Doch worauf soll dieser Einspruch basieren? Notwehr. Glaubt zumindest Christoph Schickhardt, der dazu gegenüber der BamS sagt: „Wenn man die emotionale Gesamtsituation berücksichtigt, habe ich zumindest Verständnis.“ Das fehlt DFB-Richter Hans Lorenz, der darauf hinweist, dass der Deutsche Fußball-Bund bereits mildernde Umstände anerkannt hätte. Die Beleidigungen gegen Toni Leistner beispielsweise und die hochemotionale Situation nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal. Dennoch gibt Lorenz zu bedenken: „Der Übergriff eines Spielers auf einen Zuschauer ist ein gravierender Vorfall. So etwas kann nicht mit einem Freispruch enden.“ In der Abwehr hat HSV-Cheftrainer Daniel Thioune momentan aber ohnehin ein Luxusproblem*.
Erstmeldung vom Dienstag, 15. September 2020, 10:14 Uhr: Dresden – Der Hamburger SV hat sich am Montagabend, 14. September 2020, mehr als blamiert. In der 1. Runde des DFB-Pokals sah der HSV keinen Stich gegen Drittligist Dynamo Dresden und musste sich am Ende mit 1:4 geschlagen geben. Als wäre diese Schmach nicht genug, sorgte der Hamburger* Verteidiger Toni Leistner (30) für einen handfesten Skandal – er drückte einen Dresden-Fan zu Boden. Weil er soch auch gegen die Coronavirus-Hygienemaßnahmen verstoßen hat, fehlt er dem Hamburger SV beim Ligaauftakt im Volksparkstadion gegen Fortuna Düsseldorf*.
Fußballverein: | Hamburger SV |
Trainer: | Daniel Thioune |
Gründung: | 29. September 1887, Hamburg |
Farben: | Blau-Weiß-Schwarz |
Kapazität: | 57.000 |
Ligen: | DFB-Pokal, 2. Fußball-Bundesliga |
Eigentlich wollte sich der Hamburger SV mit einem couragierten Auftritt gegen Dynamo Dresden Selbstvertrauen für kommende Aufgaben holen*. Am Ende kam alles jedoch ganz anders. Der HSV muss bereits in der ersten Runde im DFB-Pokal den großen Traum vom Finale in Berlin begraben. Denn gegen den Ostverein aus der dritten Liga setzte es eine deftige 1:4-Niederlage, wie 24hamburg.de/HSV schreibt.
Nicht zuletzt das Ergebnis lässt darauf schließen, dass die Rothosen defensiv immer wieder überfordert waren. Sehr zum Leidwesen von HSV-Trainer Daniel Thioune*, der in Dresden sein Pflichtspieldebüt als Coach der Hanseaten erlebte. Ihm wurde aufgezeigt, dass die Hamburger noch an vielen Stellschrauben drehen müssen und der Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga mit Sicherheit kein Selbstläufer wird. Immerhin verstärkt Neuzugang Moritz Heyer jetzt die HSV-Abwehr*.
Ebenso geht es für den ehemaligen Übungsleiter vom VfL Osnabrück darum, seine Mannschaft an die Grundtugenden zu erinnern, die zwingend notwendig sind, um Spiele erfolgreich zu bestreiten. Dazu gehört auch ein gewisses Maß an Disziplin, Ausraster jeglicher Art sind streng verboten und natürlich auch schädlich für das Image. Das sollte eigentlich auch Toni Leistner wissen, der am Montag, 14. September 2020, für den negativen Höhepunkt eines gebrauchten Abends aus HSV-Sicht sorgte.
Was war geschehen? Der erfahrene Defensivspieler, der im Sommer 2020 ablösefrei zum Hamburger SV gewechselt ist, stand nach Abpfiff der Pokalpartie schon zum Interview mit Bezahlsender „Sky“ bereit. Noch bevor sich Innenverteidiger Toni Leistner den Fragen der Reporter stellen konnte, kam es allem Anschein nach zu aggressiven Beleidigungen aus dem Dresdner Fanblock. Zu viel für den 30-Jährigen, dem in diesem Moment die sprichwörtliche Sicherung durchbrannte.
Der gebürtige Dresdner sprang in besagten Block, griff einen Zuschauer am Kragen und stieß ihn zu Boden. Das wird durch ein Handy-Video deutlich. Andere Fans und Ordner mussten deeskalierend auf die beiden einwirken. Danach betrat Leistner wieder das Spielfeld und stellte sich doch noch zum „Sky“-Interview. „Meine Familie lasse ich nicht beleidigen“, stellte der HSV-Spieler wütend klar.
Jedoch versuchte der 30-Jährige auch, auf das Sportliche einzugehen. „Wir haben die erste Viertelstunde grobe Schnitzer gemacht. Wir haben nicht das auf den Platz bekommen, was wir machen wollten“, zeigte sich Leistner selbstkritisch. Zumindest so lange, bis erneut Rufe von der Tribüne aufkamen. Dann brach der HSV-Mann das Interview komplett ab. Pikant: Von 2010 bis 2014 schnürte der Verteidiger seine Schuhe für den traditionsreichen Ostverein.
Warum genau es nach dem Spiel derart eskalierte und Leistner offenbar diffamiert wurde, ist nicht klar. Eine HSV-Stellungnahme steht noch aus, Dynamo Dresden hat sich hierzu bereits via Twitter geäußert. So heißt es im Tweet des Ostvereins: „Gerade in der Stunde des Erfolgs sollte man Demut und Dankbarkeit zeigen. Wir alle lieben den Fußball, weil er große Emotionen freisetzen kann. Und ja, Menschen machen Fehler. Toni Leistner ist ein Dresdner Junge, der sein Herz am rechten Fleck hat. Weiter geht's, Toni“.
Auch Toni Leistner selbst hat sich zu Wort gemeldet. Per Instagram-Story teilt der HSV-Verteidiger seinen Fans unter anderem Folgendes mit: „So etwas darf mir dennoch niemals passieren. Ich bin Familienvater, der als Vorbild dienen möchte. Ich entschuldige mich in aller Form für mein Verhalten und kann nur versprechen, dass mir - egal was mir an Beleidigungen an den Kopf geworfen wird - so etwas nie wieder passieren wird“. Worte, die bei ähnlichen Vergehen direkt auf die Goldwaage gelegt werden. Wie Gold muss sich für den HSV auch der Geldregen durch die Stadt Hamburg angefühlt haben*, berichtet 24hamburg.de/hsv. * 24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.