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Sündenbock Lakic erlebt Martyrium

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Srdjan Lakic musste sich nach dem Spiel einiges von den Fans anhören
Srdjan Lakic musste sich nach dem Spiel einiges von den Fans anhören © Getty

Kaiserslautern - Das Remis zwischen Kaiserslautern und dem HSV rückte schnell in den Hintergrund. Im Mittelpunkt stand Srdjan Lakic, der zum Sündenbock für die FCK-Misere gemacht wurde.

Als Stefan Kuntz den Sündenbock der Massen nach dem Abpfiff innig an seine Brust drückte, standen Srdjan Lakic trotz der tröstenden Worte des Klubchefs die Tränen in den Augen. Mit leiser und gebrochener Stimme kommentierte der Kroate in Diensten des 1. FC Kaiserslautern sein Martyrium während und nach dem 1:1 (1:0) gegen den Hamburger SV. „Es ist nicht perfekt, wenn die Fans so respektlos sind“, sagte der Torjäger mit Ladehemmung, an dem sich der Zorn des Volkes entlud, weil er seit der Bekanntgabe seines Wechsel zum VfL Wolfsburg zur neuen Saison nicht mehr getroffen hat.

Brandgefährlich: Fans außer Kontrolle

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Die Anfeindungen gegen Lakic, der sich kurz nach dem Abpfiff noch mit den pöbelnden Fans angelegt hatte und von den Mitspielern beruhigt werden musste, ließen sogar HSV-Trainer Armin Veh nicht kalt. „Es geht mich zwar nichts an, aber ich kann nicht nachvollziehen, dass bei einem Verein im Abstiegskampf der eigene Spieler ausgepfiffen wird“, äußerte Veh, dessen Zukunft beim HSV bis Mitte März geklärt sein soll.

Noch deutlichere Worte als Veh fanden die Teamkollegen von Lakic und FCK-Trainer Marco Kurz. „Ich kann gar nicht glauben, was hier passiert ist. Es ist sehr bitter, dass dem Spieler, der in der Hinrunde noch der gefeierte Held war, so in den Hintern getreten wurde. Ich hätte nicht gedacht, dass sowas hier passieren kann“, sagte Spielmacher Christian Tiffert: „Die Fans tun uns keinen Gefallen damit.“

Außenverteidiger Florian Dick richtete sich nach dem gerechten Remis vor 45.682 Zuschauern, für das Adam Hlousek mit seinem ersten Treffer in der Eliteklasse (18.) und der Hamburger Nationalspieler Marcell Jansen (54.) sorgten, direkt an die Anhänger des Aufsteigers. „Ich kann es nicht verstehen. Ich appelliere an die Fans, ihn in den letzten Spielen nicht fallen zu lassen. Ich bin überzeugt, dass er noch viele wichtige Tore für uns erzielen wird“, erklärte Dick.

Auch Kurz nahm Lakic, der in der Hinrunde elfmal getroffen hat, in Schutz und äußerte sein Unverständnis. „Das ist doch wirklich Wahnsinn. Ich habe es in Kaiserslautern noch nicht erlebt, dass ein Spieler mit dem FCK-Zeichen auf der Brust ausgepfiffen wird. Er hatte maßgeblichen Anteil am Aufstieg und an unserer bisherigen Punktezahl“, sagte der mit einer Jobgarantie ausgestatte Coach, dessen Team in der Rückrunde noch sieglos ist und lediglich drei Zähler holte: „Nur als Kollektiv mit den Fans können wir die Liga erhalten. So etwas geht nicht und wird uns unsere Stärke rauben.“

Auch Lakic, der gegen den HSV unglücklich agierte und dem die Fans nach wie vor ein Foto im Wolfsburger Trikot übel nehmen, stellte den Erfolg des Klubs über die eigenen Befindlichkeiten. „Es geht nicht um meine Person, es geht um den Klassenerhalt. Nur alle gemeinsam können wir diese Situation meistern“, sagte der Angreifer: „Ich bin überzeugt, dass ich wieder treffen werde und dass die Mannschaft das Ziel erreicht.“

Sein anvisiertes Ziel will auch der HSV trotz des kleinen Rückschlags in der Pfalz noch erreichen. Ein Platz im internationalen Wettbewerb soll es trotz der Diskussionen um Veh, den wieder nur als Reservist nominierten Stürmerstar Ruud van Nistelrooy und Vorstandsboss Bernd Hoffmann am Ende werden. So sieht es jedenfalls Torschütze Jansen: „Wir sind von Beruf Fußballer. Wir müssen trotz der ganzen Nebengeräusche professionell damit umgehen und die nötigen Punkte holen.“

sid

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