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Niersbach: «Boykott ist eine schlechte Waffe»

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Wolfgang Niersbach gratuliert dem neuen und alten FIFA-Präsidenten. Foto: Patrick B. Kraemer
Wolfgang Niersbach gratuliert dem neuen und alten FIFA-Präsidenten. Foto: Patrick B. Kraemer © Patrick B. Kraemer

Wolfgang Niersbach wollte den Abschied von Joseph Blatter als FIFA-Chef. Dieser Plan ist gescheitert. Nun muss der DFB-Präsident mit seinen Verbündeten nach neuen Wegen suchen, die europäischen Interessen im Weltfußball so gut wie möglich zu vertreten.

Zürich (dpa) - Fragen an DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in einer Presserunde nach der Wiederwahl von FIFA-Chef Joseph Blatter beim Kongress des Fußball-Weltverbandes in Zürich.

Ist die Wahl von Joseph Blatter eine Niederlage für die UEFA?

Wolfgang Niersbach: Wir hatten uns als DFB und mehrheitlich mit den Europäern für den Wechsel ausgesprochen. Da habe auch ich mich eindeutig positioniert und zwar vor den Geschehnissen in dieser Woche. Danach war ein gewisser Gegenwind zu spüren, der immer stärker wurde, aber wie der Kongress gezeigt hat, war der Gegenwind nicht stark genug.

Ist das FIFA-Wahlsystem fair, dass große und kleine Länder die gleiche Stimme haben?

Niersbach: Dass Sepp Blatter besonders in Afrika und Asien seine Unterstützer hatte, das haben wir jetzt zu akzeptieren. Es nützt jedenfalls jetzt nicht, die Diskussion zu beginnen, ob das System Ein-Land-Eine-Stimme, das richtige ist. Unter dem Strich steht das Ergebnis von 133:73.

Kann Joseph Blatter überhaupt FIFA-Reformen bewirken?

Niersbach: Wir sprechen seit vier Jahren von Reformen. Da ist ja auch von großartigen Fortschritten berichtet worden, die ich so nicht erkennen kann. Auch das, was Sepp Blatter heute gesagt hat, hat sich nicht unterschieden von dem, was er vor vier Jahren gesagt hat. Er hat auch vor vier Jahren gesagt, dass er das Schiff aus der schweren See rausführen wird, und jetzt ist die See noch ein bisschen rauer.»

Muss Europa um WM-Startplätze bangen?

Niersbach: Die Botschaft war klar, dass an der Verteilung der WM-Plätze nicht gerüttelt werden soll. Da war eine gewisse Sorge in Europa, dass an der Aufteilung 13+1 gerüttelt werden könnte. Das scheint vom Tisch zu sein.

Wie sieht die UEFA-Strategie gegen Blatter nun aus, gibt es einen konkreten Plan?

Niersbach: Mit der UEFA ist verabredet, dass wir am Rande des Champions-League-Endspiels zusammenkommen und überlegen, wie wir uns aufstellen.

UEFA-Präsident Platini hat sogar einen WM-Boykott nicht ausgeschlossen. Was denken Sie darüber?

Niersbach: Boykott ist eine schlechte Waffe. Wir haben uns so oft gegen Boykott ausgesprochen und das sollte auch die Grundhaltung sein.

Blatter will das Exekutivkomitee aufstocken - ein Schachzug gegen die UEFA?

Niersbach: Es war für uns eine neue Nachricht, dass das Exko auf 30 Mitglieder erhöht werden soll. Das macht es nicht einfacher. Ob das Strategie oder Absicht ist, das kann ich nicht einschätzen.

Wird sich der Mensch Joseph Blatter denn noch ändern können?

Niersbach: Also, dass er sich groß ändern wird, das glaube ich nicht. Mit 79 Jahren hat man seinen Stil.

Wann kommt die FIFA zur Ruhe?

Niersbach: Die größte Sorge, die ich habe, ist, dass es nicht gelingt, Ruhe reinzubekommen, weil möglicherweise immer wieder neue Dinge hochgespült werden. Die große Frage muss sein, wie gelingt es, die FIFA wieder positiv darzustellen. Ich glaube, dass ein großes Misstrauen herrscht. Wir brauchen eine starke FIFA, die über jeden Zweifel erhaben ist.

Warum tun sie sich den FIFA-Job überhaupt an?

Niersbach: Weil es kein persönliches Wunschkonzert ist. Weil entscheidende Leute im deutschen Fußball der Meinung sind, dass der DFB im wichtigsten Gremium des Weltfußball vertreten sein sollte. Deshalb nehme ich dieses Mandat an.

Niersbach-Porträt auf UEFA-Homepage

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