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Boatengs Transfer zu Barça verblüfft die Fachwelt

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Hola! Kevin-Prinz Boateng bei seiner Vorstellung beim FC Barcelona. Foto: Emilio Morenatti/AP
Hola! Kevin-Prinz Boateng bei seiner Vorstellung beim FC Barcelona. Foto: Emilio Morenatti/AP © Emilio Morenatti

Viele glaubten noch an «Fake News», als am Montag Gerüchte aufkamen, der FC Barcelona wolle Kevin-Prince Boateng verpflichten. Dann ging alles ganz schnell. Jetzt ist der Transfer offiziell - auch wenn Fragen bleiben. Vor allem diese: Wie oft wird er spielen dürfen?

Barcelona (dpa) - Nicht nur Fußballexperten überraschte die Nachricht vom spektakulären Wechsel des Ex-Bundesligastars Kevin-Prince Boateng zum FC Barcelona - sondern auch den 31-Jährigen selbst.

«Als es offiziell wurde, war es wie ein Traum», sagte das frühere Enfant terrible des deutschen Fußballs bei der Präsentation beim spanischen Spitzenclub. «Ich musste diese Chance beim FC Barcelona nutzen. Ich hätte gar kein Flugzeug benötigt, ich wäre auch nach Barcelona gelaufen», witzelte der gebürtige Berliner.

Kommentatoren in Spanien zeigten sich verblüfft über den plötzlichen Transfer des Mittelfeldspielers vom italienischen US Sassuolo zu den Katalanen. «Viele werden heute beim Lesen dieser Nachricht gedacht haben, dass es sich um «Fake News» handelt. Und es gibt viele Gründe, das zu glauben», schrieb das Blatt «Marca» und sprach von einem geradezu «surrealen Wechsel».

Der Tabellenführer der Primera División leiht Boateng bis zum Saisonende aus, zudem besitzt der Verein eine Kaufoption über acht Millionen Euro. «Ich denke, für jedes Kind, das anfängt, Fußball zu spielen, ist es ein großer Traum, für einen Club wie Barcelona zu spielen.» Er wolle «alles geben», kündigte der Deutsch-Ghanaer an, der 2016/17 bereits in der spanischen Liga für UD Las Palmas gespielt hatte und hervorragend Spanisch spricht.

Dennoch, die vorherrschende Reaktion in Spanien war am Tag der Vertragsunterzeichnung Verwunderung. Warum, so fragte ein Kommentator der Zeitung «Sport», leiht sich Barça einen Spieler aus, der bereits bei elf Clubs unter Vertrag stand, der einen «exzentrischen Charakter hat und der heute eher für sein außersportliches Leben als für seinen Fußball bekannt ist»? Denn Boateng war über die Jahre immer wieder wegen verschiedener Eskapaden in den Schlagzeilen. 2017 hatte er im britischen «Guardian» eingeräumt: «Ich war jede Nacht feiern bis sechs Uhr. Ich wog etwa 95 Kilo, dick vom Trinken und schlechten Essen. Jetzt weiß ich, wie schlimm das war.»

In der Bundesliga hat Boateng unter anderem für Hertha BSC, Borussia Dortmund, den FC Schalke 04 und Eintracht Frankfurt gespielt. Die prägendste Zeit erlebte er wohl von 2010 bis 2013 beim italienischen Spitzenclub AC Mailand. Nach Sassuolo war er Berichten zufolge aus privaten Gründen gegangen, um näher bei seiner italienischen Frau Melissa Satta und seinem Sohn zu sein - umso überraschender nun der Wechsel nach Spanien.

Mit Blick auf die realen Einsatzchancen Boatengs bei den Blaugrana schrieb «Marca», dass der Neuzugang wohl für den Rest der Saison zumeist auf der Bank sitzen werde - und wahrscheinlich nur dann in der Aufstellung sei, wenn Superstar Luis Suárez sich verletzen und ausfallen sollte. Aber selbst dann dürfte es für Boateng schwer werden, von Trainer Ernesto Valverde tatsächlich aufgestellt zu werden.

Auch Boateng ist sich bewusst, dass er möglicherweise viele Partien vom Spielfeldrand des Camp Nou aus beobachten muss. «Ich weiß, dass ich nicht unbedingt Stammspieler sein werde», räumte er ein, weil es im Team schier unglaubliche Spieler gebe - so wie Lionel Messi, «den besten Spieler der Welt». Fast bescheiden fügte er hinzu: «Ich bin hier wegen meiner Erfahrung und weil ich helfen will.»

Hertha-Trainer Pal Dardai traut Boateng zu, sich bei dem spanischen Spitzenverein durchzusetzen. «Das Können hat er», sagte der Coach des Berliner Fußball-Bundesligisten über Boateng, mit dem er von 2005 bis 2007 selbst bei Hertha zusammen spielte. Dardai erinnerte dabei an das DFB-Pokalfinale im Mai, in dem Boateng mit Eintracht Frankfurt überraschend die Bayern mit 3:1 bezwungen hatte. «Er hat das mit seiner intelligenten Spielweise gewonnen», sagte der Hertha-Coach. Er hoffe, dass Boateng eines Tages Trainer werde.

Kommentar in Marca

Bericht in Sport

Bericht Il Messaggero zur Beziehung zwischen Boateng und Satta

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