1. Startseite
  2. Sport
  3. Fußball

Kießling verrät: Deshalb durfte ich nicht mehr zur Nationalmannschaft

KommentareDrucken

Stefan Kießling beendet am Samstag seine Karriere.
Stefan Kießling beendet am Samstag seine Karriere. © dpa / Federico Gambarini

Er war Torschützenkönig der Bundesliga, für die große Karriere in der Nationalmannschaft hat es aber nicht gereicht: Stefan Kießling. Nun verrät der Stürmer, woran das gelegen hat.

Leverkusen - Stefan Kießling hat wenige Tage vor seinem Karriereende den Umgang von Bundestrainer Joachim Löw mit ihm kritisiert. In einer Aussprache 2013 habe ihm Löw gesagt, „dass ich nicht in sein System passe. Das habe ich akzeptiert“, sagt der Torjäger von Bayer Leverkusen im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur: „Doof für mich war nur, dass er das nie öffentlich gesagt hat und das Thema immer wieder unnötig aufkam.“

Kießling war nach seinem sechsten Länderspiel im Spiel um Platz 3 bei der WM 2010 nicht mehr von Löw nominiert worden. Als Kießling im Jahr 2013 Bundesliga-Torschützenkönig wurde, forderten viele Fans und Experten öffentlich seine Rückkehr ins DFB-Team. „Es hat sich ehrlich gesagt durchaus auch gut angefühlt, dass die Menschen mich in der Nationalmannschaft sehen wollten“, sagt der 34-Jährige heute: „Nur der Bundestrainer wollte mich eben nicht. Ich habe aber nie verstanden, warum öffentlich eine Aussprache zwischen uns gefordert wurde. Ich hatte ja nichts getan. Und der Bundestrainer auch nicht.“

Kießling: „Ich war sicher kein Stinkstiefel“

Ob Löw ein Problem mit ihm hatte? „Da müssen Sie ihn fragen. Ich hatte keine Probleme mit ihm. Ich war ja auch nur ein kleiner Fisch im Teich, war nur selten dabei. Und ich war sicher kein Stinkstiefel“, beteuert Kießling. Gerüchte über einen Disput bei der WM 2010 bestreitet er nicht gänzlich. „Natürlich war ich unzufrieden, denn ich hätte gerne mehr gespielt“, sagt er: „Aber ich habe nix angestellt oder gegen den Trainer geschossen.“

Auch interessant: Das sagt Oliver Bierhoff über Manuel Neuers WM-Chancen

Auf die US-Reise 2013, für die er wohl nominiert worden wäre, verzichtete er freiwillig. Und das bereut er nicht. „Warum auch?“, fragt er: „Als Notnagel ohne Aussicht auf eine Perspektive - das musste nicht sein. Da war der Urlaub schöner.“

Kießling wird nach dem Spiel von Bayer am Samstag gegen Hannover seine Profi-Karriere beenden. Für Leverkusen geht es um den Einzug in die Champions League. Kießling spielt seit 2006 für die Werkself. Seinen Abschied als Profifußballer nimmt er nach eigener Aussage nicht so schwer: „Ich werde alles in mich aufsaugen und es wird sicher hochemotional werden. Natürlich werde ich auch Dinge vermissen. Aber die schmerzende Hüfte sagt mir: Es ist der richtige Zeitpunkt.“

Kießling über das Phantomtor und den Ruf des Geldes

Ums Geld ging es Kießling bei seiner Profikarriere nie. Deshalb habe er auch in zwölf Jahren nie seinen Verein verlassen. „Ich war Stammspieler, habe gutes Geld verdient, habe mich wohlgefühlt, meine Frau kommt von hier, meine Kinder sind hier geboren - warum hätte ich woanders das Glück herausfordern sollen? Nur um mehr Geld zu verdienen, wäre ich nie gewechselt“, sagt er.

Ein weiteres Kapitel, über das Kießling spricht, ist das Phantomtor 2013 im Spiel gegen Hoffenheim. Damals war Kießlings Kopfball durch ein Loch von außen ins gegnerische Tor gefallen. Das Tor zählte, obwohl bereits auf den Videoleinwänden im Stadion zu sehen war, dass es irregulär war. Kießling geriet daraufhin in die Kritik. Heute sagt er dazu: „Da haben Leute in einer Art und Weise über mich geredet, das geht gar nicht. Ich war der Leidtragende, weil ich den Ball geköpft habe. Aber ich habe doch vorher kein Loch ins Netz geschnitten und extra dorthin geköpft. Plötzlich lag der Ball im Tor - wie er dahingekommen ist, habe ich nicht gesehen.“

Auch interessant: Das komplette Interview mit Stefan Kießling lesen Sie hier!

Kießling hat in seiner Karriere sechs Länderspiele für die Nationalmannschaft bestritten, unter anderem kam er zweimal bei der WM 2016 zum Einsatz. Er wurde 2013 mit 25 Toren Torschützenkönig der Fußball-Bundesliga. 2006 wechselte der gebürtige Franke vom 1. FC Nürnberg zu Bayer Leverkusen, mit Bayer stand der Publikumsliebling im Pokalfinale 2009 und wurde Vizemeister 2011.

dpa/sid

Auch interessant

Kommentare