* seinen Instagram-Account gelöscht. Still und leise. Keine große HSV-News. Der Profi des Hamburger SV ist in dem Sozialen Netzwerk nicht mehr dabei. Schluss, aus, vorbei. „Ich habe viel Zeit da verbracht und mir Sachen durchgelesen, die mir nicht gutgetan haben“, erklärt der Abwehrspieler aus der Hansestadt Hamburg*.

Jetzt, so sagt Gyamerah in einem Gespräch mit dem Straßenmagazin „Hinz & Kunzt“, fühle er sich „leichter und freier.“ Der HSV-Profi hat reagiert. Auf Hatespeech. Auf Rassismus. Und er geht noch einen Schritt weiter: Jan Gyamerah packt schonungslos aus, wie es ist, als Dunkelhäutiger in Deutschland zu leben.

Fußballspieler:Jan Kwasi Gyamerah
Geboren:18. Juni 1995 (Alter: 26 Jahre) in Berlin
Größe:1,84 Meter
Position:Rechter Außenverteidiger
Vertrag beim HSV bis:30. Juni 2022
Marktwert:1,2 Millionen Euro (Quelle: transfermarkt.de)

HSV-News: Jan Gyamerah spricht von „einsamem, verlassenem, hilflosem Gefühl nach rassistischen Beleidigungen“ in seiner Kinderzeit

Seit seiner Kindheit wird Jan Gyamerah von Rassismus begleitet. Der 26-Jährige, der aktuellen News zufolge beim HSV keine Zukunft mehr hat* und den Verein aus dem Volksparkstadion am besten noch im Sommer 2021 verlasen soll, wird schon als kleiner Junge beleidigt. Wegen seiner Hautfarbe. Etwas, was auch Ex-HSV-Trainer Daniel Thioune* schon am eigenen Leib erlebt hat. Gyamerah selbst – aufgewachsen in der niedersächsischen Kreisstadt Stadthagen – berichtet von einem „einsamen, verlassenen, hilflosen Gefühl nach rassistischen Beleidigungen.“

Im Hintergrund ein Anti-Rassismus-Plakat. Im Vordergrund HSV-Spieler Jan Gyamerah
HSV-Spieler Jan Gyamerah erlebte sowohl als Kind als auch später in seinem Beruf als Profifußballer Rassismus. (24hamburg.de-Montage) © Ipon/imago images & Claus Bergmann/imago images

Als Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers sei er in Stadthagen immer der einzige Schwarze gewesen, erzählt Jan Gyamerah in dem Interview, das das Straßenmagazin mit ihm anlässlich des Dokumentationsfilms „Schwarze Adler“* geführt hat. So sei er zum Beispiel in der Schule als N*ger beleidigt wurden: „Da habe ich angefangen, vor allen zu weinen, bin nach Hause und habe zu meinen Eltern gesagt, dass ich nicht mehr in die Schule gehen will.“

HSV-News: Jan Gyamerah wünscht sich als Kind andere Hautfarbe – „es hat echt gedauert, bs ich ir gefallen habe, wie ich bin“

Im Alter von zehn oder elf, so verrät Gyamerah, der in der vergangenen Saison fußballerisch wenig gute HSV-News produziert hat, habe er sich eine andere Hautfarbe gewünscht. Zudem habe er sich stets mit Mützen bekleidet – in der Hoffnung, dass man seine sich kräuselnden Haare nicht sieht. Er wollte nur „als etwas dunklerer Deutsche wahrgenommen werden. Das hat natürlich nichts gebracht. Es hat echt gedauert, bis ich mir gefallen habe, wie ich bin.“

Da habe ich angefangen, vor allen zu weinen, bin nach Hause und habe zu meinen Eltern gesagt, dass ich nicht mehr in die Schule gehen will

HSV-Spieler Jan Gyamerah über Rassismus von Klassenkameraden in seiner Schulzeit

Immerhin einen Lichtblick hat es für Jan Gyamerah schon vor der Zeit, als er für HSV-News sorgte, gegeben: im Fußball, wie sollte es anders sein. Auf dem Platz habe die Mitschüler, die ihn beleidigt haben, „extrem schwindelig gespielt.“ Allerdings hat der Abwehrspieler des Zweitligisten aus Hamburg auch auf dem grünen Rasen schlimme Momente erlebt. So wie die englischen Nationalspieler Bukayo Saka, Jadon Sancho und Marcus Rashford* nach ihren verschossenen Elfmetern im Finale der EM 2021.

HSV-News: „Krasseste Rassismus-Erfahrung“ für Jan Gyamerah auf dem Fußballplatz – bei einem Testspiel mit dem VfL Bochum in Gera

Auch bei Jan Gyamerah hängt die „krasseste Rassismus-Erfahrung“, wie er sie selbst nennt, mit einem Fußballspiel zusammen. Passiert ist diese bei einem Vorbereitungsspiel. Damals spielte Jan Gyamerah noch für den VfL Bchum und die HSV-News über einen Wechsel war noch fern. Im Jahr 2017 trat er mit Bochum in Gera gegen Zwickau an. Während des Spiels bedachten Zuschauer ihn und seinen Mitspieler Peniel Mlapa mit Affenlauten.

Der guckte böse zurück und schrie: Was glotzt du so, du sch*** N*ger?

HSV-Spieler Jan Gyamerah über einen rassistischen Zuschauer bei einem Fußballspiel

„Da habe ich einem von denen direkt in die Augen geguckt, einem Familienvater, der mit seinem kleinen Sohn da war“, blickt HSV-Abwehrspieler Jan Gyamerah zurück. „Der guckte böse zurück und schrie: ‚Was glotzt du so, du sch*** N*ger?‘ Da wurde mir schon anders. Auch weil du ahnst: Der Sohn wird später vielleicht genauso denken. Ein Trost war, dass viele Mitspieler gesagt haben, dass wir das Spiel eigentlich abbrechen müssten“, zeichnet Jan Gyamerah ein trauriges Bild vom Rassismus, dem Dunkelhäutige in Deutschland ausgesetzt sind. * 24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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