Nämlich dann, wenn Schiedsrichter Marco Fritz auf Handelfmeter für die Schalker entschieden hätte. Dazu hatte er gleich mehrmals die Gelegenheit: Nach 56 Minuten köpfte Matija Nastasic nach einer königsblauen Ecke den Ball auf das gegnerische Tor. Bayern-Verteidiger Benjamin Pavard stand mit dem Rücken zu ihm in der Luft, in seiner Sprung-Bewegung hatte er den linken Arm weit abgespreizt. Nastasics Kopfball landete - aus kürzester Distanz - an Pavards Arm.
Die Pfeife von Fritz blieb stumm, auch vom Videoassistenten Bastian Dankert gab es kein Signal. Nach der Partie sagte Schalke-Trainer David Wagner am Mikrofon von Sky: „Der Ball geht aufs Tor, der Arm ist im rechten Winkel abgestreckt. Die Körperfläche ist vergrößert. So wie ich die Regeln verstanden habe, ist das ein Elfmeter. Der Ball geht aufs Tor, aus der Sicht sieht es so aus, dass er ins Tor geht. Ich behaupte nicht, dass es Absicht war.“
Bei zwei weiteren strittigen Szenen hatte Bayern-Neuzugang Ivan Perisic im wahrsten Sinne des Wortes seine Finger im Spiel. Nach einer Stunde spielte Guido Burgstaller die Kugel scharf nach innen, sie touchierte den Kroaten an dessen Arm. Fritz bekam dieses Mal aus dem Kölner Videokeller den Hinweis und überprüfte die Szene - es gab aber keinen Elfmeter.
Nach der Partie waren sich die Experten einig, dass ausgerechnet die einzige Szene, die überprüft wurde, am wenigsten für einen Elfmeter gereicht hätte. Wagner: „Das ist für mich kein Elfmeter. Ich hätte lieber, die anderen beiden wären überprüft worden.“ Trotzdem waren die Schalker schon zu diesem Zeitpunkt, beim Spielstand von 0:2, natürlich verärgert. So sehr, dass sie ihrem Unmut auch über Social Media Luft machten.
Auf Twitter postete S04 ein Bild und beschwerte sich. „Köln könnte sich ja auch mal ab und zu melden“, hieß es. Die klarste Situation sollte aber erst noch kommen: Daniel Caligiuri zog nach 63 Minuten einen Freistoß auf das Bayern-Tor. Perisic stand ganz außen in der Mauer, spreizte seinen Arm ab und fälschte den Ball so zur Ecke ab. Fritz hatte eigentlich optimale Sicht auf das Geschehen - weder er noch der VAR griffen ein.
Wagner wetterte: „Das ist ein klarer Treffer auf die Körperfläche. Wenn man die Bewegung macht, weiß man, was man macht. Das ist für mich der zweite Elfmeter, der nicht gegeben wurde.“ In der Live-Sendung zeigte Sky-Moderator Sebastian Hellmann dann sogar eine Instagram-Story von Wagners Tochter. Lea Wagner, Moderatorin beim SWR, schrieb: „Wenn der Videoschiedsrichter laut Tim Walter (Stuttgart-Trainer, d. Red.) gestern Pausenbrot essen war, war er heute zum 5-Gang-Menü verabredet“.
Im ZDF-Sportstudio sagte Schiedsrichter Fritz am Samstagabend: „Ich würde es wahrscheinlich anders entscheiden, kann aber nachvollziehen, dass ich nicht rausgeschickt wurde, weil es keine hundertprozentige Fehlentscheidung von mir war.“ Die erste Situation sei für ihn keine Absicht gewesen. Beim Caligiuri-Freistoß meinte er, dass der Ball klar an die Hand ginge, „sie ist aber nicht abgespreizt“. Auch Bayern-Trainer Niko Kovac wurde vom ZDF befragt. Er sagte über den Freistoß: „Ja, da kann man vielleicht drüber reden, aber nicht über die erste Situation. Benji kriegt den Ball von hinten an den Arm. Er kann ihn sich ja nicht abschneiden.“
Die Schalker sahen es natürlich anders. Auf dem offiziellen US-Twitter-Account tauchte kurz nach der Partie ein Bild auf. Darauf zu sehen: Die Bayern-Spieler beim Jubel. Darauf nicht zu sehen: Deren Arme! Die Social-Media-Abteilung hatte diese per Photoshop einfach weggeschnitten, um so auf die ausbleibenden Handelfmeter hinzuweisen.
Am Sonntagvormittag war das Hand-Chaos auch im Sport1-Doppelpass ein Thema. S04-Sportvorstand Jochen-Schneider sagte: „Ich würde nicht sagen, dass wir verpfiffen wurden. Der Sieg der Bayern war verdient. Aber wenn in einer der Szenen Elfmeter gepfiffen wird, dann steht es vielleicht 2:1 und dann haben wir ein anderes Spiel. Für mich aber ganz wichtig: Das Wort ‚verpfiffen‘ ist komplett deplatziert.“
In der Experten-Runde war aber schnell klar: Warum hat der VAR nicht eingegriffen? „War da gestern Bondage-Abend und alle waren gefesselt?“, fragte Michael Makus von der Bild. Das Publikum reagierte mit Lachern, auch in den sozialen Netzwerken waren die Fans amüsiert.
Gute Laune machte auch eine TV-Panne bei Sky. Dort kam der Reporter bei den Ivans aus der kroatischen Nationalmannschaft durcheinander - und verpasste Bayern-Neuzugang Ivan Perisic prompt einen neuen Nachnamen, wie tz.de* berichtet. Einen weiteren Neuzugang, den man schon sicher glaubte, scheint der FC Bayern dagegen verprellt zu haben. Bleibt Timo Werner doch in Leipzig?* Außerdem kam es am Rande des Schalke-Spiels zu einem kuriosen Zwischenfall. Ein Fan verfuhr sich auf dem Heimweg vom Stadion auf der Autobahn und tauchte erst zwei Tage später wieder auf.
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