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Frau im Iran stirbt qualvoll, um Botschaft zu senden - Iranischer Verband zeigt Reaktion

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Gianni Infantino und die FIFA üben Druck auf den iranischen Verband aus
Gianni Infantino und die FIFA üben Druck auf den iranischen Verband aus © dpa / Sebastian Gollnow

Schlimme Nachrichten aus dem Iran. Eine Frau wollte ins Fußballstadion - am Ende ist sie tot. Auf Drängen der FIFA reagierte nun der iranische Verband.

Update vom 22. September 2019: Die Initiative des Fußball-Weltverbandes FIFA im Bezug auf Stadionverbote für Frauen im Iran zeigt offenbar tatsächlich Wirkung. Wie FIFA-Präsident Gianni Infantino am Sonntag bestätigte, hatten Vertreter des iranischen Verbandes FFIRI bei einem Treffen mit FIFA-Delegierten am Freitag erneut versichert, dass Frauen die Partie zwischen Iran und Kambodscha am 10. Oktober im Stadion verfolgen dürfen.

Nach den Gesprächen in Teheran hätten sich die Vertreter der FIFA deshalb im Stadion einen Überblick von den Vorbereitungen verschafft. Unter anderem seien dabei die Eingänge sowie Tribünen für Frauen inspiziert worden.

"Frauen müssen zugelassen werden. Wir müssen das durchsetzen, respektvoll aber mit Nachdruck", sagte Infantino, der die Iraner nach eigenen Angaben in der jüngsten Vergangenheit mehrfach wegen dieses Themas kontaktiert hat: "Es ist wichtig, hier die nächste Stufe zu erreichen."

Die FIFA fordert die Aufhebung des seit knapp 40 Jahren geltenden Verbots, das Frauen nach Lesart der erzkonservativen Geistlichen vor dem Anblick halbnackter Männer und einem vulgären Umfeld bewahren soll. Die Diskriminierung von Frauen ist laut der Statuten des Weltverbandes verboten. Dem Iran droht als Sanktion der Ausschluss der Nationalmannschaft von allen Wettbewerben.

Das Sportministerium hatte zuletzt angekündigt, dass Frauen zukünftig zumindest die Länderspiele besuchen dürfen. Deshalb werden im Teheraner Asadi-Stadion separate Eingänge, eine eigene Tribüne und Toiletten für Frauen eingerichtet.

sid

Update vom 15. September 2019: Die meisten Spiele des vierten Spieltages der Fußball-Bundesliga sind gespielt und einige Szenen sorgten auf und neben dem Platz für Aufsehen. Beispielsweise die gelb-rote Karte wegen eines zu schnell ausgeführten Freistoßes von Nuri Sahin oder die Mikro-Panne von BVB-Coach Lucien Favre. Doch die Fans von Union Berlin machten mit ihren Protesten auf eine besondere, sehr wichtige und ernste Sache aufmerksam.

Denn im Iran ist es Frauen untersagt ein Fußballstadion zu besuchen. Um gegen dieses Verbot zu protestieren hatte sich eine Frau mit Benzin übergossen und selbst angezündet. Die Iranerin erlag ihren schweren Verletzungen. Auf drei Bannern hoben die Union-Fans die Wörter „kein Stadionverbot fürs Geschlecht - Fan sein ist ein Menschenrecht - RIP Sahar Khodayari!“ in die Luft. Damit fordern sie eine Aufhebung des iranischen Gesetzes. 

Ein User zeigt sogar einen weiteren Missstand in einer westlichen Liga auf. Der Kommentar lautet: „Diese Art der Barmherzigkeit würde dir ein drei-Jahres-Verbot in der MLS bescheren“. 

Sie wollte nur ins Stadion: Frau stirbt qualvoll - Fußballwelt trauert und sendet Botschaft

Ursprüngliche Meldung: Teheran - Unglaubliches Drama im Iran: Dort ist der Besuch eines Fußballstadions für Frauen seit 40 Jahren verboten - nach Protesten dagegen war am Montagabend eine Frau ums Leben gekommen. Sie hatte sich in der vergangenen Woche vor einem Teheraner Gericht mit Benzin übergossen und angezündet. Nun erlag sie ihren schweren Verletzungen.

Der Iran will trotz der landesweiten Proteste weiterhin an einem Stadionverbot für Frauen festhalten. „Unter den derzeitigen Umständen ist die Anwesenheit der Frauen in den Stadien nicht ratsam“, sagte Stabschef Mahmud Waesi am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur Mehr.

Iran: Fußballfan zündet sich an und stirbt - Frau durfte nicht ins Stadion

Währenddessen wird in der Fußballwelt der Ruf nach Gerechtigkeit laut. Der Kapitän der iranischen Nationalmannschaft, Massud Schodschaei, sprach von einer „Schande“.

Sein Stellvertreter Ashkan Dejagah forderte von den Verantwortlichen umgehend ein Umdenken. „Wann wollt ihr denn endlich mit solchen Sachen aufhören ... genug ist genug“, schrieb der Ex-Bundesligaprofi auf Instagram.

Auch in Europa gibt es Reaktionen. Bayern-Star Jerome Boateng postete in seiner Instagram-Story: „So etwas sollte nie wieder passieren. Fußball ist für Jeden. Ruhe in Frieden, Sahar Khodayari #bluegirl“. Blaues Mädchen - aus einem einfachen Grund. Es ist die Vereinsfarbe von Khodayaris Klub Esteghlal Teheran. Mit exakt diesem Hashtag solidarisieren sich nun viele internationale Klubs.

Beispielsweise der AS Rom. Dort hat man auf den sozialen Netzwerken bereits sein Logo in blau eingefärbt und eine Botschaft gepostet.

Die Roma sei gelb und rot, „aber heute blutet unser Herz für Sahar Khodayari blau. Das schöne Spiel soll uns vereinen, nicht trennen“.

Beim Magazin 11Freunde geht man noch weiter und hat alle Bundesliga-Logos blau gefärbt. Manche sind natürlich unverändert. Bei anderen ergeben sich aber Neu-Kreationen. Hier gibt es die Galerie zum Durchklicken.

„#bluegirl“ - Fußballvereine solidarisieren sich nach entsetzlichem Tod im Iran

Die iranische Regierung habe zwar grundsätzlich keine Einwände, aber im Vorfeld müssten die „moralischen Voraussetzungen“ erfüllt werden. Dies aber sei noch nicht der Fall, weil es weiterhin seitens der männlichen Fans „vulgäre Beschimpfungen“ in den Stadien gebe. Solch eine Atmosphäre sei für islamische Frauen nicht geeignet, sagte der Stabschef von Präsident Hassan Ruhani.

Die nun verstorbene Frau war von der Polizei festgenommen worden, nachdem sie als Mann verkleidet versucht hatte, bei einem Spiel ihres Lieblingsvereins Esteghlal Teheran ins Stadion zu gelangen. Vom Gericht wurde sie zudem wegen Beamtenbeleidigung zu sechs Monaten Haft verurteilt. Aus Protest gegen die Verurteilung zündete sich die 30-Jährige an.

Für Schlagzeilen sorgte zuletzt auch ein Mann in einem türkischen Stadion. Wie tz.de* berichtet, befand sich Bayerns künftiger Vorstandsboss Oliver Kahn außerdem in Gefahr.

akl/dpa

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