Der Bayern-Star nimmt auch seine Mitspieler in die Pflicht. Boateng war neben Antonio Rüdiger der einzige, der sich zum Rücktritt Özils kurz nach Verkündigung geäußert hatte und es schade fand. „Wo waren die Mitspieler, die sich bei Mesut bedankt haben? Anscheinend haben sich viele nicht zu äußern getraut, weil sie gedacht haben, dass das bei den deutschen Fans nicht so gut ankommt“, begründet Boateng die Zurückhaltung. Er findet: „Da geht es nicht um die Aktion mit dem Foto. Da geht es um einen tollen Spieler, der mit uns Weltmeister geworden ist, der super-viele Länderspiele gemacht hat, der den deutschen Fußball auch ein Stück weit verändert hat. Eine Nummer 10 mit Migrationshintergrund! Dem muss man ‚Danke‘ sagen. Sich dann zu enthalten, finde ich schade“, so die ehrlichen Worte des Weltmeisters von 2014.
Berlin - Erkut Sögüt, der Berater des 2014er-Weltmeisters Mesut Özil, hat das viel diskutierte Foto des ehemaligen Nationalspielers rund acht Wochen nach dessen Rücktritts aus dem DFB-Team verteidigt und mehrere deutsche Nationalspieler angegriffen. "Mesut hat keinen Fehler gemacht. Dabei bleibt es", sagte Sögüt dem Fußballmagazin 11Freunde. "Es ist eine Frage des Respekts, den Präsidenten zu treffen, wenn dieser darum bittet." Ebenso meinte der Berater, dass er ihm nicht abgeraten hat. „Warum sollte ich? Mesut ist alt genug, er hat seinen eigenen Kopf. Er kennt den Präsidenten seit acht Jahren, viel länger als mich.“
Er sprach damit das umstrittene Treffen von Özil und seines Nationalmannschaftskollegen Ilkay Gündogan mit Türkeis Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in London im Vorfeld der WM-Endrunde in Russland an.
Die Aussagen von DFB-Kapitän Manuel Neuer, Toni Kroos und Thomas Müller, die sich nach Özils Rücktritt alle öffentlich zum Rücktritt geäußert hatten, bewertet der Berater als "mehr als enttäuschend und deplatziert". Für die Worte der drei gebe es nur zwei Erklärungen: "Sie sind entweder naiv oder berechnend", sagte Sögüt.
Kroos hatte in einem Interview mit der Bild-Zeitung von einem "hohen Anteil an Quatsch" in Özils Statement gesprochen. Auch Neuer und Müller sowie Bundestrainer Joachim Löw hatten unter anderem die angebrachten Vorwürfe Özils, dass es in der Mannschaft zu rassistischen Vorfällen gekommen sei, entschieden zurückgewiesen.
„Neuer wirft Mesut indirekt vor, nicht mit Stolz das deutsche Nationaltrikot getragen zu haben. Das ist nicht akzeptabel. Müller hat die Diskussion nicht verstanden. Und Kroos sollte als gestandener Nationalspieler erklären, was er mit dem Vorwurf ,Quatsch’ meint“, kontert Sögüt.
Auf der Pressekonferenz seines Klubs FC Bayern München wich Neuer der Nachfrage nach der Kritik des Özil-Berater aus. „Ich kenne diesen Menschen nicht, ich weiß nicht, wer das ist. Für mich gibt es da kein Thema mehr“, sagte der 32-Jährige.
Derweil kritisierte Jerome Boateng in einem
SZ
-Interview das Schweigen vieler DFB-Kollegen direkt nach Özils Rücktritt. „Wo waren die Mitspieler, die sich bei Mesut bedankt haben? Anscheinend haben viele sich nicht zu äußern getraut, weil sie gedacht haben, dass das bei den deutschen Fans nicht so gut ankommt“, monierte der Bayern-Verteidiger.
"Löw verteidigt sich gegen einen Vorwurf, der nie erhoben wurde. Mesut wurde nicht im Team, sondern von der Mitte der Gesellschaft rassistisch angefeindet - da hätte ihn der DFB schützen müssen", sagte Sögüt.
Der 29 Jahre alte Özil hatte sich zwei Monate nach seinem Treffen mit Erdogan erstmals zu der Kritik an seiner Person geäußert. In einer dreiteiligen Erklärung in den Sozialen Medien hatte er schwere Vorwürfe gegen den DFB und dessen Präsidenten Reinhard Grindel erhoben und auch seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt.
Bayerns Präsident Uli Hoeneß soll angeblich während der Weltmeisterschaft 2018 bei Oliver Bierhoff angerufen haben und sich gegen einen Einsatz von Mesut Özil ausgesprochen haben. Explizit widerlegt wurde das Gerücht von Bierhoff nicht. „Wir haben lange telefoniert. Er hat den Hinweis gegeben, dass er an der ein oder anderen Stelle einiges anders machen würde. Und das habe ich so aufgenommen“, so Bierhoff.
Auch Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge werden von Sögüt angegriffen. „Wenn hier irgendjemand ablenken will, dann sind es diese beiden. Und zwar von der Leistung ihrer eigenen Spieler, von ihrer Steuerhinterziehung, ihren unverzollten Rolex-Uhren und von der Vetternwirtschaft in ihrem Verein“, holt Sögüt aus und sagt: „Rummeniges Bruder Michael und Hoeneß` Bruder Dieter sind als Spielerberater aktiv. Michael wollte vor einigen Jahren Mesut abwerben. Ich habe kein Wort von den Bayern gehört zu den rassistischen Ausfällen des Theaterchefs in ihrer Stadt. Äußert euch doch mal dazu!“
SID mit ank