Für einen deutschen Vollprofi klingt das nach einer Umstellung.
Tremmel: Absolut. Das war am Anfang total ungewöhnlich, gerade auch die Vorbereitung auf ein Spiel. Da kommen eine Stunde vor dem Anpfiff kleine Kinder in die Kabine und holen Autogramme. Da sagst du dir: 'Hallo?! Was ist denn hier los?!' Das läuft viel lockerer ab als in Deutschland, wo man immer angespannt und konzentriert ist. Aber ich schätze das mittlerweile sehr.
Die Atmosphäre in den Stadien habe gelitten, sagt man. Stimmt das?
Tremmel: Überhaupt nicht. Da wird nie ein Spieler ausgepfiffen. Es gibt schon mal Unmut wegen des Managers, aber den Fans geht es nur um den Sport. Auch wenn ein Pass mal nicht ankommt, wird die gute Idee honoriert. Die pushen dich richtig, das ist so klasse, unvergleichlich. Bei uns im Liberty Stadium ist das auch so, 20. 000, immer voll. Man fühlt regelrecht die Verpflichtung, für die Fans Vollgas zu geben. Auch finanziell kann die Bundesliga überhaupt nicht mithalten. Die Gehälter kann man im Schnitt getrost verdoppeln.
Sie selbst durften bisher meist nur von der Bank aus mitfiebern, ihren einzigen Liga-Einsatz hatten Sie beim 0:2 in Stoke.
Tremmel: Ja, leider. Nach dem Spiel habe ich mir die Zusammenfassungen im Fernsehen angeschaut. Was interessant war: Da haben die Kommentatoren deutlich langsamer gesprochen, als sie meinem Namen erwähnten. Aber sie haben versucht, ihn deutsch auszusprechen. In der Mannschaft heiße ich Gerrard, wie der Kapitän von Liverpool. Oder Big G, the German, Big Man. Ich habe bestimmt zehn Namen.
Werden Sie von den Fans auf der Straße erkannt?
Tremmel: Wenn wir weggehen, dann eher in London oder Birmingham nach einem Auswärtsspiel. In Swansea gibt's die Wind Street, da steht eine Bar neben der anderen, mittwochs und sonntag ist da die Hölle los. Aber hey: Ich bin 33! Das ist nichts mehr für mich. Neulich war ein deutsches Magazin hier, da kam genau die gleiche Frage. Nö, eigentlich nicht, habe ich gesagt. Zwei Minuten später kam ein kleiner Junge mit Torwarthandschuhen und bat mich um ein Autogramm.
sid