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Wie geht es nun weiter für Hoeneß?

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Uli Hoeneß
Uli Hoeneß © afp

München - Die Staatsanwaltschaft München II hat am Dienstag gegen Uli Hoeneß Anklage wegen Steuerhinterziehung erhoben. Das Landgericht will bis Ende September entscheiden, ob nun ein Verfahren eröffnet wird.

Für Uli Hoeneß wird es ernst. Die Staatsanwaltschaft München II hat am Dienstag gegen den Präsidenten des deutschen Fußball-Rekordmeisters Anklage wegen Steuerhinterziehung erhoben. Die 5. Strafkammer des Landgerichts München II will nun bis Ende September über eine Zulassung der Anklage und die Eröffnung eines Hauptverfahrens entscheiden.

„Es gibt eine vierwöchige Äußerungsfrist, die gewährt wird. Erst danach wird die Kammer entscheiden, ob die Klage zugelassen wird“, sagte Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich dem Sport-Informations-Dienst (SID). In diesem Fall würde es zur Verhandlung kommen. Lehnt das Gericht die Eröffnung eines Verfahrens ab, kann die Staatsanwaltschaft nochmals Rechtsmittel einlegen. Eine Verfahrenseröffnung gilt in Juristenkreisen jedoch als sicher.

Die Justizpressestelle des Oberlandesgericht München hatte den Vorgang gegen Hoeneß in aller Kürze bekannt gegeben und den Nachnamen des Bayern-Präsidenten dabei sogar abgekürzt. „Die Staatsanwaltschaft München II hat die Ermittlungen in dem Verfahren gegen Ulrich H. am 29.07.2013 abgeschlossen und am 30.07.2013 Anklage zur 5. Strafkammer (Wirtschaftsstrafkammer) des Landgerichts München II erhoben.“ Die Anklage sei dem 61-Jährigen bereits zugestellt worden. Weitere Stellungnahmen will das Gericht bis zur Bekanntgabe der weiteren Vorgehensweise nicht mehr abgeben - es wies auf „besondere Geheimhaltungspflichten in Steuerstrafverfahren“ hin.

Der FC Bayern und Hoeneß, der gleichzeitig noch immer den Aufsichtsrat des Triple-Gewinners anführt, gaben zunächst keinen Kommentar ab. Auch Bayern-Teilaktionär adidas, dessen Vorstandsboss Herbert Hainer sich auch als stellvertretender Aufsichtsrats-Chef der Münchner schon mehrfach hinter Hoeneß gestellt hat, wollte am Dienstag auf SID-Anfrage „unseren bereits bekannten Aussagen zum Thema nichts“ hinzufügen.

Hoeneß hatte beim Finanzamt Anfang des Jahres Selbstanzeige wegen eines nicht ordnungsgemäß deklarierten Kontos in der Schweiz erstattet. „Angesichts des Umfangs der Ermittlungsakten sowie der Tatsache, dass der Verteidigung zunächst eine Äußerungsfrist von einem Monat zugebilligt wurde, ist mit einer Entscheidung des Gerichts über die Eröffnung voraussichtlich nicht vor Ende September 2013 zu rechnen“, hieß es nun in der Mitteilung des OLG.

Hoeneß selbst hatte sich im Rahmen des Testspiels um den Uli-Hoeneß-Cup gegen den FC Barcelona vor Wochenfrist erstmals seit Wochen zu seinem Steuerfall geäußert - und sich optimistisch gezeigt, dass die Angelegenheit glimpflich ausgeht. „Ich bin zuversichtlich, dass es eine gute Lösung gibt“, sagte er vor dem Spiel über die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Er denke, „dass es in den nächsten zwei, drei Monaten“ eine Entscheidung geben werde. Er habe „wie 48.000 andere Deutsche“ eine Selbstanzeige gestellt und wüsste nicht, „warum meine nicht gültig sein sollte“.

Vom Ausgang des Verfahrens will der frühere Manager abhängig machen, ob er seine Ämter als Präsident und Aufsichtsratschef des deutschen Fußball-Rekordmeisters weiterführen wird. Er wolle jetzt „in Ruhe abwarten, wie diese Steuer-Angelegenheit weitergeht, dann werden wir weitersehen. Im Moment kann ich es noch nicht abschließend sagen.“

In den vergangenen Wochen habe er aber „unheimlich viel Zustimmung bekommen, von den Fans, dem Verein, dem Aufsichtsrat“. Er habe die Zeit zwar „sportlich genießen“ können, sagte Hoeneß weiter, „aber es war eine schwere Zeit, die man nur mit einer tollen Familie im Rücken überstehen kann“.

Laut Recherche des Nachrichtenmagazins Der Spiegel kann Hoeneß hoffen, dass ihm der Gang ins Gefängnis erspart bleibt. Der Spiegel berichtete zuletzt, die Staatsanwaltschaft wolle zwei Jahre Haft auf Bewährung beantragen, zudem solle Hoeneß eine Geldstrafe von 720 Tagessätzen zahlen. Ein mögliches Urteil könne deshalb so milde ausfallen, weil ein Großteil von Hoeneß' rund 3,2 Millionen Euro Steuerschulden angeblich bereits verjährt ist. Die strafrechtlich relevante Schuld betrage 900.000 Euro und liege damit unter der Grenze von einer Million, jenseits der eine Bewährungsstrafe nicht mehr möglich ist.

Vielleicht wirkte Hoeneß an jenem Mittwochabend deshalb einigermaßen entspannt. Schon vor der Partie gegen Barca hatte er die Einnahmen in Höhe von 2,5 Millionen Euro mit einem Lächeln an vier soziale Einrichtungen übergeben. Der Applaus der 71.000 Fans war ihm ebenfalls sicher.

Fragen und Antworten im Steuerfall Hoeneß

Der FC Bayern München hat zunächst keinen Kommentar zur Anklageerhebung gegen Club-Präsident Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung durch die Staatsanwaltschaft München abgegeben. „Wir sagen dazu nichts“, erklärte Markus Hörwick, Sprecher des deutschen Fußball-Rekordmeisters, am Dienstag.

sid/dpa

Hoeneß: Die Steuer-Affäre in Zitaten

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