Wenger, der inzwischen FIFA-Direktor für „globale Fußballförderung“ ist, betonte, Özil habe eine individuelle Verantwortung. Der frühere deutsche Fußball-Weltmeister spreche nicht für seinen Club. „Er muss nicht das Wort des FC Arsenal in die Welt tragen“, sagte der Ex-Coach, fügte aber hinzu: „Wenn man seine eigene Meinung äußert, akzeptiert man auch die Konsequenzen.“
Der FC Arsenal hatte sich, wohl auch aufgrund wirtschaftlicher Interessen in China, umgehend von Özils Äußerungen distanziert. Der chinesische Staatssender CCTV nahm in der Folge die Live-Übertragung eines Spiels zwischen dem FC Arsenal und Manchester City aus dem Programm.
Die Auseinandersetzung könnte für den FC Arsenal und die Premier League Auswirkungen im lukrativen chinesischen Markt haben. Bereits vor einigen Monaten gab es einen Vorfall mit der US-Basketball-Profiliga NBA und der chinesischen Regierung.
Am Montag warf die chinesische Regierung Özil vor, er habe sich „von Fake News täuschen“ lassen. Lob erhielt Özil von Menschenrechtsaktivisten.
Der Weltmeister von 2014 hatte vergangene Woche die Verfolgung der muslimischen Minderheit der Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang kritisiert und das Schweigen muslimischer Staaten angeprangert. Chinesische Medien kritisierten den türkischstämmigen Fußballer daraufhin scharf.
Experten werfen China massive Menschenrechtsverletzungen an der muslimischen Minderheit der Uiguren vor. Mehr als eine Million Uiguren und andere Muslime befinden sich Menschenrechtsaktivisten zufolge in Umerziehungslagern, wo sie demnach willkürlich festgehalten und teils misshandelt werden. Nachdem die Regierung in Peking die Existenz der Lager zunächst bestritten hatte, spricht sie heute von "Berufsbildungszentren" zur Deradikalisierung.
Nach offiziell unbestätigten Schätzungen sind Hunderttausende Uiguren in Umerziehungslager gesteckt worden, die China allerdings nur als Fortbildungszentren beschreibt.
Uiguren sind ethnisch mit den Türken verwandt und fühlen sich von den herrschenden Han-Chinesen unterdrückt. Nach ihrer Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan der Volksrepublik einverleibt. Peking wirft uigurischen Gruppen Terrorismus und Separatismus vor.
Özil war im vergangenen Jahr in Deutschland in die Kritik geraten, weil er sich vor einer Wahl in der Türkei demonstrativ an der Seite des islamisch-konservativen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gezeigt hatte, dem seinerseits Menschenrechtsverletzungen und die Missachtung des Rechtsstaates vorgeworfen werden. Der Streit führte schließlich mit zu Özils Rücktritt aus der deutschen Fußballnationalmannschaft.
afp/sid/fs