1. Startseite
  2. Sport
  3. Fußball

Philipp Lahm teilt gegen Joachim Löw aus - und malt düsteres Zukunftsszenario

KommentareDrucken

Jogi Löws Zeit als Bundestrainer ist vorbei, leiser wird die Kritik am ehemaligen Teamchef der Nationalmannschaft aber nicht. Jetzt spricht ihm sogar ein Vertrauter den Durchblick ab.

Frankfurt am Main - Joachim Löw würde die verkorkste Europameisterschaft* wohl am liebsten vergessen. So schnell wird das allerdings nicht passieren, denn seit dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus gegen England prasselt von allen Seiten teils harsche Kritik auf den ehemaligen Bundestrainer ein. Jetzt schießt selbst Löws Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm gegen ihn.

In einem Interview mit dem Spiegel sprach Lahm seinem ehemaligen Trainer einen „klaren Plan“ ab – an der individuellen Klasse der Spieler habe das ernüchternde Aus gegen England hingegen nicht gelegen. „Die arbeiten bei europäischen Topvereinen. Schaue ich mir die englischen Mittelfeldspieler an – einige spielen bei Aston Villa, bei Leeds und bei West Ham, keine Topadressen“, sagte der Weltmeister von 2014, der Joshua Kimmich und Leon Goretzka explizit für ihre Persönlichkeiten lobte.

Philipp Lahm teilt gegen Löw aus: „Es war kein Plan erkennbar“

Doch warum stotterte der eigentlich leistungsstarke DFB-Motor bei der EM? „Es hat der letzte Biss, der Mut gefehlt. Es war kein klarer Plan erkennbar, wie die Mannschaft spielen will. Es fehlte die Balance zwischen Defensive und Offensive“, sagte der 37-Jährige. Sprich: Es lag an der Übersetzung, am Trainer, an Joachim Löw*.

Eine von Löws Entscheidung kritisierte Lahm besonders deutlich: die Rückholaktion von Thomas Müller und Mats Hummels. „Da wird erst ein Umbruch eingeleitet, dann wieder unterbrochen“, monierte Lahm. Damit habe sich Löw, gerade zu einem so späten Zeitpunkt, keinen Gefallen getan, meinte der Rio-Weltmeister. Das verändere die Hierarchie in der Mannschaft. „Nicht gut.“

Philipp Lahm kritisiert Löw, Bierhoff und DFB – und schreibt WM 2022 schon jetzt ab

Dass bald Hansi Flick* auf der Trainerbank sitzt, stimmte Lahm zwar „optimistisch“ – für die nähere Zukunft, die WM 2022, zeichnete er dennoch ein düsteres Bild. „In so kurzer Zeit kann sich die Mannschaft nicht einspielen, nicht finden. Das ist ein Prozess, der ein paar Jahre dauert“, sagte Lahm. Bis zur Heim-EM 2024* sollte es aber klappen, wieder zu den Titelkandidaten zu zählen.

Lahm ist selbst Präsidiumsmitglied des DFB* und Turnierdirektor der Heim-EM 2024. Mit Kritik an der DFB-Spitze hielt er trotzdem nicht hinter dem Berg. „Es macht die Planung nicht einfacher, wenn an der Spitze eines Verbandes immer wieder andere Personen stehen.“ Es brauche Kontinuität und schnellstmöglich einen DFB, der als Team auftritt, sagte Lahm – und zeigte sich dann, angesprochen auf Bierhoffs Aussage, wonach ein Dribbler im Team fehlen würde, selbst uneins mit seinem Verband: „Dribbler? Waren wir je eine Nation, die Spieler hatte, die den Gegner einfach umkurvten und stehen ließen? Hatten wir jemals einen Messi, einen Ronaldo? Eher nicht. Wir sind so nicht.“ *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Auch interessant

Kommentare