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Boldt beerbt Becker beim HSV: «Riesige Vorfreude»

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Jonas Boldt ist neuer Sportvorstand beim Hamburger SV. Foto: Axel Heimken
Jonas Boldt ist neuer Sportvorstand beim Hamburger SV. Foto: Axel Heimken © Axel Heimken

Beim HSV gibt es den nächsten Rauswurf: Nach Trainer Hannes Wolf muss auch Sportvorstand Ralf Becker gehen. Nun soll es der einstige Leverkusener Sportdirektor Jonas Boldt richten.

Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV ist wieder ganz der Alte: Heuern, feuern, vogelwild. Am Freitag wurde Sportvorstand Ralf Becker nach nur einjähriger Amtszeit vom HSV-Aufsichtsrat vor die Tür gesetzt. Und sein Nachfolger ist schon da: Jonas Boldt.

Exakt eine Woche zuvor hatte Becker das Ende von HSV-Trainer Hannes Wolf zum letzten Spieltag verkündet. Vorstandsvorsitzender Bernd Hoffmann, so heißt es, wird bleiben. Aber wer will das schon beschwören im Hamburger Volkspark? Das Versprechen, ein seriöser Verein mit Kontinuität in den Führungsgremien sein zu wollen und den Kreislauf des Schreckens zu durchbrechen, hielt nach dem Abstieg des einstigen Bundesliga-Dinos nicht mal ein Jahr.

Nur wenige Stunden nach dem Rauswurf des alten Sportvorstands saß der neue auf dem Podium des Presseraums im Volksparkstadion: Jonas Boldt. Ihn scheint der Personal-Verschleiß-Verein HSV nicht zu schocken. «Ich spüre eine riesige Vorfreude auf diese Herausforderung», sagte der Becker-Nachfolger, der einen Zweijahresvertrag erhielt.

Der 37-Jährige war 16 Jahre bei Bayer Leverkusen, zuletzt als Sportdirektor. «Es könnte konträrer kaum sein als zum Club in Leverkusen», bekannte Boldt und nannte den HSV einen «Verein, der polarisiert». Jetzt wolle er in Hamburg «die ganze Energie bündeln und ihn die richtige Richtung» leiten. Punkt eins: einen neuen Trainer besorgen.

Und genau in dieser Frage lief der HSV zu gewohnt großer Form auf und lieferte eine beispielhafte Groteske: Nach Informationen des «Kicker» soll Becker am Vortag mit Mönchengladbachs Ex-Trainer Dieter Hecking Details besprochen haben und unmittelbar vor dessen Verpflichtung gestanden haben, da grätschte ihm der HSV-Aufsichtsrat dazwischen. «In die Trainersuche ist der Aufsichtsrat nicht involviert. Es gibt eine klare Trennung zum operativen Geschäft», sagte Max-Arnold Köttgen, Vorsitzender des Kontrollgremiums.

Hecking bestätigte einen Kontakt mit Hamburg. «Es hat Gespräche mit dem HSV gegeben», sagte er der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Samstag). Vor einer Einigung habe man aber nicht gestanden. Boldt sagte dazu: «Meines Wissens gibt es keine Einigung zwischen Dieter Hecking und dem HSV.»

Lob für den neuen Sportvorstand gab es reichlich. Boldt sei «an allen Transfers der vergangenen Jahre maßgeblich beteiligt» gewesen, würdigte ihn Bayer Leverkusen. Der Manager gilt als Macher und gut vernetztes Talent im Fußballgeschäft. Er war auch bei Schalke 04 und RB Leipzig im Gespräch. Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies meinte: «Er ist ein guter Mann. Ich hoffe, dass er sich durchsetzen kann. Der HSV ist kompliziert.» Leverkusens Urgestein Reiner Calmund warnte: «Er allein kann das da nicht regeln. Da sind schon einige gescheitert.»

Hoffmann und Becker waren sich in den vergangenen Wochen nicht mehr grün. «Im Winter ist das ganze Sportsystem kollabiert», hatte Hoffmann nach dem verpassten Aufstieg gegrollt. «Die letzten zwei Monate waren eine einzige Katastrophe», gab Becker zu. Der vor einem Jahr von Holstein Kiel zum HSV gewechselte Schwabe hatte mit einigen Verpflichtungen Pech und schaffte es nicht, Führungsspieler beim Zweitligisten zu installieren. Die zumeist jüngste Startelf der 2. Liga wurde vom nervlichem Ballast im Aufstiegskampf erdrückt und landete schließlich auf Platz vier.

Die Rückkehr in die Bundesliga wollte Boldt nicht ausdrücklich als Ziel formulieren, meinte aber, er sei «gekommen mit Ambitionen». Die Arbeit an der Elbe wird sich von dem unterscheiden, was er bisher kannte. Der HSV sei «um einiges größer und intensiver als Leverkusen», meinte er. Boldt schwebt vor, mit dem neuen Trainer endlich Ruhe, Kontinuität und Stabilität in die Mannschaft zu bringen. Klar ist ihm aber: «Das bedeutet jede Menge Arbeit.»

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