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«Das ist Wahnsinn»: HSV nach Sieglos-Serie im Panikmodus

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Lewis Holtby wurde beim HSV bis zum Saisonende suspendiert. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Lewis Holtby wurde beim HSV bis zum Saisonende suspendiert. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa © Rolf Vennenbernd

Dem Hamburger SV droht ein zweites Jahr die 2. Liga - mit harten Konsequenzen. Die Verantwortlichen versuchen, die Diskussion um Coach Hannes Wolf einzudämmen, doch die größten Probleme macht sich der Club wieder mal selbst. Nun soll wieder ein Trainingslager helfen.

Hamburg (dpa) - Hannes Wolf versuchte, möglichst locker zu wirken. Hochkonzentriert, aber spürbar angespannt erklärte der Trainer des erstmals unter ihm aus den Aufstiegsrängen der 2. Bundesliga gestürzten Hamburger SV, wie er den einstigen Favoriten doch noch zurück ins Oberhaus führen will.

Erste Maßnahme: Ein Trainingslager von Mittwoch an vor dem Heimspiel gegen den FC Ingolstadt (Samstag, 13.00 Uhr). «Bisher waren wir die Gejagten. Jetzt müssen wir jagen und auch so auftreten. Auf diese neue Rolle wollen wir uns einschwören», sagte Wolf am Tag nach der folgenschweren 0:2-Pleite bei Union Berlin, durch die der HSV in der Tabelle vom zweiten auf den vierten Rang zurückfiel.

In der Abgeschiedenheit von Malente oder Rothenburg/Wümme, die dem Traditionsclub in der jüngeren Vergangenheit schon mehrmals den erhofften Erfolg gebracht hat, will Wolf seine seit sechs Spielen sieglosen Profis für die letzten drei Saisonspiele einpeitschen. «Wir brauchen jetzt Jungs, die Gas geben. Dafür müssen wir die Sinne schärfen. Jeder muss jetzt verstehen, dass wir uns reinhauen müssen», betonte der 38-Jährige.

«Wir müssen alles dafür tun, um wieder auf den zweiten oder dritten Platz zu kommen» forderte Wolf. Gerade die Führungsspieler müssten vorangehen. Fraglich ist allerdings, ob Kapitän Aaron Hunt (Rücken) und Orel Mangala (Fußprellung) bis zum Ingolstadt-Spiel fit werden.

Zuletzt allerdings hatte sich der HSV eher zum Gespött gemacht und in den Verzweiflungsmodus geschaltet. Zur größten sportliche Krise unter dem angeschlagenen Trainer Wolf kam noch die Suspendierung von Streikprofi Lewis Holtby, der auf die Berlin-Reise verzichtete, weil er nicht von Beginn an spielen sollte.

«Das ist Wahnsinn», fasste HSV-Sportvorstand Ralf Becker am Sonntag die Posse um die Verweigerungshaltung des Ex-Nationalspielers zusammen. Nach dem Ausschluss von Holtby vom Profiteam will der Manager nun auch vor weiterem Durchgreifen nicht zurückschrecken. «Es geht darum zu schauen, auf wen wir uns verlassen können. Wer ist dabei, wer hat seine Zukunft hier, wer zerreißt sich?»

Einen Trainerwechsel beim 14. der Rückrunden-Tabelle schloss Becker indes zwar aus, doch Wolf bekennt sich zu seiner Verantwortung. «Ich bin ein Teil der Rückrunde», gestand der Coach, der nach zehn Spielen auf Christian Titz gefolgt war. «Deswegen würde ich es normal finden, wenn darüber gesprochen wird und dann muss der Verein entscheiden, wie man damit umgeht.» Wolfs Berlin-Taktik ohne echten Stürmer schlug fehl, seine Bilanz ist sogar noch schlechter als die des Vorgängers. Mit Titz holte der HSV 1,8 Punkte im Schnitt pro Spiel, unter Wolf sind es nur noch 1,67. «Der HSV ist ein fantastischer Club, aber was wir auf den Platz bringen, passt nicht dazu und ist zu wenig», resümierte der 38-Jährige den jüngsten Absturz.

Nun hat der HSV nur noch das Erreichen des Relegationsplatzes in eigener Hand. Zum Schlüsselspiel dürfte dabei das Duell beim derzeitigen Zeiten SC Paderborn in knapp zwei Wochen werden. Ein weiteres Jahr 2. Liga würde die Hanseaten auch finanziell treffen, der Personaletat müsste weiter gekürzt werden. Ein Verbleib von teuren Leistungsträgern wie Douglas Santos und des in Berlin spät eingewechselten Top-Torjägers Pierre-Michel Lasogga wäre fraglich.

Zumindest Holtby wird definitiv nie wieder Teil des HSV-Profiteams sein. Zwar gestand der 28-Jährige am späten Sonntagabend mit einem reumütigen Statement über die sozialen Netzwerke öffentlich Fehler und eine «Kurzschlussreaktion» ein, als er Wolf darum bat, nicht mit nach Berlin zu müssen. Doch stehen diese selbst gemachten Probleme sinnbildlich für die prekäre Lage. Wenn es gut lief, klopfte sich Holtby in der Vergangenheit stets als einer der Ersten auf die Raute, nun ließ der Streik-Profi seine Mitspieler im Stich.

Nun fahndet der HSV für die letzten drei Spiele nach Führungsspielern - bisher vergeblich. «Wir haben zu wenig Leute, die vorne weg gehen, die die Mannschaft mitziehen», sagte Becker als vernichtendes Urteil über die Kaderstruktur. Auch wegen solcher Sätze dürfte die Bitte von Kapitän Aaron Hunt nur ein frommer Wunsch bleiben: «Wir dürfen uns nicht verrückt machen, wir müssen uns eine gewisse Ruhe bewahren.»

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