Nun stehe aber erst einmal das „eigentliche Spiel“ an, auf das er sich konzentrieren möchte. Nach dem Wochenende will sich „gay_Bundesligaspieler“ aber wieder melden. Sollte der Account tatsächlich echt sein, der Spieler selbst getwittert haben und alle Angaben der Wahrheit entsprechen, könnte man wohl schon vier Zweitligisten ausschließen, bei denen er derzeit unter Vertrag steht. Die Beiträge gingen um 18.26 Uhr online, um 18.30 Uhr wurden am Freitag die Partien Fürth gegen Dresden und Aue gegen Nürnberg angepfiffen.
Allerdings könnte „gay_Bundesligaspieler“ momentan natürlich auch verletzt oder gesperrt sein und deshalb nicht im Kader stehen. Aktuell (Stand: 19. Oktober, 9.54 Uhr) hat der Account 9450 Follower.
In der Bundesliga hofft der FC Bayern München dagegen, am Samstag im Derby gegen Augsburg wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Hier gibt es den Live-Ticker. Bei wa.de* verpassen Sie außerdem nichts zum Borussen-Duell zwischen Dortmund und Mönchengladbach.
Erstmeldung vom 18. Oktober 2019, 11.03 Uhr: Berlin - Das Thema Homosexualität ist im Profifußball auch im Jahr 2019 noch ein großes Tabu. Ein in der Männerdomäne Bundesliga heimischer Kicker, der auf das starke Geschlecht steht? Für viele Fans scheint das undenkbar zu sein.
Mit Thomas Hitzlsperger outete sich zwar im Januar 2014 in einem Interview mit der Zeit ein langjähriger Bundesligaspieler und England-Legionär offiziell und bekam für so viel Mut Zuspruch von allen Seiten. Doch der 52-malige Nationalspieler hatte seine Karriere eben ein halbes Jahr zuvor beendet.
Nun scheint sich jedoch ein noch aktiver Fußballer zu seiner Homosexualität bekennen zu wollen. Seit Mittwoch (16. Oktober) ist ein Twitter-Profil aktiv, dessen Nutzer sich „gay_Bundesligaspieler“ nennt. Im Profilbild ist die Regenbogenfahne zu sehen - ein international verbreitetes Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung.
In seinem ersten Eintrag schrieb der Twitter-User: „Ich bin ein schwuler Spieler der 2. Bundesliga. Ich möchte mich bald outen, um das Versteckspiel zu beenden. Ich teste hier, ob ich den Druck aushalten kann... Ask me anything!“ Die Follower werden also direkt dazu aufgefordert, mit der Person zu kommunizieren. Bereits nach zwei Tagen sammelte der Tweet knapp 1800 Likes.
In den Kommentaren sprechen ihm viele User ihre Unterstützung aus. So heißt es „Liebe doch wen du willst“, „Wir brauchen so mutige Menschen wie dich“ oder „You'll never walk alone“. Antworten des mutmaßlichen Fußballprofis auf die diversen Fragen sind dagegen nicht zu sehen.
Am Donnerstag wiederholte der Twitter-Nutzer seinen ersten Post noch einmal komplett auf Englisch, am Freitagmorgen folgte dann seine erste eigene Reaktion auf die von ihm losgetretene Entwicklung: „OK, ich wollte heute morgen nur kurz diesen Kanal checken. Muss mich erstmal sammeln - das gerät ja jetzt schon fast außer Kontrolle (niedergeschlagener Smiley). Jetzt muss sich mich erstmal auf das Training konzentrieren. Heute Abend mehr.“
Die ganze Geschichte ist natürlich mit Vorsicht zu genießen. Denn: Wer hinter dem Profil steckt und ob das Anliegen ernst gemeint ist, lässt sich nicht so einfach verifizieren. Deshalb schwingen bei jedem Eintrag zumindest Zweifel mit. Schließlich könnte es sich schlicht um ein Experiment handeln - ob mit oder ohne realen Hintergrund.
Ein tatsächliches Outing im deutschen Profifußball könnte zumindest den Weg ebnen für weitere Spieler - wenn die Reaktionen entsprechend ausfallen würden. Die Hoffnung eines schwulen Kickers dürfte wohl sein, dass er nach seinem Bekenntnis von allen Seiten exakt so behandelt wird wie vorher: Einfach wie ein Ballliebhaber, der seinen und den Traum von Millionen Männern im Land zum Beruf machen durfte.
Interessanterweise gab es bereits im Jahr 2016 den Fall, dass sich ein damaliger Drittliga-Spieler über die Internet-Plattform Reddit als schwul outete, dabei jedoch anonym bleiben wollte. Damals stellte er sich einem „Ask me anything“ - eine Parallele zum aktuellen Twitter-User.
Weltmeister Per Mertesacker sagte erst in diesem Jahr, dass der Fußball seiner Meinung nach „für das Thema Homosexualität noch nicht bereit“ sei. Derweil outete sich ein Profi aus der American-Football-Liga NFL und zeigte auch gleich seinen Partner. In der Tennis-Welt gab es währenddessen einen Sexismus-Skandal rund um Julia Görges.
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mg