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Jan Schlaudraff: Die Rückkehr des Genies

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Jan Schlaudraff, der in der Saison 2007/2008 acht Mal für die Bayern auflief, erzielte gegen Hoffenheim ein umstrittenes Freistoßtor
Jan Schlaudraff (Mitte) © dpa

Hannover - Es ist noch gar nicht so lange her, dass Hannovers mächtiger Präsident Martin Kind verkündete: „Die Entscheidung steht, Jan Schlaudraff spielt nie wieder für 96.“ Doch jetzt ist alles anders.

Die Leistungen des launischen Profis seien einfach zu dürftig, die Fitnesswerte zu ausbaufähig für einen Stürmer, der über 100.000 Euro im Monat verdient, so das Urteil. Also wurde für Schlaudraff im Spätsommer 2010 händeringend ein Abnehmer gesucht - aber nicht gefunden. Der Rest der Geschichte ist ein Lehrstück über die Schnelllebigkeit des Profifußballs.

Der 28-Jährige entwickelte sich zu einem absoluten Leistungsträger, machte in 22 Spielen vier Tore und bereitete weitere sieben Treffer vor. Am Ende stand die Qualifikation für die Europa League. Aber was noch wichtiger war: Schlaudraff brachte endlich Konstanz in seine Leistungen und reifte auf dem Platz zu einer Persönlichkeit mit Führungsqualitäten. „Er war abgemeldet und hat gezeigt, dass man sich auch in harten Zeiten zurückbeißen kann“, sagt Trainer Mirko Slomka über „Schlaufi“, „er kann helfen, junge Spieler besser zu machen.“ Doch das war nicht immer so.

Polarisiert hat er dagegen in allen seinen Klubs. Als aufstrebender Jungspund bei Alemannia Aachen, als Fehleinkauf bei Bayern München und als lange Missverstandener bei Hannover 96. „Meine Art ist nicht immer ganz einfach“, gibt Schlaudraff zu. Und noch immer stapft er manchmal aufreizend gelangweilt über den Platz und gibt mit seiner Körpersprache zu verstehen, dass die Kollegen ruhig ein bisschen für ihn mit rennen dürfen.

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Doch immer häufiger sorgt Schlaudraff für die besonderen Momente in einer ansonsten eher biederen 96-Mannschaft. Wenn das Schlitzohr den Ball am Fuß hat, kann immer etwas passieren. An guten Tagen hebelt er mit seinen Tempodribblings und Drehungen auf engstem Raum ganze Abwehrreihen im Alleingang aus. „Ich habe nie aufgegeben. Ich bin drangeblieben und habe stetig an mir gearbeitet“, sagt Schlaudraff über seine Wiedergeburt als Hoffnungsträger. Und Slomka meint: „Jan hat seine positive Einstellung zu seinem Beruf wiedergefunden.“ Seine Bilanz in dieser Saison: Fünf Treffer und sechs Vorlagen in 25 Spielen.

Längst ist der Liebhaber schneller Autos aus der Überraschungsmannschaft von Hannover nicht mehr wegzudenken. Als besonderes Zeichen der neuen Wertschätzung verlängerte Kind seinen Vertrag im vergangenen Monat bis 2015. Zudem konnte Sportdirektor Jörg Schmadtke vor der richtungweisenden Bundesliga-Partie gegen den 1. FC Nürnberg mit Christian Pander (2015) und Manuel Schmiedebach (2016) zwei weitere Leistungsträger langfristig an den Klub binden. „Das waren wichtige Entscheidungen und deutliche Zeichen“, sagt Kind. Das Ziel ist klar: Die Verantwortlichen wollen die Mannschaft, die 96 mit der besten Bundesligaplatzierung der Vereinsgeschichte in den Europapokal geschossen hat, zusammenhalten und weiter für Furore sorgen.

Mit Schlaudraff als gereiftem Leader. „Ich spiele jetzt seit mehr als anderthalb Jahren ohne große Probleme. Das tut mir gut. Und es geht noch mehr“, sagt er, „ich laufe, ich kämpfe und will meine Aufgaben offensiv und defensiv erfüllen.“ Keine Frage, Schlaudraff wird noch oft für 96 spielen.

Peer Lasse Korff und Kristof Stühm, SID

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