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Rassismus-Eklat in Bulgarien: Trainer Balakov verwirrt - Erst leugnet er, dann ...

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Krassimir Balakov.
Krassimir Balakov. © picture alliance / dpa / Uwe Anspach

Fans haben in Bulgarien mit rassistischen Kommentaren fast für den Abbruch der Partie gegen England gesorgt. Trainer Krassimir Balakov überraschte.

Update vom 19. Oktober, 10.49 Uhr: Das war‘s für Krassimir Balakov! Der einstige Star des VfB Stuttgart ist nach dem Rassismus-Eklat in der EM-Qualifikation gegen England als Trainer der bulgarischen Nationalmannschaft zurückgetreten. „Ich sagte, dass, falls ich das Problem des bulgarischen Fußballs bin, ich keine Minute darüber nachdenken und meinen Rücktritt einreichen werde“, sagte der frühere Profi des VfB Stuttgart einem Bericht des Staatsfernsehens zufolge. Bulgarien hatte 0:6 gegen England verloren und hat keine Chance mehr auf eine Teilnahme an der Endrunde 2020.

Wegen der rassistischen Entgleisungen während des Spiels am Montagabend in Sofia trat auch das gesamte Exekutivkomitee des Bulgarischen Fußball-Verbandes (BFS) zurück. Im Stadion waren Affenlaute zu hören und der Hitler-Gruß zu sehen gewesen. Es kam im Anschluss bereits zu Festnahmen vermeintlicher Täter. Ein 18 Jahre alter Bulgare soll in Haft bleiben. Er soll laut Staatsanwaltschaft den Hitler-Gruß gezeigt haben. Dem bulgarischen Verband droht eine harte Strafe durch die Europäische Fußball-Union (UEFA).

Verbandschef Borisslav Michailov hatte schon am Dienstag seinen Rücktritt erklärt. Interims-Präsident ist vorerst Michail Kassabov, der bisherige Vizechef. Bei einem Spiel der C-Junioren des SE Freising ist ebenfalls es zu einem Rassismus-Eklat auf dem Fußballplatz gekommen. Die Spieler wurden von Zuschauern und Gegnern übelst beschimpft. Die streiten alles ab. Neben dem Bulgarien-Eklat sorgt der Wirbel um den türkischen Militär-Jubel für Aufsehen. Im Tennis gibt es dagegen einen Sexismus-Skandal rund um Julia Görges.

Rassismus-Eklat in Bulgarien: Schockt Hamilton jetzt die Formel-1-Welt? Trainer Balakov leugnet Vorfall 

Update vom 15. Oktober, 16.23 Uhr: Jetzt hat sich auch ein Profi-Sportler zu den rassistischen Vorfällen in Bulgarien geäußert. Zumindest kann man das so verstehen. 

Kein geringerer als Lewis Hamilton setzte einen bewegenden und nachdenklichen Post in seiner Instagram-Story ab. Darin schrieb er: „Ehrlicherweise fühle ich mich danach, alles aufzugeben. Komplett runterzufahren. Warum sollte ich mir Gedanken machen, wenn die Welt so ein Chaos ist und es den Leuten egal ist. Ich werde mir einen Moment Abstand nehmen, um meine Gedanken zu sammeln. Danke an diejenigen, die noch etwas auf diese Welt geben.“

Wie bild.de berichtet, habe Hamilton noch am Montagabend Posts abgesetzt, in denen er sich mit der Auslöschung des Planeten beschäftigte, zudem Leute dazu aufforderte, sich vegan zu ernähren und mehr für den Umweltschutz zu tun. Allerdings löschte der Formel-1-Weltmeister diese umgehend. 

Anscheinend hat der Rassismus-Vorfall in Bulgarien nun das Fass bei Hamilton zum Überlaufen gebracht.  

Lewis Hamilton postete diese Worte in seiner Instagram-Story.
Lewis Hamilton postete diese Worte in seiner Instagram-Story. © Instagram/@lewishamilton

Rassismus-Eklat: Bulgariens Trainer leugnet Vorfall, Verbandspräsident tritt zurück - selbst Johnson ätzt

Update vom 15. Oktober, 15.27 Uhr: Nach den rassistischen Vorfällen im EM-Qualifikationsspiel zwischen Bulgarien und England (0:6) ist der bulgarische Verbandspräsident Boris Michailow unter dem großen öffentlichen Druck zurückgetreten. Das gab der Verband BFU am Dienstagnachmittag bekannt. 

Die Entscheidung resultiere "aus den Spannungen der letzten Tage, die sich nachteilig auf den bulgarischen Fußball und die bulgarische Fußballunion auswirken".

Nur Stunden zuvor hatte der bulgarische Premierminister Bojko Borissow den sofortigen Rücktritt Michailows gefordert, der das Tor der bulgarischen Mannschaft beim sensationellen Erreichen des vierten Platzes bei der WM 1994 hütete.

Rassismus-Eklat: England in Aufruhr - Bulgarischer Trainer Balakov leugnet Vorfall: „Ich habe ...“

Update vom 15. Oktober, 14.03 Uhr: Der 6:0-Kantersieg der englischen Nationalmannschaft wurde von rassistischen Äußerungen bulgarischer Fans überschattet. Während die Vorfälle auf der Insel für Entsetzen gesorgt haben, werden Forderungen um Strafen nun immer lauter. 

Nachdem die Partie nach rassistischen Kommentaren von Seiten bulgarischer Anhänger zwei Mal unterbrochen worden war (28., 43.), entschieden sich die Engländer in der Halbzeitpause dennoch dazu, die Partie weiter fortzusetzen. Im Vorfeld der Partie hatten die englischen Nationalspieler angekündigt, bei rassistischen Vorfällen womöglich sofort das Feld verlassen zu wollen. Vor allem gegen Tyrone Mings, Raheem Sterling und Marcus Rashford richteten sich die Anfeindungen, die auch in Form von Affenlauten zum Ausdruck gebracht worden waren. 

Rassismus-Eklat: Englands Trainer: „Haben die richtigen Antworten gegeben“

Von einer „inakzeptablen Situation“ sprach der Trainer der Three Lions, Gareth Southgate, im Anschluss an das Spiel. Er betonte jedoch: „Aber wir haben die richtige Antwort gegeben.“ Dies sei zum einen der ungefährdete 6:0-Sieg gewesen. 

Weiter meinte Southgate: „Ich denke wir haben ein großes Statement abgegeben: Mit der Art und Weise, auf die wir das Spiel unter diesen schwierigen Umständen gewonnen haben. Aber auch indem wir alle auf die Situation aufmerksam gemacht haben und das Spiel zweimal unterbrochen wurde.“

Rassismus-Eklat: Stimmen nach harten Sanktionen werden lauter - darunter auch Premierminister Boris Johnson

Sogar den britischen Premierminister Boris Johnson bewegten die Vorfälle zu einem Statement. Folgendes ließ er über einen seiner Sprecher mitteilen: „Das war ekelhaft und muss aus dem Fußball getrieben werden.“ Demnach soll Johnson sogar einen Brief an die UEFA schreiben, in der „harte Strafen“ gefordert werden sollen. 

„Hoffentlich werden die höheren Mächte diesen Vorfall untersuchen“, sagte Englands Debütant Mings. Raheem Sterling meinte: „Es tut mir leid, dass Bulgarien durch solche Idioten repräsentiert wird.“ Der englische Verband FA bezeichnete die Vorfälle als einen „abscheulichen rassistischen Missbrauch“. 

Auf Anfrage der SID gab die UEFA hinsichtlich einer möglichen Klage bekannt, „erst die offiziellen Spielberichte zu analysieren und dann über etwaige Maßnahmen zu entschieden.“ Artikel 14 der Rechtspflegeordnung der Europäischen Fußball-Union sieht bei einem wiederholten Fall nämlich ein „Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit und eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro“ vor. Jedes weitere Vergehen kann im schlimmsten Fall zum Ausschluss aus dem Wettbewerb führen.

Rassismus-Eklat: Bulgarischer Trainer verneint Vorfälle „Ich habe...“

Was dennoch wohl zu denken geben muss, ist eine Aussage des bulgarischen Nationaltrainers und ehemaligen Bundesliga-Profi Krassimir Balakov. „Ich war auf das Spiel konzentriert, ich habe nichts gehört“, gab er zu verstehen. 

In Sofia kam es zu schlimmen rassistischen Vorfällen.
In Sofia kam es zu schlimmen rassistischen Vorfällen. © AFP / NIKOLAY DOYCHINOV

Der bulgarische Premierminister forderte unterdessen den „sofortigen Rücktritt“ des Verbandspräsidenten Boris Michailow. Dieser hatte sich bereits vor der Partie dagegen ausgesprochen, dass es in Bulgarien ein Problem mit rassistischen Fans gebe. 

Erstmeldung vom 15. Oktober: Rassismus-Eklat: Bulgarische Fans sorgen fast für Spielabbruch gegen England

Sofia - Die englische Fußball-Nationalmannschaft muss weiter auf ihr Ticket für die paneuropäische EM-Endrunde 2020 (12. Juni bis 12. Juli) warten. Die Three Lions setzten sich zwar mühelos mit 6:0 (4:0) in Bulgarien durch, sind aber wegen des 2:0 (2:0)-Erfolges des Kosovo gegen Montenegro in der Gruppe A noch nicht durch.

Marcus Rashford (7.), Ross Barkley (20., 32.), Raheem Sterling (45.+3, 69.) und Harry Kane (85.) erzielten die Treffer für den Favoriten, der sich auch von einigen unverbesserlichen bulgarischen Anhängern auf den Rängen nicht aus der Ruhe bringen ließ. Die Begegnung in Sofia stand mehrmals (28., 43.) kurz vor dem Abbruch, weil einige bulgarische "Fans" durch rassistische Rufe negativ auffielen und der Stadionsprecher die eigenen Anhänger mehrmals zur Mäßigung auffordern musste. Der kroatische Schiedsrichter Ivan Bebek hatte zuvor ein klares Signal gegeben.

Rassismus in Bulgarien: Es ist nicht das erste Mal

Bulgarische Zuschauer waren zuvor in den Spielen gegen Tschechien und den Kosovo im Juni durch rassistische Entgleisungen auffällig geworden. Die Europäische Fußball-Union UEFA bestrafte dies, unter anderem waren gegen England Teile der Tribüne geschlossen.

"Wir können bestätigen, das englische Spieler während des EM-Quali-Spiels in Bulgarien zum Ziel von rassistischen Gesängen geworden sind", schrieb der englische Verband FA in einer Mitteilung und bat die Europäische Fußball-Union (UEFA), den Fall zu untersuchen: "Das ist auf jedem Level inakzeptabel, und unser Fokus liegt jetzt darauf, unsere Spieler und die Betreuer zu unterstützen."

Bereits vor einigen Tagen hatten die Engländer angekündigt, bei den ersten Anzeichen von Rassismus bei den EM-Spielen sofort das Feld zu verlassen und damit sogar einen Punkteabzug in Kauf zu nehmen.

Beim Spiel der Türkei in Frankreich sorgten die Männer vom Bosporus für einen neuerlichen Eklat, weil sie vor dem Fanblock salutierten. Zwei Bundesliga-Profis verweigerten den Gruß.

Video: Militär-Gruß und Rassismus -  Skandal-Abend in der EM-Quali

sid

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