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Götze-Kritik: Löw gibt Hoeneß Kontra

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Vor dem Länderspiel Deutschland gegen Irland hat Bundestrainer Jogi Löw (links) auf die Götze-Kritik von Bayern-Präsident Uli Hoeneß reagiert - und kontra gegeben.
Vor dem Länderspiel Deutschland gegen Irland hat Bundestrainer Jogi Löw (links) auf die Götze-Kritik von Bayern-Präsident Uli Hoeneß reagiert - und kontra gegeben. © dpa

Düsseldorf - Bundestrainer Joachim Löw hat am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit klaren Worten die Kritik von Uli Hoeneß an der Berufung von Mario Götze zurückgewiesen. Was Löw sagte:

So energisch hat man Joachim Löw abseits des Spielfeldrandes selten gesehen. Nach zahlreichen Diskussionen und Kritik aus den großen Vereinen setzte sich der sichtlich genervte Bundestrainer am Mittwoch mit einem Machtwort zur Wehr. „Es ist immer noch meine Entscheidung, wen ich nominiere“, sagte der 53-Jährige: „Es ist klar, dass man sich abspricht. Aber am Ende entscheide ich!“

In diesem Fall bezog sich der 53-Jährige auf die Einmischung von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der trotz klarer Absprachen mit den Münchner Verantwortlichen die Nominierung von Mario Götze kritisiert hatte. Doch auch die ständige Kritik an seinem konsequenten Ignorieren des Leverkusener Bundesliga-Torschützenkönigs Stefan Kießling sowie am Umgang mit den Dortmunder Spielern hat bei Löw in den aufreibenden vergangenen Wochen Spuren hinterlassen. Dass die DFB-Elf mit einem Sieg am Freitag (20.45 Uhr/ARD) gegen Irland das WM-Ticket lösen kann, war zuletzt aufgrund der Personal-Diskussionen fast untergegangen.

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„Ein Bundestrainer sollte kein Fähnchen im Wind sein, sondern autonom von Umfragen oder von Kolumnen selbsternannter Bundestrainer eigene Entscheidungen treffen“, sagte er zum Thema Kießling. Dem Leverkusener hielt er zugleich die Tür zur Nationalelf offen: „Wenn Bedarf besteht, können Sie davon ausgehen, dass ich die Nummer von Stefan habe. Und dass ich auch keine Probleme habe, meine Meinung zu revidieren“, sagte Löw.

Auch im Fall des „überragenden Innenverteidigers“ Mats Hummels, dem letzten verbliebenen Dortmunder nach vier verletzungsbedingten Absagen, sei es „an der Zeit für ein Gespräch“ gewesen. „Dass man beim DFB keine Kritik äußern darf, ist mir neu. Und das habe ich ihm auch gesagt“, sagte der Bundestrainer: „Wir sind erwachsen und professionell und sogar froh über konstruktive Kritik. Wer glaubt, dass wir jemanden nicht aufstellen, weil er seine Meinung äußert, ist weit weg von der Realität.“ Dass er Hummels nach dem 3:3 gegen Paraguay öffentlich kritisiert habe, sei „mein gutes Recht als Trainer“.

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Genauso sei es absurd, dass Spieler des BVB im Nationalteam benachteiligt würden. „Es geht um Form und Qualität, und gibt keinerlei Bevorzugungen oder Benachteiligungen“, stellte Löw klar: „Nennen Sie mir einen Grund, warum ich Spieler aus Dortmund benachteiligen sollte? Ich kenne keinen.“

Außerdem rechtfertigte der Bundestrainer auch die Nominierung des gerade erst genesenen Götze, die er mit Bayern-Trainer Pep Guardiola und Sportchef Matthias Sammer abgesprochen hatte. „Ich wollte Mario dabei haben, weil wir ihn immer gebrauchen können und er in den nächsten Jahren ein wichtiger Spieler ist“, betonte Löw: „Außerdem haben die Bayern fast keine Spieler zu Hause. Da würde er am Ende vielleicht alleine trainieren.“

Für das Spiel gegen Irland wird Götze nach zwei Fünf-Minuten-Einsätzen bei den Bayern allenfalls als Joker für „15 bis 20 Minuten“ ein Thema sein. Seine Startelf hat der Bundestrainer offenbar schon im Kopf. In der werden Kapitän Philipp Lahm und sein Münchner Klubkollege Thomas Müller auf ihren angestammten Positionen stehen und nicht auf denen, die sie zuletzt bei den Bayern bekleidet hatten. Dort spielt der rechte Außenverteidiger Lahm derzeit als „Sechser“, der rechte Offensivspieler Müller als „falsche Neun“ in der Sturmspitze.

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Mit Lahm plane er „im Moment rechts“, sagte Löw: „Er ist wahrscheinlich der beste Außenverteidiger der Welt, und ich will keine neue Baustelle aufmachen.“ Gleichzeitig erklärte der Bundestrainer, er könne „absolut nachvollziehen, was Guardiola sich dabei denkt“. Der Katalane hatte Lahm bei den Münchnern zuletzt im defensiven Mittelfeld aufgeboten.

„Philipp ist wahrscheinlich der einzige Spieler in Deutschland, der alle Positionen spielen kann“, sagte Löw dazu: „Man stellt Philipp auf eine Position, und er füllt sie gut aus.“ Er verwies darauf, dass Lahm auch in der Nationalelf 2007 in England schon mal als Sechser agiert habe, „und das hat er wahnsinnig gut gemacht.“ Aber auch mit den Stamm-Sechsern Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira sei es meist gelungen, „ein Übergewicht zu erzielen“.

Müller betrachtet er „rechts als sehr wichtig für unsere Mannschaft“. Er könne sich den 24-Jährige zwar als Sturmspitze vorstellen, „aber vielleicht nur während des Spiels oder wenn ich keine anderen Möglichkeiten habe“. Somit dürfte gegen die Iren der Mönchengladbacher Max Kruse in vorderster Front beginnen, der am Mittwoch wieder ein großes Lob von Löw erhielt: „Er hat mich mit seiner Spielweise überzeugt. Ich bin froh, dass ich diesen Spielertyp habe.“

Vor den Iren hat der Coach trotz des klaren 6:1 im Hinspiel in Dublin großen Respekt. „Wir können davon ausgehen, dass es nicht wieder in dieser Höhe ausgehen wird“, sagte er: „Die Iren fighten immer bis zum Umfallen, egal, ob es 0:1 oder 0:3 steht. Wer denkt, dass sie hier etwas verschenken, weil sie nur noch eine ganz minimale Chance haben auf die WM, ist auf dem Holzweg.“

Die voraussichtliche deutsche Aufstellung: Neuer - Lahm, Mertesacker, Boateng, Jansen - Khedira, Schweinsteiger - Müller, Özil, Draxler (Schürrle) - Kruse.

Von Holger Schmidt und Jürgen Zelustek

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