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Rettig tritt Job bei der DFL an

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Andreas Rettig
Andreas Rettig © dpa

Frankfurt/Main - Die mächtige Deutsche Fußball Liga hat einen neuen Geschäftsführer: Andreas Rettig will die Dachorganisation des Profifußballs nicht als Durchlauferhitzer für Fernsehgelder verstanden wissen.

Der neue Geschäftsführer erscheint in weißem Hemd, grauer Jeans und schwarzer Strickjacke: Andreas Rettig will bei der Deutschen Fußball Liga nicht nur die Ärmel hochkrempeln, sondern dem Dachverband der Proficlubs mit seinen Krawattenträgern auch wieder etwas mehr Bodenständigkeit vermitteln. „Ich wünsche mir, dass wir ein bisschen mehr über den Sport wahrgenommen werden, nicht nur als Vermarktungsverband“, sagte der 49-Jährige bei seiner Vorstellung am Donnerstag in der DFL-Zentrale in Frankfurt/Main. Das Kerngeschäft Fußball möchte Rettig mehr in den Vordergrund rücken - und den Vereinen nicht nur Dienstleister, sondern vor allem Partner sein.

Als früherer Manager des SC Freiburg, 1. FC Köln und FC Augsburg und langjähriger Angestellter bei Bayer Leverkusen gilt Rettig als ausgewiesener Fachmann. Als Gag bei seiner ersten Pressekonferenz bei der DFL ließ der ansonsten eher uneitle Spitzenfunktionär kurz ein paar Fernsehbilder zeigen: Wie er 1985 als Oberliga-Spieler beim Wuppertaler SV das Tor des Monats von Klaus-Dieter Nyken vorbereitete - mit einer lässigen Außenrist-Flanke. „Damit Sie sehen, dass ich nicht nur Schreibtischtäter war“, sagte Rettig schmunzelnd.

Bei Leverkusens Schwergewicht Reiner Calmund ging der neue „Geschäftsführer für Spielbetrieb und Lizenzierung“ einst in die Lehre. Der frühere Topmanager erinnert sich im Sportmagazin „Kicker“ an Rettig: „Er war frech auf eine angenehme Art und gewitzt wie kein Zweiter.“ Beim FC Augsburg war Rettig zuletzt sechs Jahre tätig, Clubchef Walther Seinsch sieht ihn als „Frontschwein“. Für Ligapräsident Reinhard Rauball ist der Nachfolger von Holger Hieronymus schlichtweg „der Wunschkandidat für diese Schlüsselposition“.

Im operativen Geschäft ist Rettig nun der starke Mann neben Christian Seifert, dem Vorsitzenden der DFL-Geschäftsführung. „Ich möchte ausdrücklich eine Lanze brechen für Christian Seifert, der nichts anderes gemacht hat, als die Liga nach vorne zu bringen, auch wirtschaftlich“, erklärte der gebürtige Leverkusener. Seifert glänzte zuletzt vor allem mit dem milliardenschweren TV-Vertrag für die Bundesliga.

In der so emotional geführten Sicherheitsdebatte im deutschen Fußball waren die Hardcore-Fans zuletzt auf Konfrontationskurs zu DFL und DFB (Deutscher Fußball-Bund) gegangen. „Ich habe nicht den Eindruck, dass hier im Hause jemand die Bodenhaftung verloren hat“, sagte Rettig. Der jetzige DFL-Geschäftsführer gilt als Mann des Ausgleichs mit dem Draht zur Basis und hatte sich schon beim Fan-Gipfel am 1. November in Berlin gestellt.

Nun sollen die Wogen weiter geglättet werden: Am nächsten Dienstag trifft er sich in der DFL-Zentrale mit Fanvertretern. „Wir dürfen jetzt nicht wieder die Fehler begehen, das zu einem Medienspektakel zu machen. Es ist ein Treffen auf Arbeitsebene“, sagte Rettig und warnte vor überhöhten Erwartungen: „Es geht darum, sich auszutauschen. Es wird nicht das Gespräch sein, wo sich alles in Luft auflöst.“ Die Fan-Kampagne „12:12“ will ihren Stimmungsboykott in den Bundesliga-Stadien nach der Winterpause nicht fortsetzen, hat aber weitere mögliche Proteste in der Sicherheitsdebatte angekündigt.

Rettig trug bei seiner Vorstellung an seinem zweiten Arbeitstag bei der DFL gleich einen ganzen Packen von Ideen vor. Als eines seiner Hauptziele nannte der Inhaber der Fußball-Lehrer-Lizenz die Stärkung des Schulsports, dafür soll eine Pilotstudie erstellt werden. Rettig will zudem dafür sorgen, dass der Leistungsdruck für Fußballtalente gemindert wird. Er war jahrelang für die Nachwuchs-Leistungszentren im deutschen Fußball tätig und hätte gerne, dass bei jungen Spielern berufliche Fortbildungen im Arbeitsvertrag verankert werden. Der neue Geschäftsführer hat klare Vorstellungen und viele Erfahrungen in die Frankfurter Guiollettstraße mitgebracht, betonte aber auch: „Nicht dass einer meint, jetzt kommt der Rettig und erfindet alles neu.“

dpa

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